Das römische Juwel

Bei AS Roma dreht sich auf dem Spielfeld alles um Weltmeister Paulo Dybala.
Rom Im argentinischen Nationalteam hat er Lionel Messi vor sich, bei Juventus Turin war es jahrelang Cristiano Ronaldo. Bei der AS Roma ist der Mann mit dem Babyface der unumschränkte Star: Paulo Dybala hat die Erwartungen in seiner ersten Saison bei Salzburgs Europa-League-Gegner bisher voll erfüllt. Der 29-Jährige blüht als zentrale Figur in José Mourinhos System auf. Kein Spieler in Europas Top-5-Ligen hat in den ersten Wochen nach Jahreswechsel mehr Assists geliefert. Bis 2025 hat Dybala bei der Roma unterschrieben, nachdem er sich mit Juventus nicht auf einen neuen Vertrag hatte einigen können. Der argentinische Weltmeister könnte den Club dennoch bereits im Sommer wieder verlassen – und das relativ günstig. Angeblich hat sich Dybala eine Ausstiegsklausel für ausländische Clubs über lediglich zwölf Millionen Euro in seinen Vertrag schreiben lassen. Für Rivalen in Italien sind es 20 Millionen. Der Offensivstar dürfte damit selbst wählen können.
Erst drei Tore im Nationalteam
Die Roma ist dabei, Dybala langfristig von ihrem Projekt zu überzeugen. Bisher hat es für „La Joya“ (das Juwel), so sein Spitzname, in Italiens Hauptstadt sehr gut funktioniert. Acht Tore und sieben Assists stehen nach 16 Ligaspielen zu Buche, in Europa League und Cup traf er in fünf Einsätzen dreimal. Mourinho schwärmt von seinem Spielmacher. „Manchmal passen Spieler den Ball und der Ball wirkt irgendwie eckig. Bei Paulo ist es anders, bei ihm ist der Ball immer rund und geschmeidig“, erklärte der Portugiese. „Er ist einfach zu gut.“
Mourinho lässt den Ausnahmekicker in seinem 3-4-2-1 meist neben Kapitän Lorenzo Pellegrini in einer hängenden Rolle hinter Solospitze Tammy Abraham spielen. Dybala hat sich bisher nur lobend über den Startrainer geäußert, der vielen auch als Defensivapostel gilt. „Er hilft mir, jeden Tag besser zu werden“, sagte der Kreativmann. 2019/20 war Dybala, der seine ersten Jahre in Italien bei Palermo verbracht hatte (2012-2015), noch als Juve-Kicker zum besten Spieler der Serie A gewählt worden. Mit Juventus war er fünfmal Meister, in sieben Jahren erzielte er für die Turiner in 293 Pflichtspielen 115 Tore und nicht weniger als 163 Scorerpunkte. Aufgrund der Vorfahren seiner Mutter erhielt Dybala 2012 auch die italienische Staatsbürgerschaft. Sein Großvater väterlicherseits war aus Polen, der Enkel entschied sich dennoch für das argentinische Nationalteam.
Mit der „Albiceleste“ holte Dybala im Dezember in Katar den WM-Titel. Im Finale gegen Frankreich erst Sekunden vor dem Elferschießen eingewechselt, versenkte er seinen Versuch dort mit einigem Risiko flach in der Mitte. Mit Oberschenkelproblemen ins Turnier gestartet, kam der Angreifer sonst nur im Halbfinale gegen Kroatien zu einem Kurzeinsatz. Weil sein Spielstil nicht sonderlich gut mit jenem von Messi zusammenpassen soll, war er im Nationalteam noch nie eine Fixgröße. In bisher 36 Länderspielen reichte es lediglich zu drei Toren. Weltmeister darf sich Dybala dennoch nennen – im Gegensatz zu seinem Vorbild Juan Roman Riquelme. Der Bub mit den einprägsam sanften Gesichtszügen schwärmte einst für die Boca Juniors. Groß geworden ist er aber nicht in Buenos Aires, sondern in der Region Cordoba. Sein Vater chauffierte ihn täglich mit dem Auto aus Laguna Larga zum Training in die 50 Minuten entfernte Provinzhauptstadt. Er starb allerdings, als der talentierte Sohn 15 Jahre alt war, an Krebs.
Der Bub aus der Pension
Dybala zog ein halbes Jahr später in eine Pension seines Clubs Instituto de Cordoba. Aufgrund eines in dieser Zeit erschienen Artikels über den begnadeten Youngster ist Dybala in Argentinien auch als „El pibe de la pension“ (der Bub aus der Pension) bekannt. Bis 2012 kickte er für Instituto – in einem Stadion, das für Österreichs Fußball keine geringe Bedeutung hat: dem Estadio Olimpico Chateau Carreras (nun Estadio Mario Alberto Kempes), in dem das ÖFB-Team bei der WM 1978 dank Hans Krankls Doppelpack Deutschland mit 3:2 besiegte.
„Bei Paulo ist der Ball immer rund und geschmeidig. Er ist einfach zu gut.“
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