Deshalb will sich Christoph Längle nicht mehr zurückhalten

Sieht sich wieder in einer Rolle, mehr in den sportlichen Bereich einzugreifen: SCRA-Geschäftsführer Christoph Längle. Steurer
Altachs Geschäftsführer Christoph Längle (52) über seine Rolle im Klub und gewisse Anfeindungen.
Altach Sportlich bezeichnet Christoph Längle die zu Ende gegangene zwölfte Bundesligasaison des Cashpoint SCR Altach als die „schwierigste bisher“. Denn das positive Ende, sprich der Klassenerhalt, sei auch dem glücklichen Umstand geschuldet gewesen, dass mit Ried ein zweiter Klub nicht nur mit sportlichen Problemen zu kämpfen hatte. „Es waren einfach zu viele Baustellen da“, blickt der 52-Jährige zurück. „Wir alle wussten um es und haben versucht, so gut wie möglich, Ruhe zu bewahren.“ Was seine Person betrifft, so habe die Saison „sehr genagt“, auch deshalb, weil man versuchte, mit den zuvor getätigten Personalentscheidungen wieder Konstanz in den Verein zu bringen.
„Wenn ich für etwas verantwortlich bin, dann möchte ich bei der Entscheidung dabei sein.“
Christoph Längle über seine Rolle als Geschäftsführer
„Gerade diese Kontiunität hat uns stets ausgezeichnet“, sagt er, mit Blick auf seine 23-jährige Tätigkeit im Klub und 15 Jahre in geschäftsführender Rolle zurück. Dass er nun selbst wieder vermehrt in Personalentscheidungen involviert sein wird, ist somit der Tatsache geschuldet, dass seine Rolle in der öffentlichen Wahrnehmung in jüngster Vergangenheit einen falschen Fußabdruck hinterließ. Im VN-Gespräch nahm Christoph Längle, dem seitens des Aufsichtsrates das uneingeschränkte Vertrauen ausgesprochen wurde, zu brisanten Themen Stellung: Über . . .
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. . . seine Rolle als Buhmann? Manche Kommentare grenzen an Rufmord. Nicht, weil ich Kritik nicht aushalte, sondern vielmehr, weil die Anfeindungen vor dem privaten Umfeld nicht Halt machten. Natürlich sind Fehler passiert, für die ich hauptverantwortlich bin. Doch gerade was die Trainer betrifft, sehe ich die vergangenen Jahre durchaus differenzierter. Denn Alex Pastoor war zwei Jahre hier, Damir Canadi danach nur logisch, auch wenn er dann gehen musste. Mit Ludovic Magnin hätten wir gerne weiter gearbeitet, sein freiwilliger Abgang wurde uns durch eine Ablöse versüßt. Und wenn du als Altach die Chance erhälst, mit Miroslav Klose den WM-Rekordtorschützenkönig als Trainer zu verpflichten, musst du die Chance wahrnehmen.
Das war sicherlich kein Fehler, selbst wenn es dann nicht mehr funktioniert hat. Ein Klaus Schmidt unterschrieb auch wegen mir. Anders sieht es bei den Sportdirektoren aus. Da müssen wir uns vorwerfen lassen, nach der Ära Georg Zellhofer vielleicht einen zu akademischen Zugang gehabt zu haben. In seiner Zeit habe ich alle vertraglichen Gespräche abgewickelt. Mit dem neuen Viererteam mit Roland Kirchler an der Spitze sowie Philipp Netzer, Marc-André Kriegl und meiner Person, werde ich nunmehr wieder unterstützend bei Vertragsgesprächen eingebunden sein.
. . . den Vorwurf mangelnder sportlicher Kompetenz? Nach Zellhofer wollte ich mich aus dem Sportbereich raushalten. Deshalb waren meinerseits die Hoffnungen jeweils groß, als wir erst Christian Möckel, dann Werner Grabher und zuletzt Georg Festetics verpflichtet haben. Als Geschäftsführer habe ich dann den Budgetrahmen vorgegeben, bei allem weiteren habe ich mich rausgehalten. Aber was heißt denn sportliche Kompetenz? Meine Transfers von Philipp Netzer, Hannes Aigner oder Benedikt Zech waren so schlecht nicht, auch Einkäufe von Nicolas Moumi Ngamaleu, Felipe Dorta oder Samuel Gouet sind von mir abgewickelt werden. Dass natürlich Spieler darunter waren, die nicht funktioniert haben – Juan Barrera oder Frantz Pangop – ist mir schon bewusst. Vielleicht habe ich mich in den vergangenen Jahren zu vornehm zurückgehalten. Wenn ich nämlich für etwas verantw0rtlich gemacht werde, dann möchte ich hinkünftig auch bei den Entscheidungen dabei sein. Damit habe ich ehrlicherweise schon im Winter begonnen, als ich für die Kaderreduzierung sorgen konnte – und am Ende hauptverantwortlich war, dass Husein Balic kam.
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. . . den neuen Sportdirektor Roland Kirchler? Es ist uns bewusst, dass wir zuletzt bei der Auswahl der Personen zu wenig auf Softskills geachtet haben. Roland Kirchler soll seine persönlichen Fähigkeiten einbringen. Er kennt die Werte des SCR Altach.
. . . persönliche Konsequenzen, sprich möglichen Rücktritt? Als Kind dieses Klubs weiß ich sehr wohl, dass nichts größer ist als der Verein. Es fehlt mir mit Sicherheit auch nicht an Reflektionsvermögen. Es ist mir durchaus bewusst, dass ich in diesem Job nicht in Pension gehen werde. Schon deshalb habe ich ein Datum bereits im Kopf. Fakt ist aber auch, dass der Verein ein Budget von 350.000 Euro hatte, als ich eingestiegen bin. Heute bin ich für ein Zehnmillionenbudget verantwortlich. Der SCR Altach hat rund 60 Arbeitsplätze in der Gemeinde geschaffen und hatte in all den zwölf Bundesligasaisonen in Sachen Lizenz nie ein Problem. Zudem verfügt der Klub heute über ein Eigenkapital von drei Millionen Euro. Das sind Rekorde, die es so in Vorarlbergs Fußball noch nie gegeben hat.
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. . . den neuen Trainer? Es wird sicher so sein, dass wir nicht wie in der Vorsaison Spieler wie Dahan oder Gugganig verpflichten und erst dann den Trainer – und die bei ihm dann keine Rolle mehr spielen. Und am Ende hat man gesehen, wie wichtig Gugganig war.