Die Königsdisziplin
Perrine Pelen als OK-Präsidentin der WM setzt sich zu mir und meinen Schweizer Gästen und gratulierte den Eidgenossen zu Gold und Bronze in der Damenabfahrt. Halt, wir haben auch Silber gewonnen, wirft der einzige Ösi am Tisch ein. Ja, es fehlten lächerliche vier Hundertstel auf Gold. Aber für Nina Ortlieb war es sicherlich der beste Moment ihrer Karriere. Ausgleichende Gerechtigkeit würde ich sagen, nachdem ihr Vater Patrick vor 31 Jahren mit fünf Hundertstel Vorsprung Gold in Val d‘Isère gewinnen konnte.
Der Höhepunkt der WM in Courchevel, die Herrenabfahrt, sollte auch das erste Gold für Österreich bringen. Viele Pferde hatten wir zwar nicht am Start, aber dafür ein sehr starkes. Kriechmayr sollte die Sache richten und als Reserve Marco Schwarz. Aber Kriechmayr riskierte viel zu wenig und war kaum in der Hocke. Da fehlte definitiv viel Adrenalin. Das hatte dafür ein anderer. Marco Odermatt erwischte einen Traumlauf. Mit der Brillanz eines Weltmeisters carvte er fast wie im Riesenslalom diese schwere Abfahrt hinunter und hatte dabei noch die beste Aerodynamik von allen. Sogar Kilde ist an dieser Zeit zerbrochen und holte abermals „nur“ Silber. Dann blieb nur noch Marco Schwarz, der die Kohlen aus dem Feuer holen sollte. Und ich muss sagen, eine bravouröse Fahrt von Marco. Seine Fahrt war für einen Slalomfahrer herausragend. Und wenn ihm im Zielhang nicht die Kraft ausgegangen wäre, hätte er sicherlich die Bronzene gewonnen. So blieb leider nur Blech.
„Bei der Fahrt von Vincent Kriechmayr fehlte mir definitiv das Adrenalin. Ganz anders bei Marco Odermatt.“
Marc Girardelli
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Marc Girardelli zählt mit fünf Gesamt-Weltcupsiegen zu den erfolgreichsten alpinen Rennläufern im Skizirkus.
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