Deshalb scheiden sich die Geister bei der Rasenheizung in Bregenz

Sport / 21.06.2023 • 19:45 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Der Einbau der Rasenheizung im ImmoAgentur Stadion zu Bregenz nimmt nicht nur viel Geld in Anspruch sondern löst auch Erstaunen aus.
Der Einbau der Rasenheizung im ImmoAgentur Stadion zu Bregenz nimmt nicht nur viel Geld in Anspruch sondern löst auch Erstaunen aus.

Umbauprojekt des ImmoAgentur Stadions in Bregenz beschäftigt auch über dem Arlberg.

Bregenz Was für die Grüne Vizebürgermeisterin Sandra Schoch und ihre Fraktion ein Skandal ist, sorgt trotz Zustimmung der andern Fraktionen auch über die Parteigrenzen hinweg für Bauchschmerzen. Wirklich gegen die Bundesligavorgabe unternehmen will aber offenbar niemand etwas. Fakt ist die Lustenauer Austria benötigt für die Dauer des Stadionneubaus eine Spielstätte. Fakt ist auch, dass laut Bundesligastatut eine Rasenheizung vorgeschrieben ist. Alle Interventionsversuche und die Bitte um eine Ausnahmeregelung wurde von den anderen Bundesligavereinen abgelehnt.
Einzige gangbare Option nach dem Nein aus Altach: Lustenau weicht für die Dauer der Bauarbeiten ins Bregenzer Immo-Agentur Stadion aus, welches aktuell aber über keine Rasenheizung verfügt. Gegen die Stimmen der Grünen hat nun unlängst die Bregenzer Stadtvertretung grünes Licht für den Einbau einer Rasenheizung im Bregenzer Stadion gegeben.

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Adaptierung des ImmoAgentur Stadions

Maßnahmen

Installation einer Rasenheizung mit mobiler Wärmeerzeugung:

Die mobile Heizung wird angemietet. Bei einer Verlegetiefe von 25 cm bleibt der Speerwurf möglich

Kostenpunkt 590.000 Euro

Modernisierung der Flutlichtanlage

Es ist notwendig, die bestehende Leuchtstärke von 500 Lux auf 1000 Lux zu erhöhen. Weiters wird die veraltete Beleuchtung aus den Jahren 1994 und 2002 dem Stand der Technik angepasst, es werden LED-Leuchtmittel verwendet.

Kostenpunkt 590.000 Euro

Adaptierungsmaßnahmen gemäß Stadionbestimmungen

Installation Videoüberwachung

Adaptierung der Sitzplätze

Ergänzung von Überdachungen bei Steh -und Sitzplätzen

Verschiebung und Vergrößerzung des Spielfeldes auf 105×68 Meter

Raumschaffung für VIP-Bereich udn Sanitäreinrichtungen

Erweiterung/Modernisierung der Strom- und Netzwerkinfrastruktur

Ertüchtigung Blitzschutzanlage

Kostenpunkt 530.000 Euro

Kostenaufteilung

SC Austria Lustenau 590.000 Euro

Rasenheizung mit

mobiler Wärmeerzeugung

SW Bregenz* 124.000 Euro

bei Aufstieg, Klassenerhalt und

Erhalt der Lizenz für die Bundesliga

Bund 14.400 Euro

Förderung LED-Beleuchtung Flutlichtanlage

Land Vorarlberg 357.000 Euro

33,3 % Förderung (ohne Rasenheizung und mobile Wärmeerzeugung)

Land Vorarlberg Zusatzförderung 72.000 Euro

für Instandhaltungsmaßnahmen Gebäude

Landeshauptstadt Bregenz 552.600 Euro

Anteil an den Adaptierungsmaßnahmen

Legende *: Die Zahlung von 124.000 Euro kann von SW Bregenz nur bei Aufstieg, Klassenerhalt und Lizenzerhalt erfolgen. Ansonsten sind die Kosten von der Stadt Bregenz zu tragen.

Tarife für das ImmoAgentur Stadion bei Heimspielen von Austria Lustenau

Spielfeld 392 Euro

Flutlicht Vollbeleuchtung 165 Euro

Flutlicht Halbbeleuchtung 84 Euro

Umkleiden (3 Kabinen) 225 Euro

Umkleide Schiedsrichter 75 Euro

Platzwart 402 Euro

Einnahmen pro Spieltag 1343 Euro

Bei 24 Heimspielen (angenommen) ergeben sich geschätzte Einnahmen für die Stadt Bregenz von ca. 32.000 Euro.

Weiters erhält die Landeshaupstadt Bregenz von jedem verkauften Ticket für Heimspiele von Austria Lustenau einen Euro.

Mehrere Blickwinkel

Wenn man mit den Beteiligten spricht, gibt es von allen Seiten Bedenken über die Sinnhaftigkeit einer Rasenheizung, die knapp 600.000 Euro kostet. Sei es aus Klimaschutzgründen oder auch deshalb, weil in den letzten Jahren eine Rasenheizung in Vorarlberg so gut wie nie zum Einsatz kam. Für die Grüne Vizebürgermeisterin in Zeiten von Klimawandel und Energiekrise ein Unding. Dementsprechend vehement zieht sie auch weiterhin gegen die Entscheidung ins Feld und lässt keine Gelegenheit aus, die Befürworter zu kritisieren.
Auf Nachfrage zur Sinnhaftigkeit einer Rasenheizung in Fußballstadien heißt es von Seiten des Ministeriums: „Was die Sinnhaftigkeit einer verpflichtenden Rasenheizung angeht, sind unterschiedliche Sichtweisen – je nach Blickwinkel – natürlich gerechtfertigt.“ Für eine Rasenheizung spreche nicht das Argument der UEFA-Vorgabe für internationale Spiele. Hierfür wäre auch eine Konzentration auf einige wenige Spielstätten möglich. Es gehe vielmehr darum, den Trainings- und Meisterschaftsbetrieb sicherzustellen, weil der enge Terminplan kaum Raum für Alternativtermine lasse. Auch würden die bestehenden Rasenheizungen zwischen November und März je nach Witterung sehr wohl mehrfach zum Einsatz kommen. Hier ginge es nicht darum Spielfelder schneefrei zu halten, sondern vielmehr darum zu verhindern, dass die Böden frieren Die würde zu einer massiven Beeinträchtigung der Bespielbarkeit des Rasens führen und auch die Verletzungsgefahr für die Spieler deutlich erhöhen.

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Projekt Stadionneubau Reichshofstadion

Jetzt ist es fix: Austria darf im Herbst im Reichshofstadion spielen. Bei der gestern abgehaltenen Klubkonferenz und Hauptversammlung der Bundesliga wurde dem Antrag von Austria Lustenau, im Herbst die Bundesligaspiele bis zum Neubau-Start des Reichshofstadion zu absolvieren, zugestimmt. Damit ist für dGrün-Weiß die nahe Zukunft klar: Herbstdurchgang wird in Lustenau gespielt, danach zieht man ins neu adaptierte ImmoAgentur Stadion von SW Bregenz um.

Weitere Neuerungen: Nach dem Abstieg der SV Ried hat Roland Daxl sein Amt als Aufsichtsrat der Bundesliga zur Verfügung gestellt, dafür wurde Dr. Alexander Wrabetz, Präsident von Rapid Wien, in den Bundesliga-Aufsichtsrat gewählt. Weiters gab es ein klares Bekenntnis zur „50+1“-Regelung, sprich der Verein in der ausgegliederten Kapitakgesellschaft über die Mehrheit der Stimmanteile verfügen muss.

Permanenter Austausch

Von Seiten des Ministeriums befinde man sich im permanenten Austausch mit der Bundesliga – auch und gerade in Fragen der Nachhaltigkeit. Bei neuen Rasenheizungen würden neue Technologien ausserdem die Möglichkeit bieten, diese Co2-neutral zu betreiben. So würden sich beispielsweise Sturm Graz und Rapid Wien innovativer Pumpsysteme bedienen, mit Hilfe derer das Grundwasser im Winter den Rasen beheizt und im Sommer kühlt.
Passend dazu laufen in Bregenz schon Überlegungen und Evaluierungen, im Rahmen der Fertigstellung des neuen Hallenbades die Rasenheizung im Stadion an den dortigen Wasserverteiler anzuschließen und so mit Seewasser zu speisen. VN-MKR/PP