„Arbeite sehr gerne im Hintergrund“

Sport / 11.05.2023 • 23:03 Uhr / 8 Minuten Lesezeit
Kongeniales Duo: Coach Markus Mader und Alex Schneider.
Kongeniales Duo: Coach Markus Mader und Alex Schneider.

Austria Lustenaus Sportdirektor Alexander Schneider blickt auf mehr als drei ereignisreiche Jahre zurück.

Lustenau Jugend schützt vor Erfolgen nicht. Ein Satz, der wie die Faust aufs Auge passt, denkt man an Alexander Schneider. Mit seinen erst 29 Jahren war der in Düsseldorf Geborene ein immens wichtiges Mosaiksteinchen bei der historischen Rückkehr der Grün-Weißen in die Bundesliga 2022 und beim vorzeitig gesicherten Klassenerhalt in der aktuellen Saison. Blickt er auf seine Anfänge im Jahr 2020 zurück, kann er sich vor allem an eines gut erinnern: Ungewissheit.

Herr Schneider, seit Ihrer Ankunft in Lustenau hat sich vieles getan. Ihre Lehren daraus?

Schneider Lehren will ich nicht sagen, ich blicke da eher auf viel Ungewissheit zurück. Man darf nicht vergessen: Ich habe am 1. Jänner 2020 bei Autrias Kooperationspartner Core Sports Capital meinen ersten Arbeitsvertrag unterschrieben und am 9. Jänner habe ich schon mit der Tätigkeit in Lustenau begonnen. Und seitdem galt und gilt es viel zu arbeiten. Viele Gespräche mit vielen Menschen, mit denen ich für unseren eingeschlagenen Weg begeistern wollte. Seitdem befinde ich mich in einer Lernphase.

Mit Ihnen wurde die Austria Zweitligameister, tätigte den Rekordtransfer von Bryan Teixeira und nun der vorzeitige Klassenerhalt. Ihr Fazit?

Schneider Man kann von einem guten Zwischenfazit sprechen. Der eingeschlagene Weg hat Erfolge gebracht. Der noch lange nicht zu Ende ist. Es gilt weiterhin, den Verein in die richtige Richtung zu lenken. Daran wird sich nichts ändern.

Welche Bedeutung haben diese Erfolge für Sie persönlich?

Schneider Das war sicher ein Top-Start in meine Karriere. Aber es hilft mir nichts, wenn es nicht erfolgreich weitergeht. Ich bzw. wir im Klub wollen weiterhin nachhaltig agieren. Aber klar: Wenn man mir bei meinem Amstantritt 2020 diesen Aufstieg mit der Austria angeboten hätte, ich hätte keine Sekunde gezögert und unterschrieben. Ich fühle mich richtig wohl in meinem Job und im Nachhinein schätze ich mich glücklich, dass die Umstände mich nach Lustenau geführt haben.

Warum funktioniert das Duo Schneider und Austria Lustenau so gut?

Schneider Wir haben uns schnell und gut zusammengelebt. Es geht da ja nicht nur um mich. Denn eines ist klar: Ohne die Menschen im ganzen Klub hätte ich diesen Job nie so ausüben können, wie ich es tun konnte. Das fängt bei der Mannschaft an, geht über den kompletten Teamstaff, den Vorstand, die ehrenamtlichen Helfer bis hin natürlich zu meinem eigentlichen Arbeitgeber Ahmet Schaefer von Core Sports Capital und Ingo Winter, der mir immer mit Rat zur Seite steht.

Nicht nur Spieler oder Trainer wecken aufgrund toller Leistungen Begehrlichkeiten. Wie lange wird man Sie noch in Lustenau sehen?

Schneider Eines vorweg: Ich bin aktuell mit meiner Situation sehr zufrieden, arbeite sehr gerne hier im Hintergund. Natürlich bin ich ambitioniert, weil ich ja noch relativ jung in diesem Business bin. Aber eines habe ich bislang gelernt: Groß in die Zukunft blicken oder Pläne schmieden bringt nicht viel, dafür geht im Leben vieles zu schnell. Als Beispiel: Bevor ich hier startete, habe ich sieben Jahre „Banking and Finance“ in St. Gallen studiert – und plötzlich habe ich in Österreichs zweiter Liga bei einem Klub gearbeitet, den ich vorher so gut wie gar nicht kannte. Nur so viel: Mein Arbeitsverhältnis mit Core Sports Capital sowie der Austria ist an kein Datum gebunden.

Welche Auswirkungen hat der vorzeitige Klassenerhalt auf Ihre Arbeit?

Schneider Die Planungssicherheit, dass wir nächste Saison auch in der höchsten Liga spielen, hilft uns im Sportgremium bei unserer Arbeit am Transfermarkt. Dazu ist es förderlich, dass auch unser Kooperationsklub Clermont Foot die Liga gehalten hat. Diese Mischung erlaubt es uns, früher an die Kaderplanung herangehen zu können. Trotzdem muss ich die Erwartungen, dass wir zu Saisonende schon den Kader für die neue Spielzeit beisammen haben, dämpfen.

Warum?

Schneider Weil wir mit unserer Philosophie in den letzten Jahren gut gefahren sind, Geduld bewiesen haben und dann immer eine schlagkrätige Mannschaft hatten. Zudem steht jetzt mal viel Arbeit in Form von Gesprächen mit den Spielern, deren Verträge auslaufen, an. Da gibt es aktuell keine fixen Abgänge zu vermelden. Auch nicht von Jean Hugonet, dem man dies ja schon medial attestiert hat.

Bleibt also Hugonet in Lustenau?

Schneider Die Wahrscheinlichkeit, dass er uns verlässt, ist hoch, aber eben noch nicht in Stein gemeißelt. Genauso verhält es sich bei Hakim Guenouche oder Cem Türkmen, um nur einige zu nennen. Wir haben uns den Stil des „konstanten Wechsels“ als Philosophie zugelegt. Kicker wie Matthias Maak, Anderson, Domenik Schierl oder Fabian Gmeiner, die Verträge bis 2024 haben, gelten als Konstante. Auf der anderen Seite stehen spannende Spieler wie eben vorige Saison Muhammed Cham oder Haris Tabakovic, die den Klub verlassen haben, für den Wechsel. Die wir dann auf eine andere Art und Weise, siehe Lukas Fridrikas oder Stefano Surdanovic ersetzen konnten. Diese Politik werden wir noch einige Zeit verfolgen, denn die Austria ist kein Klub, der bestimmt, ob ein gefragter Spieler bleibt. Noch nicht.

Was ist in Lustenau noch möglich?

Schneider Ich sehe viel Potenzial, wobei ich weiß, die nächste Saison wird keine leichte. Siehe Thema Stadion und wo wir unsere Heimspiele bestreiten. Übertauchen wir auch das, können wir uns mit einer neuen Heimstätte im Rücken bereit machen für den nächsten Entwicklungsschritt. Dafür müssen aber alle im Klub und im Umfeld am gleichen Strang ziehen. Das sehe ich sogar unabhängig von handelnden Personen. Es gilt Vereinsstrukturen und Werte aufzubauen, an die man sich hält – im Sinne des Vereins.

Und was ist in dieser Saison noch möglich?

Schneider Unser großes Ziel Ligaverbleib ist geschafft, nun wollen wir unter die ersten zwei der Gruppe. Gelingt das, wird aus einer sehr guten Saison eine überragende. Wenn nicht, werde ich mir die Saison sicher nicht schlechtreden lassen. Denn den Klassenerhalt haben uns vor einem Jahr nicht viele zugetraut.

Der Blick von Austria Lustenaus Sportdirektor Alexander Schneider ist nach oben gerichtet, die Ziele gehen dem erst 29-Jährigen nicht aus.Hartinger
Der Blick von Austria Lustenaus Sportdirektor Alexander Schneider ist nach oben gerichtet, die Ziele gehen dem erst 29-Jährigen nicht aus.Hartinger

Zur Person

Alexander Schneider

hat als Sportdirektor mit Austria Lustenau den Aufstieg und Klassenerhalt in der Bundesliga geschafft.

Geboren 4. September 1993

Geburtsort Düsseldorf (D)

Ausbildung Studium Banking&Finance in St. Gallen (Ch)

Laufbahn Nachwuchs Fortuna Düsseldorf

Familie ledig

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