So sieht Austria Lustenaus Sportdirektor Vergangenheit und aktuelle Erfolge

Sport / 11.05.2023 • 16:50 Uhr / 8 Minuten Lesezeit
Der Blick von Austria Lustenaus Sportdirektor Alexander Schneider ist nach oben gerichtet, die Ziele gehen dem erst 29-Jährigen nicht aus. <span class="copyright">Hartinger</span>
Der Blick von Austria Lustenaus Sportdirektor Alexander Schneider ist nach oben gerichtet, die Ziele gehen dem erst 29-Jährigen nicht aus. Hartinger

Alexander Schneider blickt auf mehr als drei ereignisreiche Jahre in der Stickergemeinde zurück.

Lustenau Jugend schützt vor Erfolgen nicht. Ein Satz, der wie die Faust aufs Auge passt, denkt man an Alexander Schneider. Mit seinen erst 29 Jahren war der in Düsseldorf Geborene ein immens wichtiges Mosaiksteinchen bei der historischen Rückkehr der Grün-Weißen in die Bundesliga 2022 und dem vorzeitig gesicherten Klassenerhalt in der aktuellen Saison. Blickt er auf seine Anfänge im Jahr 2020 zurück, kann er sich vor allem an eines gut erinnern: Ungewissheit.

Herr Schneider, seit Ihrer Ankunft in Lustenau hat sich vieles getan. Ihre Lehren daraus?
Lehren will ich nicht sagen, ich blicke da eher auf viel Ungewissheit zurück. Man darf nicht vergessen. Ich habe am 1. Jänner 2020 bei Autrias Kooperationspartner Core Sports Capital meinen ersten Arbeitsvertrag unterschrieben und am 9. Jänner habe ich schon mit der Tätigkeit in Lustenau begonnen. Und seitdem galt und gilt es viel zu arbeiten. Viele Gespräche mit vielen Menschen, in denen ich für unseren eingeschlagenen Weg begeistern wollte. Seitdem befinde ich mich in einer Lernphase.

Alexander Schneider und Coach Markus Mader bilden ein kongeniales Duo für Austria Lustenau.
Alexander Schneider und Coach Markus Mader bilden ein kongeniales Duo für Austria Lustenau.

Mit Ihnen wurde die Austria Zweitligameister, tätigte den Rekordtransfer von Bryan Teixeira und nun der vorzeitige Klassenerhalt. Ihr Fazit?
Man kann von einem guten Zwischenfazit für mich sprechen. Der eingeschlagene Weg hat zu Erfolgen geführt. Der noch lange nicht zu Ende ist. Es gilt noch immer, den Verein in die richtige Richtung zu lenken. Daran wird sich nichts ändern.

Welch Bedeutung haben diese Erfolge für Sie persönlich?
Das war sicher ein Top-Start in meine Karriere. Aber es hilft mir nichts, wenn es nicht erfolgreich weitergeht. Ich bzw. wir im Klub wollen weiterhin nachhaltig agieren. Aber klar: Wenn man mir bei meinem Amstantritt 2020 diesen Aufstieg mit der Austria angeboten hätte, ich hätte keine Sekunde gezögert und unterschrieben. Ich fühle mich richtig wohl in meinem Job und im Nachhinein schätze ich mich glücklich, dass die Umstände mich nach Lustenau geführt haben.

Der deutsche Sportdirektor steht der Mannschaft extrem nahe. <span class="copyright">gepa</span>
Der deutsche Sportdirektor steht der Mannschaft extrem nahe. gepa

Warum funktioniert Schneider und Austria Lustenau so gut?
Wir haben uns schnell und gut zusammengelebt. Es geht da ja nicht nur um mich. Denn eines ist klar: Ohne die Menschen im ganzen Klub hätte ich diesen Job nie so ausüben können, wie ich es tun konnte. Das fängt bei der Mannschaft an, geht über den kompletten Teamstaff, den Vorstand, die ehrenamtlichen Helfer bis hin natürlich zu meinem eigentlichen Arbeitgeber Ahmet Schaefer von Core Sports Capital und Ingo Winter, der mir immer mit Rat zur Seite steht.

Nicht nur Spieler oder Trainer wecken aufgrund toller Leistungen Begehrlichkeiten. Wie lange wird man Sie noch in Lustenau sehen?
Eines vorweg: Ich bin aktuell mit meiner Situation sehr zufrieden, arbeite sehr gerne hier im Hintergund. Natürlich bin ich ambitioniert, weil ich ja noch relativ jung in diesem Business bin. Aber eines habe ich bislang gelernt: Groß in die Zukunft blicken oder Pläne schmieden bringt nicht viel, dafür geht im Leben vieles zu schnell. Als Beispiel: Bevor ich hier startete, habe ich sieben Jahre „Banking and Finance“ in St. Gallen studiert – und plötzlich habe ich in Österreichs zweiter Liga bei einem Klub gearbeitet, den ich vorher so gut wie gar nicht kannte. Nur so viel: Mein Arbeitsverhältnis mit Core Sports Capital sowie der Austria ist an kein Datum gebunden.

Alexander Schneider hat sich als perfektes Bindeglied zwischen Austria Lustenau und Kooperationspartner Clermont Foot entpuppt.
Alexander Schneider hat sich als perfektes Bindeglied zwischen Austria Lustenau und Kooperationspartner Clermont Foot entpuppt.

Welche Auswirkungen hat der vorzeitige Klassenerhalt auf Ihre Arbeit?
Die Planungssicherheit, dass wir nächste Saison auch in der höchsten Liga spielen, hilft uns im Sportgremium bei unserer Arbeit am Transfermarkt. Dazu ist es förderlich, dass auch unser Kooperationsklub Clermont Foot die Liga gehalten hat. Diese Mischung erlaubt es uns, früher an die Kaderplanung herangehen zu können. Trotzdem muss ich die Erwartungen, dass wir zu Saisonende schon den Kader für die neue Spielzeit beisammen haben, dämpfen.

Warum?
Weil wir mit unserer Philosophie in den letzten Jahren gut gefahren sind, Geduld bewiesen haben und dann immer eine schlagkrätige Mannschaft hatten. Zudem steht jetzt mal viel Arbeit in den Gesprächen mit den Spielern, deren Verträge auslaufen, an. Da gibt es aktuell keine fixen Abgänge zu vermelden. Auch nicht von Jean Hugonet, dem man dies ja schon medial attestiert hat.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Jean Hugonet die Austria verlässt, ist groß, aber noch nicht fix. <span class="copyright">gepa</span>
Die Wahrscheinlichkeit, dass Jean Hugonet die Austria verlässt, ist groß, aber noch nicht fix. gepa

Bleibt also Hugonet in Lustenau?
Die Wahrscheinlichkeit, dass er uns verlässt, ist hoch, aber eben noch nicht in Stein gemeißelt. Genauso verhält es sich bei Hakim Guenouche oder Cem Türkmen, nur um einige zu nennen. Wir haben uns den Stil des „konstanten Wechsels“ als Philosophie zugelegt. Kicker wie Matthias Maak, Anderson, Domenik Schierl oder Fabian Gmeiner, die Verträge bis 2024 haben, gelten als Konstante. Auf der anderen Seite stehen spannende Spieler wie eben vorige Saison Muhammed Cham oder Haris Tabakovic, die den Klub verlassen haben, für den Wechsel. Die wir dann in einer anderen Art und Weise, siehe Lukas Fridrikas oder Stefano Surdanovic ersetzen konnten. Diese Politik werden wir noch einige Zeit verfolgen, denn die Austria ist kein Klub, der bestimmt, ob ein gefragter Spieler bleibt. Noch nicht.

Was ist in Lustenau noch möglich?
Ich sehe viel Potenzial, wobei ich weiß, die nächste Saison wird keine leichte. Siehe Thema Stadion und wo wir unsere Heimspiele bestreiten. Übertauchen wir auch das, können wir uns mit einer neuen Heimstätte im Rücken bereit machen für den nächsten Entwicklungsschritt. Dafür müssen aber alle im Klub und im Umfeld am gleichen Strang ziehen. Das sehe ich sogar unabhängig von handenden Personen. Es gilt Vereinsstrukturen und Werte aufzubauen, an die man sich hält – im Sinne des Erfolgs des Vereins.

Und was ist in dieser Saison noch möglich?
Unser großes Ziel Ligaverbleib ist geschafft, nun wollen wir unter die ersten zwei der Gruppe. Gelingt das, wird aus einer sehr guten Saison eine überragende. Wenn nicht, werde ich mir die Saison sicher nicht schlechtreden lassen. Denn den frühzeitigen Klassenerhalt hat uns kein Mensch zugetraut.

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