Stenmark huldigt der Ski-Königin

Mikaela Shiffrin egalisierte in Åre mit 86. Sieg den Rekord des Schweden.
Åre Mikaela Shiffrin schlug nach ihrer Rekordfahrt in die Geschichtsbücher ungläubig die Hände auf ihren blauen Helm, dann nahm die überwältigte Ski-Königin die Huldigungen ihrer abgehängten Konkurrentinnen entgegen. Mit ihrem 86. Weltcup-Sieg stellte Shiffrin die 34 Jahre alte Bestmarke von Ingemar Stenmark ein – und sogar der legendäre Schwede verneigte sich vor ihr.
„Ich freue mich für sie. Es ist wirklich verdient“, sagte Stenmark der Nachrichtenagentur AFP und prophezeite weitere Großtaten der Unvergleichlichen. Shiffrin werde „als Erste 100 Rennen gewinnen und noch mehr, wenn sie gesund bleibt“.
„Eine wilder Tag“
„Das ist ein spektakulärer, ein wilder Tag“, sagte Shiffrin sichtlich bewegt: „Mit Stenmark in einem Satz genannt zu werden, ist unglaublich.“ Als kleines Mädchen habe sie davon geträumt, Weltcup-Rennen zu gewinnen – aber „nie gedacht, dass ich diesen Rekord erreichen könnte“.
Doch „egal, was ich auch erreiche: Ingemar Stenmark wird immer ein Synonym für Skirennen sein“, betonte sie. „Er hat den Standard für uns alle gesetzt, für alle Generationen.“ Die Leute würden sich „vermutlich an mich erinnern“, meinte sie, „aber an ihn sicher noch länger. Er ist der Eine. Für mich war er immer an der Spitze der Pyramide.“
Stenmark widersprach. Er habe seine Siege ausschließlich in Slalom (40) und Riesenslalom (46) geholt, „Supertalent“ Shiffrin dagegen auch im Super-G, in der Abfahrt und in der Kombination Erfolge eingefahren: „Das ist sehr beeindruckend, denn das hätte ich nie gekonnt.“
Für Shiffrin, die vom Auer Ex-Rennläufer Kilian Albrecht betreut wird, war es „das Coolste“, dass Stenmark ihr dies vor einigen Tagen in einer Videobotschaft sogar persönlich mitgeteilt hatte. Seltsam sei das gewesen, meinte sie ungläubig: „Er ist der Größte – und weiß es selbst nicht.“
Die zweimalige Olympiasiegerin und siebenmalige Weltmeisterin aber steht jetzt auf einer Stufe mit Stenmark. Mit dem 20. Weltcup-Sieg im Riesenslalom schloss die Weltmeisterin in dieser Disziplin zudem zu Rekordhalterin Vreni Schneider auf. Außerdem gewann sie nach dem Gesamt- und dem Slalom-Weltcup zum zweiten Mal nach 2019 die kleine Kristallkugel im „Riesen“.
Viel nachgedacht
Über den Rekord habe sie zuletzt „viel nachgedacht – vor allem weil alle anderen ständig davon redeten. Selbst Leute auf der Straße riefen mir zu: Du kannst ihn knacken! Das ist völlig verrückt“, berichtete Shiffrin. Auf dem Störtloppsbakken in Are habe sie „gepusht wie die Hölle“. Das reichte, um die WM- und Olympia-Zweite Federica Brignone (0,64 Sekunden zurück) und Olympiasiegerin Sara Hector (0,92) klar zu distanzieren.
Für Shiffrin, die am Montag ihren 28. Geburtstag feiert, schloss sich beim 245. Weltcup-Start ein Kreis: In Are hatte sie am 20. Dezember 2012 ihren ersten Sieg geholt. Stenmark glaubt, sie könne fahren, bis sie 40 ist. „Aber ich weiß nicht, ob es das ist, was sie will“, sagte er: „Es gibt andere wichtige Dinge im Leben. Nicht nur Skifahren.“
Katharina Liensberger schaffte mit einem Rückstand von 4,12 Sekunden die Qualifikation für Durchgang zwei nicht. Elisabeth Kappaurer wurde 26., verpatzte aber Lauf zwei. Stephanie Brunner klassierte als beste ÖSV-Läuferin auf Rang neun. Die Halbzeit-Dritte Franziska Gritsch fiel aus.
„Shiffrin wird als Erste 100 Rennen gewinnen und noch mehr, wenn sie gesund bleibt.“

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.