Mennel für Rückkehr russischer Sportler

Sport / 02.02.2023 • 19:17 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
2014 war Wladimir Putin bei den Olympischen Spielen in Sotschi Gast im Österreich-Haus bei Peter Mennel, Karl Schranz und ÖOC-Präsident Karl Stoss.APA
2014 war Wladimir Putin bei den Olympischen Spielen in Sotschi Gast im Österreich-Haus bei Peter Mennel, Karl Schranz und ÖOC-Präsident Karl Stoss.APA

Der ÖOC-Generalsekretär unterstützt die Pläne des IOC.

Wien Sollen russische und belarussische Athleten an den Olympischen Spielen 2024 in Paris teilnehmen dürfen oder nicht? Die Diskussion über diese Frage spaltete in den vergangenen Tagen die Sportwelt und wurde befeuert von der Aussage von IOC-Präsident Thomas Bach, der eine Wiederzulassung russischer und belarussischer Athleten befürwortet hatte. „Diese Überlegungen werden getragen – weltweit, durch eine riesengroße Mehrheit“, sagte Bach dem ZDF.

Peter Mennel, Generalsekretär des ÖOC, ist auf einer Linie mit Bach, wie er in einem Interview mit dem „Standard“ betonte. „Keine Athletin, kein Athlet sollte nur aufgrund seines Passes an der Teilnahme an Wettkämpfen gehindert werden. Dieses Argument ist aus meiner Sicht absolut nachvollziehbar“, sagte der Bregenzer, dies sei auch die Linie des österreichischen Olympischen Komitees. Sanktionen wie das Nicht-Zeigen der Flagge solle es dennoch weiter geben. Das sehe laut Mennel ein Großteil der IOC-Mitglieder so. Durch die Teilnahme an Olympischen Spielen würden die Athleten ohnehin einer Einverständniserklärung zustimmen, die politische Gesten und Statements verbiete. Zuwiderhandlungen hätten eine Disqualifikation und einen Ausschluss aus dem Olympischen Dorf zur Folge.

Mennel hatte Wladimir Putin 2014 bei den Olympischen Spielen in Sotschi im Österreich-Haus getroffen und einen geselligen Abend mit dem russischen Diktator verbracht. Wie er sich daran erinnere, wollte der „Standard“ wissen. „Um ganz ehrlich zu sein: Er war sehr höflich, unkompliziert und unprätentiös. Ja, einfach höflich“, sagte Mennel, der die anschließenden Entwicklungen mit dem Überfall Russlands auf die Krim für „unvorhersehbar“ gehalten habe.

Lettland kündigt Verzicht an

Die Ankündigung des IOC hatte zu heftiger Kritik am Olympischen Komitee geführt. „Das IOC ist ein Promoter von Krieg, Mord und Zerstörung. Das IOC schaut mit Freude der Russischen Föderation zu, wie sie zerstört, und bietet ihr dann eine Plattform an, um Völkermord zu promoten, und ermutigt sie zum weiteren Töten“, schrieb Mychajlo Podoljak, Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, auf Twitter. Auch Estlands Regierungschefin Kaja Kallas hat sich mit deutlichen Worten gegen eine mögliche Wiederzulassung von russischen und belarussischen Sportlern bei internationalen Wettkämpfen ausgesprochen. Ein solcher Schritt wäre „nicht nur heuchlerisch und rückgratlos“, schrieb die Ministerpräsidentin des baltischen EU- und Nato-Landes auf Facebook. Estlands Nachbar Lettland will sogar auf eine eigene Teilnahme verzichten, sollten russische Athleten in Paris am Start stehen. „Wenn wir die Entscheidung jetzt fällen müssten, würden wir an solchen Wettbewerben nicht teilnehmen“, sagt ein Sprecher des lettischen Olympischen Komitees.

Der frühere Box-Weltmeister und Olympiasieger Wladimir Klitschko (46) sagte in einer Videobotschaft: „Heute sind Russen Olympiasieger in Verbrechen gegen Zivilisten. Sie gewinnen die Goldmedaille in der Verschleppung von Kindern und der Vergewaltigung von Frauen.“ Bach solle diese Verbrechen nicht mit dem „olympischen Abzeichen“ versehen, da er sich sonst zum „Komplizen dieses abscheulichen Krieges“ mache und „den olympischen Geist“ verrate, sagte Klitschko: „Ein Land, das die Grundprinzipien des Völkerrechts mit Füßen tritt“, könne vom IOC nicht „legitimiert und unterstützt werden“.

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