Ruhm und Glanz sind angekratzt

Ländle-Hochburgen Bregenz und Hard droht nach Auftaktniederlagen der Supergau im Kampf um die nationale Krone.
Bregenz, Hard Die seit dem Jahrhundertwechsel bestehende Ländle-Vorherrschaft im österreichischen Männerhandball ist mehr als nur auf die Probe gestellt. Die Marktführer Bregenz Handball und der Alpla HC Hard sind mehr als nur angezählt und stehen nach den Auftaktniederlagen in der Best-of-three-Viertelfinalserie mit dem Rücken zur Wand. Noch haben Rekordmeister Bregenz und Hard die Möglichkeit, den drohenden Supergau abzuwenden und die seit 2000 bestehende Erfolgsserie zu verlängern.

Ende August jubelte Bregenz mit einem 27:25 bei Meister Krems über den Gewinn im ÖHB-Supercup. GEPA

In den letzten 22 Finalspielen (Anm. 2020 wurde die Saison im Februar abgebrochen) in der höchsten Spielklasse war immer zumindest ein Vorarlberger Klub bis zuletzt in den Titelkampf involviert. 2009 und 2015 kam es sogar zum direkten Ländle-Duell um die nationale Krone. Die Festspielstädter waren dreizehn Mal im Endspiel dabei und holten neun Titel, die Roten Teufel vom Bodensee erreichten elf Mal das Entscheidungsspiel und gingen sieben Mal als Gewinner aus der Finalserie heraus.
13. Mai als Schicksalstag
Nach der 27:29-Heimniederlage müssen die Harder zunächst am Samstag (18.05 Uhr) in Linz gewinnen. Selbes gilt für Bregenz im Heimspiel (20.20 Uhr) gegen Westwien nach dem 20:27-Aderlass im Startspiel. Um das vorzeitige Saisonende zu verhindern, müssen beide Klubs aber auch die Entscheidungsspiele (jeweils Mittwoch, 17. Mai) für sich entscheiden. „Für mich ist eine Finalserie ohne Ländle-Klub wie ein Winter ohne Schnee“, betont Andi Varga. „Ich habe selbst über viele Jahre sowohl das Harder als auch das Bregenzer Trikot getragen und weiß, dass jetzt bei beiden Klubs die Alarmglocken nicht nur läuten, sondern ohrenbetäubend schrillen. Es geht um den wichtigsten Titel der Saison und es wäre mehr als nur eine faustdicke Überraschung, wenn beide Klubs bereits im Viertelfinale scheitern und das Titelrennen ohne Vorarlberger Beteiligung über die Bühne gehen würde.“

Saison mit Licht und Schatten
Dass Freud und Leid im Spitzensport eng verbunden sind, haben beide Klubs in der laufenden Saison schon erfahren. Nach dem langersehnten Cuptitel im Mai letzten Jahres startete Bregenz Ende August mit einem 27:25-Auswärtssieg bei Meister Krems und dem Gewinn des Supercups vielversprechend in die Saison. In der HLA-Meisterliga kam man aber nicht richtig in einen Flow und musste sich im Grunddurchgang mit elf Siegen und zehn Niederlage mit Rang sechs begnügen. Besonders in der eigenen Halle blieb man mit sechs Niederlagen hinter den Erwartungen.
Eine Finalserie ohne Ländle-Klub wäre so wie ein Winter ohne Schnee.
Andi Varga, Ex-Spieler bei Hard und Bregenz
Der Blick auf die Ausbeute in der jüngeren Vergangenheit in den K.-o.-Runden unterstreicht die knifflige Lage, in der sich Bregenz befindet. In den letzten fünf Viertelfinalvergleichen musste man sich gegen Schwaz (2017 und 2021) und Westwien (2018 und 2019) jeweils mit 0:2 geschlagen geben und letzte Saison besiegelte im dritten Spiel eine 26:28-Heimniederlage gegen Linz das Ende am 29. April.
Dass Erfolge die Begehrlichkeiten wecken, hat auch Hard erlebt und die aktuelle Spielzeit hat sich zu einem Wechselbad der Gefühle entwickelt. Zunächst im September der erstmalige Einzug eines ÖHB-Teams in die Gruppenphase der EHF European League mit dem Sieg in Kroatien gegen Gruppensieger Nexe und den Heimremis gegen Balatonfüredi aus Ungarn und den spanischen Vizemeister Granollers, der anschließend Flensburg aus dem Bewerb warf und sich für das Final-Four-Turnier qualifzierte.

Doch der Tanz auf drei Hochzeiten und die stetige Doppelbelastung hat auch Spuren hinterlassen und sich auf die Ausbeute in der nationalen Liga ausgewirkt. Am Ende wurden die Harder in der Tabelle durchgereicht und mussten sich mit fünf Punkten Rückstand mit Rang vier im Qualifikationsdurchgang begnügen.
Dass die Mannschaft Qualität hat, zeigte sich beim Final-Four-Turnier im ÖHB-Cup vor 14 Tagen. Mit Siegen im Halbfinale gegen Gastgeber Westwien (24:23) und dem 33:27 gegen Bruck/Trofaiach im Finale wurde der fünfte Cupsieg fixiert. Nun gilt es gegen Linz das Erfolgsgen zu aktivieren, um die theoretische Chance auf den achten Meistertitel in der Vereinsgeschichte am Leben zu halten.
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