Eine Weltmeisterschaft und das gute Gefühl vom „Heimkommen“

Sport / 23.08.2023 • 21:55 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Die Kanisfluh im Hintergrund steht sinnbildlich für das große Vorhaben Ironman-WM: Der „dreifache“ Maximilian Hammerle im Schwimm-Outfit, mit dem Rad und in den Laufschuhen. <span class="copyright">Steurer</span>
Die Kanisfluh im Hintergrund steht sinnbildlich für das große Vorhaben Ironman-WM: Der „dreifache“ Maximilian Hammerle im Schwimm-Outfit, mit dem Rad und in den Laufschuhen. Steurer

Vor der Ironman-WM am 10. September in Nizza blickt Triathlet Maximilian Hammerle in die Vergangenheit.

Bizau Die Bäume im Gastgarten des Biohotels Schwanen in Bizau werfen den an diesen heißen Tagen so wichtigen Schatten, um sich mit Vorarlbergs Ironman Maximilian Hammerle zu unterhalten. Der 30-Jährige kommt direkt von einem erfrischenden Bad in der Bregenzerach und wirkt im Gespräch sehr gelöst.

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Dabei erfüllt sich der ehemalige Radfahrer am 10. September den großen Traum von der Teilnahme an der Ironman-Weltmeisterschaft. Dass diese nun abwechselnd in Nizza und auf Hawaii stattfindet, kann der in Lauterach aufgewachsene Profi gut verschmerzen. Weckt die bevorstehende Fahrt an die Côte d’Azur doch viele Erinnerungen.

Am Berg zeigt Ex-Radprofi Maximilian Hammerle seine Qualitäten. <span class="copyright">Steurer</span>
Am Berg zeigt Ex-Radprofi Maximilian Hammerle seine Qualitäten. Steurer

Viele Jahre im Urlaub

„Wir waren mit der Familie über ganz viele Jahre immer bei Hyères auf der Halbinsel Giens im Urlaub. Der Campingplatz war praktisch unser zweites Zuhause“, erzählt er. Zugleich schmunzelt er, wenn es wenige Tage vor der WM zusammen mit seiner Lebenspartnerin Shelly Schenk – die Schweizerin gewann bei der Trailchallenge „Der Weiße Ring“ die Kleine Heldenwertung – dann Richtung Südfrankreich geht. „Nach Mailand wird in mir wohl das Gefühl des Heimkommens aufkommen.“ Ein Gefühl, das in der WM-Stadt Nizza schnell umschwenken wird, gilt es doch, sich mit der Strecke vertraut zu machen. 3,8 km Schwimmen im Meer („Ich gehe davon aus, dass es zur morgendlichen Beginnzeit ruhig sein wird“), 180 km Radfahren („Auch wenn es nur 2500 Höhenmeter sind, die Abfahrten sollen, wie ich hörte, gefährlich sein“) und ein abschließender Marathon (42,195 km) entlang der Promenade des Anglais („Alle fünf Kilometer ist der Wendepunkt. Die Stimmung wird wohl riesig sein“) gilt es für ihn zu bewältigen. „Die Vorfreude ist riesig“, sagt Hammerle und seine leuchtenden Augen unterstreichen seine Worte.

In lockerer Atmosphäre. <span class="copyright">Steurer</span>
In lockerer Atmosphäre. Steurer

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Als er 2018 seine Radkarriere („Am Berg war ich echt gut“) tauschte und sich als Triathlet in Schwimm- und Lauftraining stürzte, war die WM-Teilnahme stets das große Ziel. Hawaii, das war sein Traum. Nun startet er nebst 55 anderen Profis erst einmal in Nizza und sagt: „Hawaii dann halt nächstes Jahr.“

Fokussiert und konzentriert: Maximilian Hammerle blickt der WM entgegen. <span class="copyright">Steurer</span>
Fokussiert und konzentriert: Maximilian Hammerle blickt der WM entgegen. Steurer

Vorerst ist der Fokus auf das Rennen in Nizza gerichtet. Das erfordert im Vorfeld auch ein genaues Studium der Radstrecke. „Vielleicht fahre ich auch noch ein paar Passagen vor Ort ab“, will er sich nicht zu viel Druck auferlegen. Da überwiegt für Hammerle, der seit 2019 als Vollprofi seinen Sport ausübt, die Aussicht auf den Bewerb. Mit einem Jan Frodeno, 42-jähriger Olympiasieger und Mehrfach-Weltmeister, am Start zu stehen, bedeutet ihm sehr viel. „Es war ja auch meine letzte Chance, hört er danach doch auf“, lacht er und wechselt das Thema.

Der etwas andere Blick auf den Sportler. <span class="copyright">Steurer</span>
Der etwas andere Blick auf den Sportler. Steurer

Hammerle spricht über die idealen Voraussetzungen, die er im Bregenzerwald vorfindet. So war er seit Sonntag mit dem Rad mehrmals auf der Strecke Schwarzenberg – Bödele unterwegs, nutzte das Schwimmbad in Bezau und die Laufstrecke von Bizau bis nach Schönenbach – und weiter nach Sibratsgfäll. So werden bis Samstag rund 110 Laufkilometer zusammen kommen. „Wichtig“, so sagt er, „ist es, nach einem langen Lauf die Schuhe zu wechseln und Tempoläufe dranzuhängen.“ Und er erklärt: „Das ist für die Psyche in einem Wettkampf wichtig. Noch einmal zulegen zu können, wenn es schmerzt.“ Des Weiteren liegt der Fokus auf dem Schwimmen, rund 25 km, während er in seiner Spezialdisziplin (Rad), an Kilometern gemessen, etwas kürzer tritt.

Auf dem Rad hat Maximilian Hammerle alles im Griff. <span class="copyright">Steurer</span>
Auf dem Rad hat Maximilian Hammerle alles im Griff. Steurer

Eines hat er nach seiner Quali in letzter Sekunde – beim Ironman in Lake Placid – für sich schon verinnerlicht: „Alles, was jetzt noch kommt, ist Zugabe.“ Damit meint er vor allem den sportlichen Bereich, denn finanziell können ganz wenige Triathlon-Profis von den Preisgeldern leben. „Wir sind auf Sponsoren angewiesen“, sagt er mit einer gewissen Demut gegenüber seinen Unterstützern. Zumal eine Saison durchaus 25.000 Euro verschlingt. Und seitens des Verbandes fehlt es an Unterstützung, weil der Ironman-Triathlon nicht olympisch ist.