„Audis Einstieg sehe ich positiv“

Sport / 13.03.2023 • 15:45 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
„Audis Einstieg sehe ich positiv“
Peter Sauber prägte lange Zeit die Formel 1. EPA

Peter Sauber ist nun 30 Jahre in der Formel 1 – der Gründer und Ex-Chef blickt zurück ohne Zorn.

Hinwil Auch wenn die Mannschaft heuer als Alfa Romeo F1 Team Stake antritt, verbirgt sich dahinter ein Traditionsrennstall: Sauber aus Hinwil (wo ja weiterhin die Zentrale beheimatet ist). Heute sind es 30 Jahre her, dass Gründer Peter Sauber (79) das Abenteuer Formel 1 begann, in dem in 545 WM-Rennen ein Sieg (Robert Kubica 2008 in Montreal, als der Eigentümer BMW war), eine Pole Position (ebenfalls Kubica 2008 in Bahrain) sowie als beste WM-Platzierung Rang zwei (2007) gelangen.

Der einzige Sauber-Sieg in der Formel 1: Robert Kubica 2008 in Kanada. <span class="copyright">AP</span>
Der einzige Sauber-Sieg in der Formel 1: Robert Kubica 2008 in Kanada. AP

„Mit Red Bull und Petronas hatten wir zwei der größten Sponsoren der Formel 1.“

Peter Sauber, Gründer des Sauber-Rennstalls

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Der Förderer von Schumacher

Die Eigentümer wechselten öfters: anfangs Peter Sauber, dann der Gründer gemeinsam mit Dietrich Mateschitz (1995 bis 2004), danach BMW (ab 2005), dann wieder Sauber (2009, später mit Monisha Kaltenborn) und schließlich die Finanzgruppe Longbow (seit 2016). Und seit Jänner gehören 25 Prozent des F1-Teams bereits der Audi AG, die offiziell 2026 in die Formel 1 einsteigen wird.
Peter Sauber, dessen Großmutter aus Rankweil stammt, hat viel erlebt: Zuerst in über 20 Jahren in Sportwagenrennen mit dem Höhepunkt des Sieges in den 24 Stunden von Le Mans 1989 bereits als Partner von Mercedes. Doch mit den Youngsters aus der Mercedes-Nachwuchsförderung (Michael Schumacher, Karl Wendlinger, Heinz-Harald Frentzen) zeichnete sich der Einstieg in die Formel 1 immer mehr ab. Sauber erinnert sich: „In die F1 einzusteigen, war eine fortlaufende Entwicklung. Grundsätzlich wollten die Verantwortlichen bei Mercedes damals so wie wir in die F1, das war für alle klar, auch wenn nicht darüber offen gesprochen wurde. Als Norbert Haug statt Jochen Neerpasch als Sportleiter kam, ist es sehr rasch gegangen.“

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Sauber mit seinem langjährigen Piloten Heinz Harald Frentzen. AP

Im Grand Prix von Südafrika 1993 gab es beim F1-Debüt gleich Punkte, als der Finne J. J. Lehto in Kyalami Fünfter wurde. Das Neulingsteam wurde am Saisonende Siebenter (von 13) mit zwölf Zählern, die es damals ja nur für die ersten Sechs gab (Karl Wendlinger sieben, Lehto fünf). Da waren etliche Österreicher im Team, neben Wendlinger Walter Totschnig, Robert Weitgasser, Franz Pucher und Christian Kargl. 1997 kam die Physio-Legende Josef „Joe“ Leberer hinzu, der noch heute als 63-Jähriger beim Team ist – ein Urgestein im F1-Fahrerlager.

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Zehn Jahre mit Red Bull

Das Folgejahr wurde schwierig, nicht nur, weil der Tiroler Wendlinger in Monaco schwer verunglückte und 19 Tage im Koma lag, sondern auch in der Zusammenarbeit mit Mercedes und einem nicht zuverlässigen Sponsor. Sauber hatte in Hinwil die Fabrik unter dem Aspekt einer längerfristigen Partnerschaft mit Mercedes erneuert.

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Karl Wendlinger verunglückte 1994 im Sauber beim Monte-Carlo-GP. Archiv

Mit Ilmor war ein Motorenpartner da, der nicht von allen bei Mercedes goutiert wurde. Als klar war, dass Mercedes ab 1995 zu McLaren wechseln würde, musste Sauber Geldgeber und Motor finden. Durch die Vermittlung des schon mit Red Bull verbundenen Wendlinger und des Wiener Journalisten Helmut Zwickl kam Sauber mit Mateschitz ins Gespräch und schnell zu einer Übereinkunft. „Red Bull Sauber“ sollte zehn Jahre bestehen. Als Motorenpartner war Ford frei geworden, da Benetton ab 1995 Renault-Triebwerke bekam. Als Ford ausstieg, konnte Sauber mit Unterstützung des Liechtensteiner Investors Fritz Kaiser Petronas als Sponsor gewinnen, wodurch Ferrari-Motoren möglich wurden. Sauber sagt noch heute: „Mit Red Bull und Petronas hatten wir zwei der größten Sponsoren der F1.“

Red Bull hatte schon 2001 und 2002 mit Arrows (für den protegierten Junior Enrique Bernoldi) und 2004 mit Jaguar (für Christian Klien) jeweils ein zweites Team unterstützt. Nach den zehn Red-Bull-Jahren verkaufte Sauber sein Team an BMW und erwarb es nach dem abrupten Ausstieg der Bayern wieder zurück (2009) – „das war ein finanzieller Kraftakt“.

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Ab 2004 war BMW der Eigentümer des Sauber-Teams. Epa

2016 gingen die Anteile von Sauber und seiner Geschäftsführerin und zuletzt Teamchefin, der Wienerin Monisha Kaltenborn, an Unternehmer Finn Rausing und die Longbow-Gruppe über – für Sauber „ein Glücksfall“. Den Einstieg von Audi sieht der 79-Jährige „als sehr positiv“.

Herzliche Begegnungen

Zu Kaltenborn hat Sauber noch sporadisch Kontakt. Über das Verhältnis zu Mateschitz in den vergangenen Jahren sagt der Schweizer: „Ich gratulierte ihm immer zum Geburtstag. Wenn wir einander begegneten, meistens in Barcelona, war es immer herzlich. Wenn es gut lief für Red Bull, schickte ich ihm ein SMS. Nach Abu Dhabi 2021, als Verstappen die WM gewann, hatten wir ein sehr gutes Telefongespräch, mein letztes mit ihm.“

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Peter Sauber mit dem inzwischen verstorbenen Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz. Epa

Dr. Gerhard Kuntschik ist freier Journalist und Motorsportexperte.

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