Freud und Leid bei der Premiere

Sport / 22.01.2023 • 19:30 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Der 16-jährige Harder Joel Schwärzler ist bei den Australian Open erstmals bei einem Grand-Slam-Tennisturner im Einsatz. <span class="copyright">GEPA</span>
Der 16-jährige Harder Joel Schwärzler ist bei den Australian Open erstmals bei einem Grand-Slam-Tennisturner im Einsatz. GEPA

Joel Schwärzler bei seinem Australian-Open-Debüt mit Sieg im Doppel und Niederlage in Einzel.

Melbourne Neun Jahre nach dem letzten Auftritt von Julia Grabher war mit Joel Schwärzler wieder ein Vorarlberger bei den Australian Open in Melbourne auf höchster Juniorenebene im Einsatz. Der 16-jährige Harder stand bei seinem Grand-Slam-Debüt innert sechs Stunden gleich zwei Mal auf dem Platz, ein Erfolgserlebnis war ihm dabei im Einzel allerdings nicht gegönnt: Der amtierende U16-Europameister, aufgrund seiner Erfolge letztes Jahr und dem Wegfall des 2004-er-Jahrganges in der ITF-Rangliste auf Rang 33 vorgerückt, musste sich in der ersten Hauptrunde dem schon in der ATP-Weltrangliste gereihten (Rang 1720) einheimischen Wildcard-Inhaber Pavle Marinkov (ITF 275) in 85 Minuten mit 4:6, 5:7 geschlagen geben.

Knapp zwei Stunden später durfte sich Schwärzler dann in der Doppelkonkurrenz, zusammen mit dem Polen Tomasz Berkieta (ITAF 38), doch noch über seinen ersten Grand-Slam-Sieg freuen. Nach einem packenden Duell und 78 Minuten Spielzeit setzte sich die österreichisch-polnische Paarung gegen die Italiener Lorenzo Carboni und Felipe Virgili Berini mit 6:7(5), 6:4 im Match-Tiebreak mit 10:7 durch.

„Das Joel die Rückhand dermaßen wegbricht,
hat mich ein bisserl überrascht.“

Jürgen Melzer, ÖTV-Sportdirektor

Im Achtelfinale treffen Schwärzler/Berkieta am Dienstag (Uhrzeit noch offfen) auf Volodymyr Iakubenko/Oliver Ojakaar. Während der Ukrainer (ITF 59) im Einzel wie Schwärzler 7:6, 6:7, 4:6 unterlag, gelang dem Esten Ojakaar (ITF 55) mit einem 7:6, 6:4 gegen Wildcardspieler Marcus Schoemann der Sprung in die zweite Runde. In der Startrunde elimierten Iakubenko/Ojakaar die auf Position sechs gereihten Abel Forger/Yi Zhou (Fra/Chn) 6:3, 6:3.

34 unerzwungene Fehler

Schwärzler legte bei seinem Grand-Slam-Debüt auf Court 12 gegen Marinkov einen guten Start hin, führte schnell mit 2:0, samt zwei Chancen aufs Doppelbreak zum 3:0. „Er hat eigentlich gut begonnen, wobei der Gegner mitgeholfen hat. Als der Australier dann die anfängliche Nervosität abgelegt hat, war es eine ausgeglichene Partie, in der Joel einfach zu viele Fehler begangen“, berichtete ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer, der den Südstadt-Schützling in Down Under vor Ort betreut. Nach einem Aufschlagverlust zum 3:3 blieben auch bei 4:4 zwei Breakbälle ungenützt. Im anschließenden Game musste Schwärzler dann erneut sein Service zum Satzverlust hergeben.

Joel Schwärzler wird in Melbourne von ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer (l.) betreut. <span class="copyright">GEPA</span>
Joel Schwärzler wird in Melbourne von ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer (l.) betreut. GEPA

Im zweiten Durchgang konnte der Harder ein Break zum 1:3 umgehend mit einem Rebreak kontern. Ein weiterer Aufschlagverlust im zwölften Game besiegelte jedoch sein Aus. Schwärzler gewann letztlich beeindruckende 15 seiner 16 Punkte am Netz. Als gravierenden Unterschieb bezeichnete Melzer die Rückhand: „Hier hat Joel 23 seiner insgesamt 34 unerzwungenen Fehler gemacht. Allein im ersten Durchgang unterliefen ihm deren 13 bei Rückhandschlägen.“

Rückhand als „Schwachstelle“

Dementsprechend fiel auch Melzers Fazit aus dem Melbourne Park aus: „Ohne Rückhand ist es schwierig zu spielen – und vor allem schwierig zu gewinnen. Das waren einfach viel zu viele Fehler. Joel hat nicht in seinen Rhythmus hineingefunden, hatte auch zu wenige erste Aufschläge im Feld.“
Übrig bleibt dennoch eine wertvolle Ersterfahrung auf Grand-Slam-Ebene: „Ich glaube schon, dass er auch nervös war, aber dass Joel die Rückhand dermaßen wegbricht, davon war ich ein bisserl überrascht. Aber das ist das, was ich im Vorfeld gesagt habe: Er muss die Erfahrungen sammeln. Es war sein erstes Majorturnier, das spielt sicher auch mit. Ich bin mir sicher, dass er es beim nächsten Mal besser machen wird. Dass die Niederlage wehtut, das ist klar. Ich weiß, dass er jetzt down ist.“

Schwärzlers Vorbereitung auf die Premiere sei laut Melzer gut gewesen, da habe es nichts gegeben. „Joel ist gesund, hat hier in Australien eigentlich wirklich gut trainiert, kaum Trainingssätze verloren. Aber es ist dann halt doch etwas anderes, Match zu spielen. Um auf diesem Niveau als Sieger vom Platz zu gehen, war es einfach zu wenig. Das muss man so sagen, wie es ist und da gibt es nichts zu beschönigen.“

Nach dem verpatzten Premierenauftritt im Einzel hofft Österreichs einzig verbliebener Spieler in Melbourne nun darauf, dass im Doppel ein versöhnliches Turnierende gelingt.

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