Doppelte Freude in Kvitfjell

Nina Ortlieb belohnte sich mit ihrem zweiten Weltcupsieg für eine ereignisreiche Saison.
Kvitfjell Die Saison von Nina Ortlieb begann vor 98 Tagen mit der Bestzeit im ersten Abfahrtstraining der Saison in Lake Louise und erlebte am Sonntag mit dem ersten Saisonsieg der Lecherin einen weiteren Höhepunkt. Doch dazwischen erlebte die 26-Jährige einige Rückschläge, von denen Ortlieb jeweils gestärkt zurückkam.

In Kanada setzte die Speedfahrerin mit den Abfahrtsplatzierungen sechs und zwei ein erstes Ausrufezeichen und verblüffte Konkurrenz und Beobachter. Denn für die Lecherin war es das erste Weltcuprennen nach 23 Monaten Pause aufgrund einer schweren Knieverletzung. Als „unglaublich“ bezeichnete auch Konkurrentin Sofia Goggia den damaligen Auftritt von Ortlieb.

Es folgte im Jänner die unfreiwillige Aufmerksamkeit nach den kritischen Äußerungen von Patrick Ortlieb über den Zustand des ÖSV im Allgmeinen und das österreichische Damenteam im Speziellen. „In meinen Augen sieht er schon, dass jeder sein Bestes probiert. Aber in seiner Verantwortung liegt es auch, zu versuchen, dass die Spitzenergebnisse da sind. Man sucht Wege, wie man bestmöglich unterstützen kann“, pflichtete Nina Ortlieb ihrem Vater bei, sie war zu diesem Zeitpunkt die mit Abstand beste rot-weiß-rote Abfahrtsläuferin der Saison. Es folgte ein enttäuschendes Heim-Wochenende in St. Anton mit nur vier Weltcuppunkten aus zwei Rennen, ehe ein schwerer Sturz in Cortina die WM-Vorbereitung von Ortlieb jäh stoppte. Eine Gehirnerschütterung setzte die 26-Jährige außer Gefecht.

Zwei Wochen später war sogar der Startplatz von Ortlieb für die WM-Abfahrt in Gefahr. Ein schlechtes erstes Training in Meribel ließ die Trainer an der Fitness der Lecherin zweifeln, erst eine bessere Leistung zwei Tage später bescherte das Fixticket. Die Speed-Spezialistin hatte damit die schwierigste Phase der Saison überstanden. Was folgte, ist bekannt. Ortlieb überraschte alle und raste in der Spezialabfahrt zu WM-Silber. „Das war es wert“, diktierte sie im Anschluss in die Notizblöcke der Journalisten und meinte damit die langen Phasen der Reha und die vielen Comebacks, die sie gestartet hatte.

Das Team hält zusammen
Mit ihrem zweiten Weltcupsieg der Karriere ließ die Vizeweltmeisterin in Kvitfjell ein weiteres Highlight folgen, und das vor ihren zwei Teamkolleginnen Stephanie Venier und Franziska Gritsch. „Oft werden wir Österreicher so abgestempelt, als ob da kein Teamspirit dahinter ist – aber eigentlich ist es genau anders“, sagte Ortlieb.

„Oft werden wir Österreicher so abgestempelt, als ob da kein Teamspirit dahinter ist.”
Nina Ortlieb, Abfahrtssiegerin Kvitfjell
Es herrsche Teamgeist und interner Zusammenhalt – und davon war bei Ortliebs Sieg jedenfalls etwas zu spüren. Als Gritsch, Venier und die Vizeweltmeisterin mit ihren Startnummern 26, 29 und 31 auf die ersten drei Plätze fuhren, lachten und jubelten alle im Zielraum mit roten ÖSV-Jacken lauthals. „Wir kennen uns schon so lange, viele von uns waren gemeinsam in der Schule, viele trainieren im Sommer gemeinsam“, berichtete Ortlieb. Dass Gritsch und Venier der mögliche Sieg stibitzt wurde, tat ihrer Freude keinen Abbruch. Eine Saisonabfahrt in Andorra steht noch auf dem Programm, für Ortlieb wird es der Abschluss eines ereignisreichen Jahres, in dem die Freude über das Erreichte überwiegt.
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