Schublade zwei öffnen

Lange genug wurde in Altach vieles schön geredet, wurden warnende Worte als Beleidigung wahrgenommen und wurde der bitteren Wahrheit nicht in die Augen geschaut. Allein den Spielern war es vorbehalten, sich bei Niederlagen dem Wut der aufgebrachten Fans stellen zu müssen. Für einmal schafften es Atdhe Nuhiu und Lukas Jäger im Gespräch noch einmal, die Ultras auf Linie zu bringen und sich ihre Unterstützung zu sichern. Doch der Ritt auf der Rasierklinge – Klassenerhalt oder Abstieg – ist eine tickende Zeitbombe. Dessen muss sich der Klub bewusst werden. Und deshalb braucht es in den nächsten Wochen mehr als nur das Hoffen auf ein erneutes Wunder.
Es geht um die sportliche und damit Hand in Hand auch um die finanzielle Zukunft des Vereins. Letzteres wurde in einer Art und Weise vorexerziert, wie es Fußball-Vorarlberg in seiner Geschichte noch nicht erlebt hat. Allerdings wurde dabei vergessen, dass der Aufstieg zu einem kerngesunden Klub sehr wohl auf sportlich erfolgreichem Fundament passierte. Ein Abstieg würde auch ein massiver Einschnitt in die Finanzkraft bedeuten.
Und doch werden die Verantwortlichen nicht umher kommen, auch Schublade zwei zu öffnen. Eine alleinige Auseinandersetzung mit dem Ligaverbleib wäre in der jetzigen Situation schon beinahe fahrlässig. Zumal die aktuelle Saison keine Rückschlüsse darüber zulässt, aus den zum Teil schmerzlichen Erfahrungen der jüngsten Vergangenheit gelernt zu haben. Vielmehr droht ein Szenario, Lehrgeld für wiederkehrende Fehler bezahlen zu müssen. Das Fußballgeschäft ist schnelllebig und auch deshalb weltweit so beliebt. Strategische Pläne sind dennoch nie verkehrt.
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