In der Klasse der Könige

Special Fußball Award 2022: Robert Schörgenhofer. Über viele Jahre war er Österreichs Schiedsrichter Nummer eins. Der Dornbirner hinterließ nach seinem Karriereende eine große Lücke.
Schwarzach Als einen von Weltformat bezeichnete VFV-Präsident Horst Lumper den ehemaligen Unparteiischen Robert Schörgenhofer am Ende seiner Karriere. 2020 hat der langjährige FIFA-Schiedsrichter seine Laufbahn aufgrund der Altersgrenze beendet, die Fitness wäre einer Fortsetzung der erfolgreichen Karriere jedenfalls nicht im Wege gestanden, nahm der Dornbirner doch im Sommer 2020 bei der Weißen-Ring-Trailchallenge in Lech teil und lieferte auf der verkürzten Strecke über knapp 15 Kilometer mit 900 Höhenmetern eine beachtliche Leistung ab. Am 21. Februar wurde Schörgenhofer 50 Jahre alt und verfolgt den Fußball weiterhin aufmerksam als VN-Experte, Schiedsrichter-Beobachter und Fan.



Der ÖBB-Bedienstete war nicht immer „Everbody’s Darling“ – welcher Schiedsrichter ist das schon –, doch er hatte eine Linie, an der sich die Spieler orientieren und auf die sich Weltstars wie Lionel Messi verlassen konnten.
Die Wege von Schörgenhofer und dem Weltfußballer aus Argentinien kreuzten sich am 1. November 2011 in Pilsen. Messi spielte mit seinem Klub FC Barcelona beim tschechischen Meister Viktoria Pilsen und profitierte von einem Elfmeterpfiff Schörgenhofers. Der Argentinier verwandelte als gefoulter Spieler selbst und erzielte das erste von drei Toren an diesem Abend in Pilsen.
Zur Person
Robert Schörgenhofer
war von 2007 bis 2019 FIFA-Schiedsrichter
Geboren 21. Februar 1973 in Dornbirn
Einsätze Österreich 215x Bundesliga, 121x 2. Liga, 25x ÖFB-Cup
Einsätze International 10x Champions League, 44x Europa League, 37x Länderspiele, 6x Schweizer Liga, 1x Ägyptische Liga
Beruf ÖBB-Angestellter

Letzter Schiedsrichter in der Champions League
Der Abgang von Schörgenhofer hinterließ nicht nur in Vorarlberg eine große Lücke, auch Österreich wartet seitdem auf einen Nachfolger, auf einen von „Weltformat“, wie es Schörgenhofer war. 2012 pfiff der Dornbirner das Europa-League-Sechzehntelfinale zwischen Twente Enschede und Steaua Bukarest – es sollte zehn Jahre dauern, bis mit Harald Lechner wieder ein Österreicher ein K.o.-Spiel im Europacup leitete (2022 Maccabi Tel Aviv gegen PSV Eindhoven). In der Champions League ist Schörgenhofer weiterhin der bislang letzte Österreicher, dem ein Spiel in der Königsklasse zugetraut wurde.



Wunsch nach Gerechtigkeit
Der 50-Jährige war stets ein Gerechtigkeitsfanatiker, das hat ihn in die Rolle des Schiedsrichters gebracht. „Ich habe selbst Fußball gespielt und in einer Partie eine völlig lächerliche Rote Karte kassiert. Das war mein Antrieb, ich wollte für Gerechtigkeit sorgen. Mir ging es sicher nicht um Macht“, erinnerte sich der Dornbirner einst an seine Anfänge.



Die derzeitige Revolution im Schiedsrichterberuf, den Video-Referee, hat Schörgenhofer nur noch am Rande mitbekommen. Die Diskussionen um die Unparteiischen haben damit nicht abgenommen, entscheidend ist weiterhin die Qualität des Schiedsrichters – bei Robert Schörgenhofer hat diese stets gestimmt.