Trainer-Gen schon früh verspürt

Sport / 26.04.2023 • 23:07 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Ralf Rangnick nennt Teamkapitän David Alaba als Vorbild in Sachen Teamplayer.Reuters
Ralf Rangnick nennt Teamkapitän David Alaba als Vorbild in Sachen Teamplayer.Reuters

ÖFB-Teamchef über seine Vergangenheit, Pressing und das Phänomen RB Salzburg.

Innsbruck Österreichs Teamchef Ralf Rangnick hat nach eigenen Angaben bereits als kleiner Bub das Rüstzeug zum Trainer verspürt. „Schon mit fünf oder sechs war ich einer, der die Mannschaften eingeteilt hat, der gesagt hat, wer was machen soll, das Trainer-Gen war damals schon nicht zu verleugnen“, erzählt er. Zudem sprach er anlässlich einer Tagung über den richtigen Umgang mit Spielern und seine Vision für Österreich. Der einstige Lehramtsstudent für Sport und Anglistik gilt als Verfechter des intensiven Pressingstils im Fußball. Schon früh habe er die Raum- der Manndeckung vorgezogen. Vorbilder in den Achtzigerjahren waren für ihn der damalige AC-Milan-Trainer Arrigo Sacchi oder Dynamo Kiew unter Walerij Lobanowskyj.

Er selbst habe früher als aktiver Kicker die Zerstörerrolle innegehabt. „Ich habe dem gegnerischen Spielmacher den Nachmittag verdorben und wurde dafür gelobt. Das erschien mir nicht plausibel. Da habe ich mir vorgenommen, wenn ich selber einmal Trainer werde, möchte ich einen anderen Ansatz wählen. Ich möchte unterhalten, ich möchte, dass jeder Spieler sich auch offensiv ausleben und kreativ spielen kann“, erklärte der 64-Jährige. Studien hätten den Erfolg der Pressingstrategie untermauert. So sei in den ersten zehn Sekunden nach der Balleroberung die Chance, ein Tor zu schießen, am größten.

Rangnick, ein Freund klarer Regeln und von Disziplin, liegt der Umgang mit den Spielern nach eigenen Angaben besonders am Herzen. „Die Kunst besteht darin, mit den Spielern in Kontakt zu bleiben, obwohl du sie nur alle drei, vier Monate siehst.“ Ein Vorbild für ihn sei in dieser Hinsicht Liverpool-Coach Jürgen Klopp, der einst meinte, es gebe Trainer, die Titel sammeln würden, er versuche aber, Beziehungen zu sammeln. „Du musst die Spieler einbinden, sie müssen das Gefühl haben, dass sie wertgeschätzt werden“, so Rangnick. Geld sei in dieser Hinsicht keine Motivation. „Fragen Sie die absoluten Topspieler. Der eigentliche Motivator ist, Erfolg zu haben, besser zu werden und sich jeden Tag auf ein höheres Niveau zu begeben. Wenn die Spieler das Gefühl haben, der Chef macht mich besser, der bringt diese Mannschaft nach vorne, dann sind die Spieler hoch motiviert“, erklärte der Deutsche. „Wenn du dann noch ein bisschen Empathie hast und der Spieler sieht ‚Der interessiert sich für mich, der ruft zu meinem Geburtstag tatsächlich an und spricht mit mir eine Viertelstunde.‘ Dann sind die Spieler auch bereit, für die Mannschaft und für das Land durchs Feuer zu gehen.“

Überzeugungsarbeit

Für die österreichische Bundesliga hofft Rangnick, dass noch mehr Clubs den Salzburger Weg als Ausbildungsverein gehen. Das benötigt Zeit und eine entsprechende strategische Ausrichtung. Auch bei Salzburg sei das nicht über Nacht gegangen. Die Blamage gegen Düdelingen in der CL-Quali 2012 habe aber vieles beschleunigt. „Salzburg war damals der Inbegriff einer Söldnertruppe. Die meisten Spieler haben damals dort gespielt, weil es schön viel Geld gab, weil es schön zu wohnen war. Da war kein wirklicher Leistungsdruck da“, erinnerte sich Rangnick.

Er habe damals Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz überzeugt, keine Spieler mehr zu holen, die ihren vorletzten oder letzten Vertrag unterschreiben, sondern welche mit dem ersten oder zweiten Profivertrag. „Überzeugungsarbeit ist eine meiner größten Stärken und ein paar Euro hatten wir ja auch in der Hinterhand“, so Rangnick. Dann habe man Spieler wie Mane, Kevin oder Keita geholt, der Rest ist Geschichte. „Heute hat Salzburg rund 30 Spieler für 500 Millionen Euro verkauft“, bilanzierte Rangnick.

„Je früher du den Ball eroberst, umso weniger Spieler hat der Gegner hinter dem Ball.“

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