Die Unverwüstliche

Sport / 28.04.2023 • 18:09 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Gut vorbereitet blickt Gertraud Pointner dem Sonntag entgegen, wenn es in der Alpenstadt wieder heißt: Bludenz-läuft. <span class="copyright">VN</span>
Gut vorbereitet blickt Gertraud Pointner dem Sonntag entgegen, wenn es in der Alpenstadt wieder heißt: Bludenz-läuft. VN

Gertraud Pointner wird auch mit 83 Jahren noch bei Bludenz-läuft am Start sein.

Vandans Gertraud Pointer ist auch heuer wieder mit dabei. Mit 83 Jahren nimmt sie bei der Veranstaltung „Bludenz-läuft“ teil: „Ich bin die älteste Läuferin in unserer Gruppe beim ULC Bludenz. Nachdem ich vor zwei Jahren eine Hüftoperation hatte, kann ich nicht mehr joggen, dafür mache ich bei Nordic Walking mit. Ich bin ehrgeizig und werde mein Bestes geben, auch wenn ich mit den Jungen laufe.“ Ihr Arzt habe ihr nach der Operation empfohlen, alles ein wenig ruhiger anzugehen. Aber Langsamkeit ist nicht so ganz Gertraud Pointners Sache. Das Ziel der agilen Sportlerin ist es, die sechs Kilometer in einer Zeit unter einer Stunde zu laufen: „Ich muss doch relativ flott laufen. Am Mittwoch habe ich noch mit den Mädels vom ULC trainiert, da habe ich 56 Minuten gebraucht.“

Die Qual der Wahl: Welche Laufstrecke nimmt Gertraud Pointner? <span class="copyright">VN</span>
Die Qual der Wahl: Welche Laufstrecke nimmt Gertraud Pointner? VN

Zur Person

Gertraud Pointner

Geboren 20. Jänner 1940

Wohnort Vandans

Familie in Lebensgemeinschaft, ein Sohn

Hobbys Tennis, Skifahren, Joggen, Hinterglasmalerei, Kalligrafie

Lebensmotto Nicht aufgeben

Weltmeisterin im Slalom

Setzt sie sich ein Ziel, dann wird das auch umgesetzt. Das war schon in ihrer Jugend so: „Ich komme aus einer Großfamilie. Meine Eltern hätten mich gerne in einem frauentypischen Beruf gesehen. Aber ich habe immer schon gern gezeichnet und entschied mich für eine Ausbildung als Technische Zeichnerin in der Schweiz. Dieser Beruf war damals noch eine Männerdomäne. Ich habe mir alles selber organisiert und bin schon sehr früh zu Hause ausgezogen. Meine Berufswahl habe ich nie bereut.“ Ihre Zielstrebigkeit und ihr Ehrgeiz kommen der Vandanserin aber auch im Sport zugute. Mit dem Skifahren hat sie erst mit 24 Jahren begonnen: „Da stand ich das erste Mal auf Skiern, dennoch habe ich es bis zur Weltmeisterin in meiner Altersklasse gebracht. Im Jahr 2012 gewann sie in Andorra im Slalom. Ich war bei vielen Ski-Wettkämpfen dabei, unter anderem auch zwei Mal in den USA.“ Seit ihrem sportlichen Höhepunkt vor elf Jahren nimmt sie an keinem Skirennen mehr teil: „Am Höhepunkt aufhören ist auch nicht schlecht!“ Skifahren geht sie aber dennoch weiterhin, außerdem ist sie Mitglied beim Skiclub Vandans, für den sie viele Jahre nebenberuflich als Skilehrerin tätig war.

Auf den Skiern fuhr sie schon zum WM-Titel in der Altersklasse. <span class="copyright">VN</span>
Auf den Skiern fuhr sie schon zum WM-Titel in der Altersklasse. VN
Ein Bild vor den Pokalen. <span class="copyright">VN</span>
Ein Bild vor den Pokalen. VN
Erinnerungen an die Skizeit. <span class="copyright">VN</span>
Erinnerungen an die Skizeit. VN

Motivation durch Wettkämpfe

Mit dem Joggen hat sie erst vor rund 20 Jahren angefangen, dies ebenfalls mit der ihr eigenen Dynamik: „Ich trainiere viel motivierter, wenn ich dann auch an einem Wettkampf teilnehme. Für mich ist die Hauptsache, ins Ziel zu kommen – egal auf welche Weise!“ Nachdem sie allein trainiert hatte, schloss sie sich dem Hellblau-Powerteam und in weiterer Folge dem ULC Bludenz an. Der Vandanser Dörflelauf bildete den Auftakt vieler Laufveranstaltungen, gleich vier Mal gewann sie bei 10 Kilometer die „Goldene Rose“. Es folgten Teilnahmen beim Frauenlauf in Bregenz, beim Drei-Seen-Lauf im Tannheimertal, dem Wälderlauf, dem Gargellen-Frauen-Gaudi-Lauf, dem Nikolauslauf in Bregenz sowie zahlreichen anderen Wettbewerben. „Marathonläufer sind eher lang und schlank, das trifft auf mich überhaupt nicht zu. Eigentlich habe ich nicht die richtige Figur zum Joggen, dennoch bin ich recht erfolgreich, was mich sehr freut“, betont die 83-Jährige. Es sind jedoch nicht nur die messbaren Wettkampfergebnisse, die für sie entscheidend sind, vielmehr sind es die zahlreichen sozialen Kontakte mit anderen Läufern: „Im ULC wird viel Wert daraufgelegt, dass vom Anfänger bis zum Profi alle gefördert werden. Es ist einfach ein toller Verein – wie eine Familie.“

Bei Bludenz-läuft ist Gertraud Pointner immer dabei. <span class="copyright">VN</span>
Bei Bludenz-läuft ist Gertraud Pointner immer dabei. VN
Training in Gemeinschaft macht mehr Spaß. <span class="copyright">VN</span>
Training in Gemeinschaft macht mehr Spaß. VN
Gertraud Pointner joggt die Seebühne entlang. <span class="copyright">VN</span>
Gertraud Pointner joggt die Seebühne entlang. VN

Sport als Bewältigungsstrategie

Es waren nicht immer einfache Zeiten, die Gertraud Pointner erleben musste. Als alleinerziehende Mutter eines Sohnes galt es neben ihrer Berufstätigkeit viel zu organisieren wie etwa die Kinderbetreuung, was damals nicht so einfach war. Bewegung in der Natur bildete immer schon einen wertvollen Ausgleich. Eine Brustkrebserkrankung mit der notwenigen Chemotherapie und später TBC an Niere und Blase bildeten erneut enorme Herausforderungen. Doch Gertraud Pointner gab nie auf. Sportliche Betätigung, sofern dies möglich war, half ihr auch bei der Bewältigung ihrer Krankheiten. Heute ist ihr nichts mehr von diesen Schicksalsschlägen anzumerken. Sie wirkt gesund und sehr fit. Das verdankt sie nicht zuletzt ihrem täglichen Fitnessprogramm zu Hause: „Ich habe mir einen Raum mit Laufbahn, Hometrainer, Gummiband und Hanteln eingerichtet.“ Außerdem läuft sie jeden Tag ihre sechs Kilometer – egal bei welchem Wetter und wo sie sich befindet: „Manchmal muss ich schon meinen inneren Schweinehund überwinden, wenn ich aber unterwegs bin, fühle ich mich einfach wohl. Für mich ist aber auch der gesellige Aspekt bei Sportveranstaltungen wichtig. Ich freue mich jedes Mal auf einen Prosecco nach dem Zieleinlauf.“

Immer mit Freude dabei. <span class="copyright">VN</span>
Immer mit Freude dabei. VN
Gertraud Pointner fühlt sich wohl in der Natur. <span class="copyright">VN</span>
Gertraud Pointner fühlt sich wohl in der Natur. VN
Bludenz-läuft
Bludenz-läuft

Spannende Duelle um die Titel

Bei der Vergabe der heimischen Titel über die Halbmarathon-Distanz werden spannende Duelle erwartet. Bei den Herren heißt es Maximilian Hammerle gegen Martin Bader, bei den Frauen ist Johanna Eppler die große Siegfavoritin. BI

Die Unverwüstliche

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