Jensen und Éstre in den Punkten

Sport / 19.03.2023 • 19:30 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Im Oreca konnte Mikkel Jensen beim 12-Stunden-Rennen an der Spitze mithalten.
Im Oreca konnte Mikkel Jensen beim 12-Stunden-Rennen an der Spitze mithalten.

Acht Zehntel fehlten bei den 12 Stunden von Sebring zum Hattrick.

Sebring Die FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft hat wieder Fahrt aufgenommen und die Saison mit dem ersten Lauf auf dem Sebring International Raceway in Florida eingeläutet. Auf der 6,019 km langen, für ihre unbarmherzigen Bodenwellen bekannten Strecke, zeigte Toyota den anderen neun Hypercars – die Königsklasse im Langstreckensport – nur das Heck. Wie zu erwarten, profitierten die Japaner mit Sitz in Köln von ihrem langjährigen Engagement in der WEC (FIA World Endurance Championship), denn mit vier WEC-Titeln und fünf Le-Mans-Siegen in der Oberklasse sind sie bisher unschlagbar und holten sich zum Auftakt einen Doppelsieg mit der Besetzung Mike Conway/Kamui Kobayashi/Jose Maria Lopes mit der Nummer sieben und der Nummer acht mit Sebastian Buemi/Brendon Hartley und Ryo Hirakawa. Ferrari, die sich nach fünfzig Jahren wieder an der Langstrecken-WM werksseitig beteiligten, waren die Einzigen, die den Japanern halbwegs folgen konnten, die wurden auch gleich beim Debüt mit einen dritten Podestplatz belohnt.

Harziger Start

Da konnte Porsche-Penske-Motorsport nur neidisch hinterherschauen. Der erste Auftritt in der WEC erwies sich als harzig. Der Porsche 963 mit der Nummer sechs mit dem in Höchst wohnhaften Kevin Éstre (34) lag in der Anfangsphase zeitweise an der dritten Stelle, aber das relativierte sich dann in dem auf acht Stunden, bzw. 1000 Meilen, anberaumten Rennen ziemlich bald. Dem Porsche 963 von Werksfahrer Éstre, der ja von der GTE-Pro-Kategorie mit seinen Kollegen Andre Lotterer und Laurens Vanthoor in die Hypercars aufgestiegen ist, fehlte es vor allen bei seinem Debüt an Geschwindigkeit. Die Mannschaft war insgesamt zufrieden mit dem Erreichten, obwohl es beim Auto mit der Nummer sechs und mit Éstre am Steuer ein Elektrikproblem gab, das an der Box einige Zeit kostete und den fünften Platz, den dann das Schwesternauto mit der Nummer fünf holte. Was sich Éstre auf die Fahnen heften darf, ist die Tatsache, dass er über das WEC-Wochenende die schnellste gefahrene Runde mit 1:47,193 im Qualifying mit einem Schnitt von 202,12 km/h teamintern erreicht hat und nach dem Rennen mit zwölf WM-Punkten nach Vorarlberg zurückkehrt für den versöhnlichen sechsten Platz.

Kevin Éstre und Co. fuhren mit dem Porsche zu Rang sechs.  Scudiero
Kevin Éstre und Co. fuhren mit dem Porsche zu Rang sechs. Scudiero

100 Runden fehlten

Schlimm erwischte es die Franzosen beim Start in die volle Saison der FIA-Langstrecken-WM. Das Peugeot-Total-Energies-Team mit seinen beiden flügellosen Peugeot 9X8 kam im Rennen mit der Strecke überhaupt nicht zurecht. Gequält von technischen Problemen erwischte es schon in der Einführungsrunde das Fahrzeug mit der Nummer 94, Getriebeprobleme kosteten wertvolle Runden und somit war auch nach mehreren Halts nur noch ein „Testbetrieb“ im Rennen möglich, am Ende fehlten dann 100 Runden.
Leicht besser ging es dem in Bregenz lebenden jungen Dänen Mikkel Jensen mit seinem Peugeot 9X8 und der Nummer 93. Der 28-Jährige teilte sich das Auto für die 1000 Meilen mit den ehemaligen Formel-1-Fahrern Paul di Resta (Gbr) und Jean-Eric Vergne (Fra).
Der Start lief problemlos und man pendelte sich über mehrere Runden auf den sechsten Platz ein mit Paul di Resta am Steuer. Doch dann tauchten ebenso Getriebeprobleme auf wie beim Schwesternauto, später folgten noch Boxenaufenthalte wegen Problemen mit der Zündung. Nach dem Fahrerwechsel mit Jensen im Auto gab es eine leichte Auffahrkollision zu Beginn einer Gelbphase, was zu einem weiteren Reparaturhalt in den Boxen führte.
Der Peugeot 9X8 ist aerodynamisch radikal, der Abtrieb wird über den Unterboden generiert, hat auch keinen Heckflügel im herkömmlichen Sinn und ist auf der Piste von Sebring durch die vielen Bodenwellen sehr schwierig zu fahren. Am Ende fehlten 23 Runden und in der Wertung der Hypercars war es Platz neun, was Jensen noch drei WM-Punkte aufs Konto spülte. Die Peugeot-Mannschaft hofft nun auf die kommenden Rennen, testet bereits die nächsten Tage wieder, um an der Standfestigkeit zu arbeiten.

Jensen verpasste Triple knapp

In der LMP2-Wertung war ein siebter Rang für Ferdinand Habsburg in der Klasse am Anfang der Saison das erste Ergebnis, das er mit seinen Teampartnern Robin Frijns und Sean Gelael im belgischen Team WRT einfahren konnte. Diese Equipe wird auch in der nächsten Saison das Einsatzteam sein, das für BMW das Hypercar in der WEC einsetzen wird – mit dem auch der Bregenzer DTM- Champion Rene Rast die Rennen fahren wird.

Für Jensen hätte es fast zu einem seltenen Triple in den 12 Stunden von Sebring gereicht. Der Sieger von 2021 und 2022 fuhr Samstagabend für sein neues LMP2-Team TDS mit nur 0,8 Sekunden Rückstand auf Indycar-Pilot Scott McLaughlin (Tower Motorsports) über die Ziellinie. Der 28-jährige Däne hatte im chaotischen Finish, als sich 20 Minuten vor dem Ende die Piloten der drei führenden GTP-Autos (Mathieu Jaminet und Felipe Nasr/Porsche, Felipe Albuquerque/Acura) beim Überrunden von langsameren Fahrzeugen gegenseitig eliminierten, kühlen Kopf behalten, konnte den Neuseeländer aber nach Ende der Neutralisation in den letzten vier Rennminuten nicht mehr von der Spitze verdrängen. Von der Kollision im Finish profitierte der Action-Express-Cadillac von Pio Derani/Alexander Aitken/Jack Sims, der nach etlichen Zwischenfällen fast schon ohne Chance auf einen Spitzenplatz war, aber nach zahlreichen Safety-Car-Phasen und der Kollision der Gegner zum Sieg gespült wurde.

MAnfred Noger, Gerhard Kuntschik

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