So stehen die Chancen der Austria beim Stimmenfang

Sport / 08.03.2023 • 21:20 Uhr / 7 Minuten Lesezeit
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Um ab der Saison 2023/24 nicht dauerhaft in Innsbruck spielen zu müssen, brauchen Grün-Weiße Unterstützung der Bundesligaklubs.

Lustenau Seit Samstag steht fest, dass Austria Lustenau sportlich in der Qualifikationsgruppe gegen den Abstieg kämpfen wird. Hingegen dauert es noch ein wenig, bis klar ist, wo die Grün-Weißen bei Klassenerhalt tatsächlich ihre Heimspiele in der Saison 2023/24 austragen werden. Zwar wurde im Antrag zum Erhalt der Bundesligalizenz das Tivoli-Stadion als Heimspielstätte genannt, doch wie bereits am Donnerstag, 2. März, in den VN zu lesen war, arbeitet man an der Umsetzung eines „Wunschszenarios“ aus Lustenauer Sicht.

“Wir sehen der ganzen Sache zuversichtlich entgegen, weil die bisher von uns eingeholten Rückmeldungen positiv waren.”

Bernd Bösch, Vorstandssprecher Austria Lustenau

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Ausnahmegenehmigung Nummer 1

Laut Statuten darf jedes Bundesligateam unter bestimmten Vorrausetzungen neben dem Hauptspielort ein Ausweichstadion nennen. Das wäre im Fall bis zum wirklichen Baustart in Lustenau die eigentliche Heimstätte Reichshofstadion. Dabei kommt es aber schon zum ersten Problem: Das Reichhofstadion ist für die Spielzeit 2023/24 nicht zugelassen. Um dies zu bewerkstelligem, braucht es ebenfalls eine neu ausgestellte Ausnahmegenehmigung. “In dieser Sache sehen wir gute Chancen, denn wir haben ja mittlerweile gezeigt, dass man im Reichshofstadion Bundesliga spielen kann”, gibt sich Austrias Vorstandssprecher Bernd Bösch optimistisch.

Bekommt man diese, sollen erst nach Baubeginn, der mit 13. November 2023 datiert ist, Matches in Tirol ausgetragen werden. Dazu würde man Gebrauch von einer „Spieltagsblockung“ machen. Bedeutet: Jede Mannschaft darf pro Saison, aber unbedingt vor Auslosung des Ligaspielplans im Sommer, vier Termine angeben, in denen man Heim -mit Auswärtsspielen tauschen möchte. Ob dem stattgegeben wird, entscheidet die Bundesliga, diese Causa unterliegt einem klaren Reglement. So will man im Herbst 2023 maximal zwei Matches in Tirol spielen. Das Gleiche gilt für den Frühjahrsstart 2024. Ab März 2024 will man dann die Heimspiele im ImmoAgentur-Stadion in Bregenz austragen.

Bernd Bösch geht zuversichtlich in die nächsten Wochen.
Bernd Bösch geht zuversichtlich in die nächsten Wochen.

“In der Causa Reichshofstadion sehen wir gute Chancen, denn wir haben ja mittlerweile gezeigt, dass man im Reichshofstadion Bundesliga spielen kann,

Bernd Bösch, Vorstandssprecher Austria Lustenau

Ausnahmegenehmigung Nummer 2

Um in Bregenz spielen zu dürfen, bedarf es aber ebenfalls eines außerordentlichen Antrags der Austria auf eine Ausnahmegenehmigung. Der es zulassen soll, in einem Stadion spielen zu dürfen, das über keine Rasenheizung (ein A-Kriterium für ein Bundesligateam) verfügt. Dieser geht aber nicht an die Bundesliga per se, sondern an alle Klubs der ersten und zweiten Liga. Gestattet wird der Antrag, wie auch bei jenem bezüglich des Reichshofstadions, nur bei einer Zwei-Drittel-Mehrheit.

Das ImmoAgentur-Stadion in Bregenz: Wunschspielstätte von Austria Lustenau im Frühjahr 2024. <span class="copyright">Steurer</span>
Das ImmoAgentur-Stadion in Bregenz: Wunschspielstätte von Austria Lustenau im Frühjahr 2024. Steurer

Fussball

Stimmen der Bundesligaklubs bei Anträgen auf Ausnahmegenehmigung

Insgesamt 92 Stimmen 1. und 2. Liga

Bundesliga: 12 Klubs – 5 Stimmen pro Klub

2. Liga: 12 Klubs – 2,5 Stimmen pro Klub

(Amateuerteams nicht stimmberechtigt, FC Liefering enthält sich der Stimme)

2/3-Mehrheit für positiven Bescheid = 61,33 Stimmen

Stimmenfang

Die Anträge der Austria an die Bundesliga sollen demnächst erfolgen. Davor will man aber noch eine Klubkonferenz der Bundesliga im März, genauso wie eine Konferenz mit der 2. Liga im April, abwarten. “Da werden wir uns im Gesamten ein erstes Bild machen, wie es um die Bereitschaft steht”, erklärt Bösch. Mittlerweile steht fest, dass alle zwölf Klubs der Bundesliga sowie zwölf der 16 Vereine der 2. Liga stimmberechtigt sind (Die Amateurteams fallen raus, der FC Liefering enthält sich seiner Stimme). Insgesamt liegen 60 Stimmen bei den Bundesligavereinen, 32 bei den Zweitligisten. Jedem Oberhausklub stehen 5 Stimmen zu, die Klubs aus Liga zwei erhalten jeweils knapp 2,5 Stimmen. Nach Adam Riese benötigt die Austria also 61,33 Stimmen, damit der Antrag positiv ausfällt.

Wo der Ball bei Heimspielen von Austria Lustenau in der nächsten Saison rollt, ist noch lange nicht klar. <span class="copyright">gepa</span>
Wo der Ball bei Heimspielen von Austria Lustenau in der nächsten Saison rollt, ist noch lange nicht klar. gepa

Jede Stimme zählt

Selbstredend, dass jeder Bundesligist alles dafür tun wird, um weiter Teil der Beletage des österreichischen Fußballs zu sein. Gut anzunehmen, dass fünf der sechs Klubs in der Qualifikationsgruppe den Antrag ablehnen, was bereits einen Verlust von 25 der 92 möglichen Stimmen für die Austria nach sich ziehen würde. Bleiben nur mehr 67 Stimmen über. Wobei zu erwähnen ist: Durch die Angabe des Tivoli-Stadions Tirol in Innsbruck als Heimstätte beim Lizenzanztrag wird der Abstiegskampf auf jeden Fall sportlich entschieden. Denn, egal wie die Abstimmung ausfällt, die Austria wird, sofern sie es sportlich schafft oben zu bleiben, immer in der Bundesliga agieren, wenn sie die Heimspiele in Innsbruck austrägt.

Eines ist fix: Schafft die Austria den Klassenerhalt und trägt die Heimspiele in Innsbruck  aus, bleibt man in der Bundesliga. <span class="copyright">gepa</span>
Eines ist fix: Schafft die Austria den Klassenerhalt und trägt die Heimspiele in Innsbruck aus, bleibt man in der Bundesliga. gepa

Wie steht man zu Austrias Wunschszenario?

Die VN haben sich diesbezüglich bei einigen Vereinen einmal umgehört, um eine Tendenz auszuloten. Die Rückmeldungen gehen von strikter Ablehnung bis hin zu Wohlwollen. Ohne Namen der Vereine oder Vereinsverantwortliche zu nennen, konnte man keinen gemeinsamen Tenor bezüglich eines möglichen Antrags der Lustenauer auf eine weitere Ausnahmegenehmigung ausmachen. So war von “dass der Plafond bezüglich Ausnahmen nun erreicht ist” oder “dass dieses Wunschszenario der Austrianer ja mehrere Ausnahmen benötigen würde. Wie stellt man sich das vor?” bis hin zu “im Sinne des Sports sollte man da ein Auge zudrücken” oder “wenn die Austria es sportlich schafft, in der Liga zu bleiben, soll sie dort auch spielen”. Auch von Enthalten von Stimmen war bei einigen Klubs die Rede.

Von Bösch bekommt man zu hören, “dass wir zuversichtlich der ganzen Sache entgegensehen. Weil die bisher von uns eingeholten Rückmeldungen positiv waren.” Ein wichtiger Faktor ist für Austrias Vorstandssprecher das Abwarten auf den Lizenzerhalt: “Ich denke, wenn dies einmal über die Bühne gegangen ist, werden die einzelnen Vereine sicher etwas entspannter unserem Anliegen gegenüberstehen.”

Fakt ist: Es wird spannend. Weil die Austria ab jetzt nicht nur Punkte, sondern auch Stimmen braucht.

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