„Es ist und bleibt ein langfristiges Projekt“
Ahmet Schaefer setzt in Zukunft noch mehr auf die Kooperation zwischen Clermont Foot und der Austria.
Zürich Die VN trafen Ahmet Schaefer, Inhaber der Core Sports Capital-Group (CSC), Begründer der Kooperation und Bindeglied zwischen dem französischen Erstligisten und der Lustenauer Austria, zum einem seiner spärlich gesäten Interviews im mondänen Zürich. Dort hat der weitgereiste Vater von drei Kindern seit zwei Jahren seinen Wohnsitz, von dort aus pendelt er regelmäßig zwischen beiden Klubs hin und her. Dabei gab er einen Ein- und Ausblick, was den Vorarlberger Bundesligaaufsteiger betrifft.
Herr Schaefer, wie schaut Ihre Bilanz bezüglich Austria Lustenau in der Bundesliga aus?
Schaefer Sportlich befinden wie uns im Plan. Hätte man uns das vor der Saison angeboten, hätte ich es unterschrieben. Der Aufstieg markierte ja für alle im Klub eine Art Neuanfang. Nicht nur für den Klub, sondern vor allem für Spieler und Trainer. Letzte Saison war man das Siegen fast gewöhnt, jetzt wird man durch Niederlagen mit einer neuen Situation konfrontiert.
Wie bringen Sie sich dabei ein?
Schaefer Wir hatten eine sehr ähnliche Situation letztes Jahr mit Clermont Foot als Aufsteiger. In der wir einfach unserer Linie treu geblieben sind, sprich unseren Fans weiter dynamischen und offensiven Fußball mit jungen Talenten boten. An dieser DNA, der wir uns ja verschrieben haben, ist festzuhalten. Das werden wir auch in Lustenau so handhaben. Das Gleiche gilt für das Trainerteam und den Staff, weil diese Herren haben uns dorthin gebracht, wo wir jetzt stehen. Und ich bin felsenfest davon überzeugt, dass wir unser Ziel Klassenerhalt auch mit dieser Einheit schaffen werden.
Dann muss Sie der tolle Saisonstart der Austria ja bestätigt haben.
Schaefer Auch ich war positiv überrascht. Wobei ich der Meinung bin, dass uns die gegnerischen Teams unterschätzt haben. Aber wir waren so clever und haben es ausgenutzt. Dank Trainer Markus Mader, der an der Spielidee, weiter offensiv und frech auftreten zu lassen, festgehalten hat. Vielleicht war dies die große Überraschung. Diese geholten Punkte helfen uns jetzt.
Wie sehen ihre kurz -und mittelfristigen Ziele mit der Austria aus?
Schaefer An erster Stelle steht natürlich der Klassenerhalt. Den wollen wir mit offensivem und attraktivem Fußball schaffen. Darüber hinaus soll sich die Austria in der höchsten Liga etablieren. Weiters, wenn man sich festgesetzt hat und alles perfekt zusammenläuft, einmal für eine Überraschung sorgen und nach dem Grunddurchgang unter den ersten sechs Teams stehen. Daran arbeiten wir schon heute.
Szenarien, die auch Ihrer Idee der Talenteentwicklung, um diese dann lukrativ verkaufen zu können, entgegenkommen.
Schaefer Das spielt natürlich mit hinein. Etabliert sich die Austria in der Bundesliga, wird man attraktiver für Spieler, bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass wir an unserer Philosophie deixeln. Bei der Austria soll auch in Zukunft der Stamm aus österreichischen Spielern bestehen, dazu wollen wir eben auch einige junge „exotische“ Spieler einbauen, von denen wir glauben, dass sie die Schritte in den ganz großen Fußball schaffen können. Aktuell ist es so, dass der Spielerfluss ja von Clermont nach Lustenau geht. Wir wollen uns so entwickeln, dass auch der Weg von Lustenau nach Clermont öfters möglich wird. So soll diese Allianz wachsen. Daher haben wir kein Problem, wenn man in Bezug auf Austria Lustenau über die „French Connection“ spricht.
Wann geschehen?
Schaefer Zuletzt beim Derby in Altach als deren Platzsprecher von Clermont Lustenau sprach. Das nehmen wir mit einem Schmunzeln auf. Interessant dabei, dass man sich in Altach mit Georg Festetics nun zwar keinen Franzosen als Sportdirektor ins Boot geholt hat, aber immerhin einen Mann, der die letzten Jahre den Fußball in Frankreich gelebt hat. In meinen Augen ein Zug der Altacher, dass man sich auch international öffnet.
Wie gut kennen Sie Altachs neuen Sportdirektor?
Schaefer Wir kennen uns schon lange über Freunde unserer Eltern. Er war letzte Saison auch mit mir auf einigen Matches von der Austria im Reichshofstadion. Georg kommt mit einem großen internationalen Koffer ins Ländle, hat Monacos langjährigen Sportdirektor Vadim Vasilyev, der federführend war bei einigen der größten Transfers international überhaupt, viele Jahre über die Schulter schauen dürfen. Mich freut es, dass so ein Mann nun bei einem Klub in der Nähe arbeitet.
Aktuell agieren Sie mit zwei Klubs, gibt es Bestrebungen wieder einen dritten Verein zu „übernehmen“?
Schaefer Eines vorweg: Als wir unser Projekt sowohl in Frankreich als auch in Österreich starteten, hätten wir nie erwartet, dass wir mit beiden Klubs so schnell in den höchsten Ligen stehen. Dafür sind wir dankbar. Sehen uns aber im gleichen Atemzug zu noch mehr Verantwortung verpflichtet. Wir wollen aus beiden Teams solide und respektierte Teilnehmer im Oberhaus machen. Das bedeutet viel Arbeit. Und nachdem wir die Zusammenarbeit mit dem dänischen Klub Vendyssel FF beendet haben, stecken wir nun all unsere Kräfte in Clermont und Lustenau. Wir wollen nicht wachsen, wollen auch unser Team beibehalten und so die Performance beider Vereine, sowohl sportlich als auch strukturell, optimieren. Dafür geben wir uns Zeit. Und nicht nur Geld. Ich werde nie hergehen, und einfach Geld in einen Klub stecken, nur um kurzfristige Ziele zu erreichen. Es ist und bleibt ein langfristiges Projekt.
Das aber nach kurzer Zeit schon Erfolg brachte, siehe Muhammed Cham.
Schaefer Cham ist sicher ein „Vorzeigeobjekt“, was die Kooperation betrifft. Er hat alles, für was CSC steht, mitgemacht. Hat sich über Dänemark und Lustenau bei Clermont zum Stammspieler entwickelt, ist aktueller Teamspieler Österreichs. Auf den Teamchef Ralf Rangnick wohl längerfristig setzt, denn wir haben gerade eine Anfrage für Freistellung für die Länderspiele gegen Andorra und Italien auf den Schreibtisch bekommen.
Sie halten 25 Prozent an der Austria, wollen Sie in Zukunft mehr?
Schaefer Im Moment gibt es keine Bestrebungen. Wobei zu sagen ist, dass sich, seitdem ich die 25 Prozent innehabe, auch nicht viel verändert hat an unserer Zusammenarbeit. Wir haben gemeinsam mit den Vereinsverantwortlichen eine tolle Unternehmenskultur geschaffen, in der wir vieles gemeinsam entscheiden. So wird es auch weitergehen.