Ein Endspiel mit dem Potenzial, Geschichte zu schreiben

Sport / 10.02.2023 • 13:30 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Patrick Mahomes ist der Trumpf der Kansas City Chiefs. <span class="copyright">AP</span>
Patrick Mahomes ist der Trumpf der Kansas City Chiefs. AP

Philadelphia Eagles gegen Kansas City Chiefs als Duell der beiden besten NFL-Teams.

Schwarzach Die NFL ist eine Liga der Superlative. Finanzen, Medienmacht, Starpower, Expansionshunger. All das durfte ich Ihnen an dieser Stelle in den letzten Tagen etwas genauer beschreiben. So ist es natürlich auch kein Zufall, dass zwischen den Halbfinalspielen der National Football League und dem großen Endspiel namens Super Bowl volle zwei Wochen liegen. In bester NFL-Manier kann dadurch die Werbetrommel satte 14 Tage lang gerührt werden. Damit sich auch bis in den hintersten Weltwinkel herumspricht, dass die Amerikaner am „Super Sunday“ einen inoffiziellen Feiertag begehen, an dem sich alles nur um ein einziges Football-Spiel dreht. Sportlich treffen sich zum 13. Mal in der Geschichte die beiden besten Mannschaften der Regular Season auch im Finale. Allein deswegen darf man sich wohl auf eine qualitativ enorm hochwertige Auseinandersetzung einstellen.

Im Vorjahr triumphierten die Los Angeles Rams gegen die Cincinnati Bengas. <span class="copyright">Reuters</span>
Im Vorjahr triumphierten die Los Angeles Rams gegen die Cincinnati Bengas. Reuters

Das spricht für Kanas City

Die Kansas City Chiefs stehen zum dritten Mal binnen vier Jahren im Endspiel um die Vince Lombardi Trophy. Mit einem Sieg im Februar 2020 und einer Niederlage 2021 bilanziert man bei 1:1, ein zweiter Super-Bowl-Sieg für Quarterback (QB) Patrick Mahomes und die Seinen würde die Chiefs und ihn in elitäre Sphären hieven. Zwei (oder mehr) Lombardis gab es in der 56-jährigen Super-Bowl-Geschichte gerade mal für 13 Stammspieler auf der QB-Position.
Dass Mahomes unter der Ägide von Head Coach Andy Reid – der seines Zeichens Anfang der 2000er-Jahre über eine Dekade große Erfolge in Philadelphia feiern konnte – überhaupt die Chance auf Championat #2 hat, grenzt an ein kleines Wunder. Denn vor der Saison wurde mit Tyreek Hill der wohl gefährlichste Passfänger der Chiefs nach Miami transferiert. Ohne den Mann, der die tiefen Pässe reihenweise aus der Luft pflückte, musste sich die Offense in Kansas City kurzerhand neu erfinden. Gelungen ist das nur, weil Mahomes der wohl begabteste Werfer seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar überhaupt, ist. Auch ohne Hill hat Mahomes die Liga in punkto erzielter Passing Yards und Touchdowns angeführt.

Patrick Mahomes bringt alles mit, um die NFL über Jahre zu dominieren. <span class="copyright">Apa</span>
Patrick Mahomes bringt alles mit, um die NFL über Jahre zu dominieren. Apa

In der Defensive werkt mit Tackle Chris Jones einer der disruptivsten Verteidiger der NFL. Disruptiv muss auch der Rest der Verteidigung sein, denn Philadelphia verfügt zwar über eine verhältnismäßig simple, aber enorm variantenreiche Offensive.

Chris Jones (l.) räumt in der Chiefs-Defensive auf.<span class="copyright"> AP</span>
Chris Jones (l.) räumt in der Chiefs-Defensive auf. AP

Das spricht für Philadelphia

Fünf Jahre nach dem ersten Super-Bowl-Sieg der Teamgeschichte ist „Philly“ erneut nur einen Sieg vom ganz großen Wurf entfernt. Dass lediglich drei Spieler von damals überhaupt noch im 53-Mann-Kader stehen, illustriert perfekt, warum „NFL“ auch gerne als Synonym für „not for long“ (zu deutsch: nicht lange andauernd) hergenommen wird. Zu schwierig ist es durch eine feste Gehaltsobergrenze und den jährlichen Draft, wo sich die schlechtesten Teams der Vorsaison als erstes mit Talenten eindecken dürfen, konstant kompetitiv zu bleiben. Insofern verwundert es doch, dass die Eagles mit einem de facto komplett neuen Team so rasch wieder im Finale stehen. Als Väter des Erfolgs lassen sich zumindest drei Protagonisten ausmachen. General Manager Howie Roseman für eine kluge Kader-Politik, Cheftrainer Nick Sirianni, der im zweiten Jahr seines Wirkens dem Team eine passende Philosophie und Kultur eingeimpft hat, und Quarterback Jalen Hurts. Letztgenannter galt bis vor wenigen Monaten noch als spielerisch zu limitiert, um große NFL-Erfolge zu feiern. Diese Saison straft der 24-Jährige alle Kritiker Lügen. Offensiv verfügen die Eagles über eines der mächtigsten Laufspiele der jüngeren Vergangenheit, mit den historisch besten Quarterback-Jägern der Liga-Geschichte erwartet Hurts‘ Gegenüber Mahomes ein äußerst unangenehmes Duell.

Jalen Hurts gibt sich vor dem Super Bowl selbstbewusst. <span class="copyright">AP</span>
Jalen Hurts gibt sich vor dem Super Bowl selbstbewusst. AP

Die Prognose

Für die Buchmacher sind die Eagles mit 1,5 Punkten Vorsprung der Favorit. Bedenkt man, dass vermeintliche Vorteile im Football normalerweise mit einem Field-Goal-Unterschied (3 Punkte) oder einem Touchdown (7 Punkte) indiziert werden, dann bewegt man sich recht nah an einem Spiel, dessen Ausgang jenem eines Münzwurfes ähnelt. Genau das erwarte ich auch.

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