Ausverkauf der Euro-Helden

Sport / 23.08.2022 • 23:04 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Frankfurt-Trainer Oliver Glasner (r.) verliert wohl auch Goalie Kevin Trapp.ap
Frankfurt-Trainer Oliver Glasner (r.) verliert wohl auch Goalie Kevin Trapp.ap

Eintracht Frankfurt droht der Abgang von Torhüter Kevin Trapp zu Manchester United.

Frankfurt/Main Kevin Trapp und Oliver Glasner schlenderten Seite an Seite über den Roten Teppich am Hamburger Fischmarkt, ernteten einträchtig die Lorbeeren für ihre europäischen Heldentaten. Doch den letzten Ausläufern des gemeinsamen Rauschs könnte die Blitz-Scheidung folgen. Denn Trapp soll beim taumelnden englischen Riesen Manchester United hoch im Kurs stehen.

„Ich mache mir keine Sorgen“, betonte Coach Glasner beim Sport-Bild-Award und schob mit breitem Grinsen vielsagend hinterher: „Aber ich habe mir öfters schon keine Sorgen gemacht – und dann war der Spieler weg. Wie bei Filip Kostic.“ Der spielt mittlerweile bekanntlich bei Juventus Turin. Und mit Trapp könnte nach dem märchenhaften Triumph in der Europa League der Ausverkauf der Topstars weitergehen. Die Gerüchte seien nicht mehr als „eine schöne Rückmeldung“, beschwichtigte der Nationaltorhüter bei der Ehrung zur Mannschaft des Jahres: „Manchester ist ein großer Verein, aber ich habe mich damit nicht beschäftigt.“ Doch trotz drohendem Konkurrenzkampf mit David de Gea und persönlichem Abstieg von der Champions in die Europa League –die Zeichen verdichten sich. Trapp soll laut kicker das ihm vorliegende Angebot über einen Vierjahresvertrag annehmen wollen.

Keine Ruhe in Frankfurt

„Aus sportlicher Sicht“ hoffe er „natürlich“ auf einen Verbleib, sagte Glasner: „Ich bin froh, dass wir so einen tollen Torwart und so einen tollen Menschen in unseren Reihen haben. Kevin ist ein Vorbild“. Doch er habe als Trainer wenig mitzureden. „Am Ende müssen das Kevin und der Klub entscheiden“, führte der Österreicher aus. Und an der Zustimmung des Vereins könnte der Transfer tatsächlich scheitern. Trapp hat am Main einen Vertrag bis Sommer 2024, konkrete Gefahr für einen ablösefreien Abgang besteht also nicht. Die Eintracht will vielmehr den Kontrakt mit dem 32-Jährigen weiter verlängern, den gebürtigen Saarländer mit der Aussicht auf den Status als Vereinslegende locken. Aber reicht das? Frankfurts früherer Vorstandsvorsitzender Heribert Bruchhagen „ahnt“, dass Trapp trotz aller Verbundenheit zur Eintracht „dem Markt folgen muss, denn in Manchester wird mit Sicherheit mehr bezahlt als in Frankfurt“. Er selbst hatte Trapp 2015 „zu Paris St. Germain transferiert. Das hat dem Jungen damals schon wehgetan, aber er musste das Angebot annehmen“.

United will wohl mit einem Angebot im hohen einstelligen Millionenbereich in den Poker um Trapp einsteigen – sicher viel zu wenig für die Eintracht. Schließlich müsste in der letzten Transferwoche Ersatz auf Champions-League-Niveau her, die bisherige Nummer zwei Diant Ramaj scheint mehr Versprechen für die Zukunft als Soforthilfe für die Gegenwart. Fakt ist deshalb: Bis zum Deadline Day am 1. September wird am Main sicher keine Ruhe einkehren.