Kimmich: „Kotzt mich an“

Mentalitätsfragen beim FC Bayern nach Triple-K.o. – Druck für Neo-Trainer Tuchel.
München Oliver Kahn hockte nach dem Pokal-Schock wie versteinert auf der Ehrentribüne, Uli Hoeneß legte bedient seine Decke weg – und der untröstliche Jamal Musiala versuchte nach seinem Elfmeter-Missgeschick, schnell dem Schreckensszenario zu entfliehen. Das Ende der Triple-Träume des FC Bayern anderthalb Wochen nach dem Trainer-Knall vergrößerte nicht nur den Erfolgsdruck in Bundesliga und Champions League, sondern erschwerte Neu-Coach Thomas Tuchel den ohnehin kniffligen Start in seine Münchner Mission. Frustbewältigung stand für das Ensemble um seinen Rekordpokalspieler Thomas Müller am freien Mittwoch an, der sich für den Kapitän „absolut beschissen“ anfühlte. „Weil vor allem die Nationalspieler mal wieder im eigenen Bett schlafen müssen“, so Tuchel.
Der neue Coach, den die Bayern-Bosse wegen „gefährdeter Saisonziele“ auf den Posten von Julian Nagelsmann beordert hatten, musste nach nur wenigen Tagen im Amt gleich mal das Ende im Kampf um die erste Trophäe analysieren. „Der erste Titel ist weg, ja“, sagte der zerknirschte Tuchel nach dem Last-Minute-Horror beim 1:2 gegen Freiburg. „Wir gewinnen zusammen und verlieren zusammen, aber natürlich bin ich verantwortlich, niemand sonst“, sagte der 49-Jährige. Tuchel lächelte gequält. Der Nagelsmann-Nachfolger hat nach dem bislang schwersten Stimmungsdämpfer in einer Münchner Auf-und-ab-Saison noch viel Arbeit auf dem Weg zu dauerhaften Auftritten der Marke Bayern-like vor sich.
„Am Ende des Tages kotzt mich das einfach brutal an, je mehr Titel wir verspielen“, klagte Joshua Kimmich, der nach dem Viertelfinal-Aus nur mühsam die Tränen zurückhalten konnte. Wenige Tage vor der Liga-Prüfung am Samstag in Freiburg und eine Woche vor dem Champions-League-Showdown gegen Manchester City zeichnete der Nationalspieler in seiner Klartext-Ansprache ein bedenkliches Bild von der Mentalität der Münchner Mannschaft. „Man hat bei uns das Gefühl, dass es ein Tick zu wenig ist. Ein Tick zu wenig Leidenschaft, ein bisschen zu wenig Emotion“, sagte der 28-Jährige. „Es scheint uns nicht unbedingt zu motivieren, wenn wir Titel verspielen.“
Kimmich selbst nahm schnell die nächsten Aufgaben in den Blick und forderte eine Trotzreaktion. Man müsse das Emotionale „schleunigst“ wieder auf den Platz bringen. „Generell ist ein Trainerwechsel immer auch ein schlechtes Zeichen für eine Mannschaft, weil wir eben vorher die Leistung nicht gebracht und die Spiele nicht gewonnen haben“, sagte Kimmich.
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