Johannes Strolz und die WM: “Sag niemals nie”

Sport / 03.02.2023 • 17:00 Uhr / 8 Minuten Lesezeit
Beim Nachtslalom in Schladming zeigte Johannes Strolz in Durchgang eins auf. <span class="copyright">gepa</span>
Beim Nachtslalom in Schladming zeigte Johannes Strolz in Durchgang eins auf. gepa

Johannes Strolz sieht den Slalom am Samstag in Chamonix als zusätzliche Chance, um in die erwünschte WM-Form zu kommen.

Chamonix „Sag niemals nie“ lautet der Titel eines James Bond Films aus dem Jahre 1983. Sean Connery hatte als „007“ in Max von Sydow und Klaus Maria Brandauer zwei bekannte Schauspieler als Bösewichte zu bekämpfen. Während es jedoch Connerys letzter Auftritt als Bond gewesen war, will Johannes Strolz sein „Sag niemals nie“ vor den Ski-Weltmeisterschaften, die für ihn am Dienstag mit der Kombination beginnen, ganz anders verstanden wissen. Seine aktuelle Form mache ihn derzeit nicht zu einem der großen Medaillenkandidaten, allein gänzlich ohne Chance ist er nicht. Oder wie er im VN-Gespräch betont: Sag niemals nie!

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In Schladming wirkte von außen betrachtet vieles schon flüssiger im Ablauf zwischen den Toren. Ein Gefühl, das auch Sie hatten?
Ja, speziell im ersten Durchgang habe ich das Gefühl selbst auch verspürt. Es war um einiges flüssiger, ganz so, wie ich es mir grundsätzlich vorstelle. Da waren viele gute Schwünge dabei, der Rhythmus war gut und ich bin gut ins Attackieren gekommen. Ich verspürte jenes Gefühl, das mich in der letzten Saison großteils begleitet hat. Darauf möchte ich aufbauen.

Die ganz große Zufriedenheit fehlt noch bei Johannes Strolz. <span class="copyright">gepa</span>
Die ganz große Zufriedenheit fehlt noch bei Johannes Strolz. gepa

Was fehlt noch, um den Zeitabstand zur Spitze zu verringern?
Dabei sind leider auch die Schneeverhältnisse ein wesentlicher Faktor. Heuer hatten wir viele Rennen, in denen mit höheren Startnummern die Zeitabstände größer geworden sind. Aber ich denke, wenn die Verhältnisse gut sind und ich meine Leistung abrufen kann, dann bin ich in guter Schlagdistanz zur Spitze. Es ist einfach vieles möglich, wenn es mir gelingt, mich auf meine Sache zu konzentrieren und diese umzusetzen. Denn ich sehe ja im Training, dass vieles sehr gut passt, dass es skifahrerisch grundsätzlich stimmt. Den Abstand zur Spitze zu verringern ist auch Kopfsache, hat viel mit Leichtigkeit zu diese. Diese muss man sich Tag für Tag erschaffen.

Jetzt wartet vor der WM heute noch der Slalom in Chamonix. Wie froh sind Sie darüber, noch einmal Selbstvertrauen tanken zu können?
Ich freue mich auf den Slalom, bin froh um die Chance, noch ein gutes Ergebnis einfahren zu können. Ich werde jedenfalls alles reinhauen und dann werden wir ja sehen, ob es für ein gutes Resultat reicht.

Zuweilen wirkte Johannes Strolz in dieser Saison sehr nachdenklich. <span class="copyright">gepa</span>
Zuweilen wirkte Johannes Strolz in dieser Saison sehr nachdenklich. gepa
Vieles, das weiß der Olympiasieger, vieles funktioniert schon sehr gut. <span class="copyright">gepa</span>
Vieles, das weiß der Olympiasieger, vieles funktioniert schon sehr gut. gepa

Wie gut kennen Sie die Strecken in den WM-Orten Courchevel bzw. Meribel, wo die Parallelbewerbe stattfinden?
Ich bin mir nicht sicher, aber die Piste in Meribel kenne ich gar nicht. Jedenfalls habe kein Bild im Kopf

Zuletzt sind Sie in den Trainings auf die „langen Latten“, sprich Super-G-Ski gewechselt. Wie gut hat Ihnen der Wechsel im Trainingsalltag getan?
Auf jeden Fall sehr gut. Wir haben in Saalbach mit der Speedmannschaft trainiert. Es hat riesigen Spaß gemach mit der Abfahrtstruppe, einfach lauter Supertypen. Die Trainings waren sehr angenehm, weil du den Wind im Gesicht spürst, weil das Tempo ein wenig höher ist (schmunzelt) und der Fokus ein wenig ein anderer ist. Das mit der Umstellung hat gut geklappt, auch wenn anfangs ein wenig das Timing fehlt. Du darfst einfach nicht glauben, in der ersten Fahrt alles zerreißen zu müssen. So habe ich mich herangetastet und mir die Zeit gegeben.

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Marco Schwarz ist Titelverteidiger in der Kombination. Ist er für Sie auch der Topfavorit auf Gold? Wie schätzen Sie den Schweizer Loic Meillard ein und was ist Johannes Strolz zuzutrauen?
„Blacky“ ist für mich der große Favorit auf Gold. Er ist ein exzellenter Skifahrer, aktuell sehr gut in Form und hat in jeder Disziplin ein Top-10-Ergebnis erzielt. Eine unglaublich große Leistung, heutzutage schon fast einzigartig. Mit Pintaurault muss man immer rechnen, auch Meillard gehört für mich zu den Medaillenanwärtern, wie auch die Speedfahrer Kilde oder Kriechmayr. Der Bewerb verspricht auf jeden Fall viel Spannung. Mich persönlich zähle ich nicht zu den Favoriten. Aber es ist alles möglich. Denken wir an vor einem Jahr. Wer hätte da gedacht, dass der Strolz das Rennen in Adelboden gewinnt. Also sag niemals nie. Ich werde auf jeden Fall mein Bestes versuchen und probieren, um die Medaillen mitzukämpfen. Das ist immer das Ziel bei einer Großveranstaltung.

Alles versucht, nichts ging für Johannes Strolz in Kitzbühel. <span class="copyright">gepa</span>
Alles versucht, nichts ging für Johannes Strolz in Kitzbühel. gepa

Bei einer Großveranstaltung zählen meist nur die Medaillenränge. Wie viel Druck macht das oder sorgt es mehr für ein Gefühl „Alles oder nichts“?
Natürlich versucht jeder auf das Podest zu fahren, denn alles andere ist zweitrangig. Deshalb ist meine Einstellung wie im Vorjahr vor Peking: Ich fahr‘ da nicht unter dem Motto ,dabei sein ist alles‘ mit. Wenn du als Österreicher am Start stehst, dann will man um eine Medaille mitfahren. Das ist mein klares Ziel. Druck verspüre ich dennoch keinen, bin ich doch trotz schwierigem Saisonverlauf im WM-Aufgebot. Ich sehe es vielmehr als Privileg an, weil es doch immer das große Ziel ist bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften an den Start zu gehen.

Johannes Strolz weiß: Er muss sich auf das Wesentliche konzentrieren. <span class="copyright">gepa</span>
Johannes Strolz weiß: Er muss sich auf das Wesentliche konzentrieren. gepa

Gab es in den letzten Trainingstagen noch Details, an denen gefeilt wurde?
Es wurde an sehr vielen Details gearbeitet. Sei es meine Herangehensweise aus mentaler Sicht, aber auch skitechnich und in Bezug auf das Material entwickeln wir uns immer weiter. So haben wir beim Ski dahingehend etwas verändert, damit ich mehr Stabilität reinbekomme. Diesbezüglich haben wir schon vieles richtig gemacht, jetzt muss ich es halt noch umsetzen. Ich habe auch viel mit den Trainern darüber gesprochen, was in meinem Kopf abläuft. Gemeinsam haben wir einen guten Plan erarbeitet.

Erinnerungen an das Vorjahr – da war bei Johannes Strolz viel Leichtigkeit dabei. <span class="copyright">Steurer</span>
Erinnerungen an das Vorjahr – da war bei Johannes Strolz viel Leichtigkeit dabei. Steurer

Wie gelingt es Ihnen, die Enttäuschungen während der Saison auszublenden und Vollgas zu geben? Gibt es dafür ein spezielles Rezept?
Das gibt es nicht. Aber natürlich tut es weh, speziell wenn du in Kitzbühel ausscheidest. Bei einem so wichtigen Heimrennen. Oder wenn Durchgang zwei wie in Schladming ein Kampf ist. Das alles sind bittere Pillen. Wichtig ist, diese Enttäuschungen auch zuzulassen, dann anzunehmen, zu akzeptieren und Lösungen zu finden. Ich muss das tun, was in meiner Macht steht, alles andere ist nebensächlich. Die Erinnerung an die Vorsaison hilft ebenfalls. Ich weiß, wenn ich alles umsetze, bin ich dabei. Eine große Rolle spielt auch das Betreuerteam. Denn über gewisse Dinge reden zu können, macht für mich vieles einfacher. Im Endeffekt kannst du dir aber nur selbst helfen. Denn am Start bist zu allein. Und so gilt: Einfach dranbleiben – und im Dranbleiben bin ich ja ganz gut.

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