Rückkehr auf die Birkenwiese

Für Florian Prirsch (24) steht ein besonderes Derby an – es geht gegen „seine“ Rothosen.
Dornbirn/Bregenz Rote Hosen gehörten für Florian Prirsch eigentlich seit Kindestagen fest zum Inventar im Kleiderschrank. Schon in der Jugend kickte er beim FC Dornbirn. Am 4. April 2015 gab er sein Debüt in der Kampfmannschaft, im Auswärtsspiel bei Eigendorf setzte es eine 0:1-Niederlage. Auf Engagements bei Rapid Wien II und den Altach Juniors folgte 2018 die Rückkehr auf die Birkenwiese – von Spieltag eins an marschierte der Klub auf Platz eins aus der Regionalliga in die 2. Liga. Prirschs erstes Spiel im Profifußball war dann gleich ein Derby – am ersten Spieltag der Saison 2019/20 mussten sich die Rothosen vor über 4000 Zuschauern gegen Austria Lustenau mit 1:3 geschlagen geben. Morgen (20.30 Uhr) steht für Prirsch wieder ein Derby an – dieses Mal sind die Rothosen aber der Gegner, den es zu schlagen gilt.
Farbwechsel
Seit Jänner 2023 steht Prirsch nämlich in anderer Farbkombination auf dem Fußballfeld. Aus Weiß und Rot ist Schwarz-Weiß geworden. Die fußballerische Heimat ist nicht mehr die Birkenwiese, sondern das rund zehn Kilometer entfernte Bodenseestadion. Seine Entscheidung, den FC Dornbirn zu verlassen, begründet Prirsch mit der besseren Vereinbarkeit von Studium und Fußball – der 24-Jährige studiert Mathematik und Geschichte auf Lehramt. Bregenz habe ihm aber auch „das Gefühl gegeben ,dass sie mich bei dem Projekt unbedingt dabei haben wollen“, so Prirsch. In Dornbirn war er gegen Ende immer weniger gefragt, kam nur mehr zu Kurzeinsätzen in der 2. Liga.
Prirsch spricht beim Wechsel dennoch von einer schweren Entscheidung – die er aber nicht bereut: „Ich bin bei Bregenz echt glücklich, es gefällt mir richtig gut.“ Was auch daran liege, dass im Verein jeder hinter dem Ziel 2. Liga gestanden sei, alle hätten an einem Strang gezogen. „Das hat es mir relativ leicht gemacht, mitzuziehen“, sagt Prirsch. Bei Trainer Andreas Heraf ist er gesetzt, spielte in der Regionalliga jedes Spiel über die komplette Distanz, stand auch in der 2. Liga immer in der Startelf.
Ein besonderes Wiedersehen
Und dennoch wird es für Dornbirns Rekordspieler der 2. Liga (94 Einsätze in der zweithöchsten Spielklasse) ein komisches Gefühl sein, plötzlich als Gast auf den Rasen zu laufen. „Absolut. Ich bin es natürlich nur gewohnt, auf der Birkenwiese das Heimdress zu tragen“, sagt er. „Dornbirn ist mein Stammverein, ich habe dort viele gute Freunde, die ich regelmäßig treffe. Es wird schon cool, gegen die zu spielen“, sagt Prirsch.
Gegen die Ex-Kollegen wolle man natürlich gewinnen. Da gelte es aber auch, den Spagat zwischen Motivation und Übermotiviertheit zu schaffen. „Ich werde versuchen, das Spiel so zu spielen wie jedes andere. Nur wenn ich voll fokussiert bin, kann ich auch meine Leistung bringen. Es bringt nichts, sich doppelt und dreifach zu motivieren, wenn man am Ende sonst nur überdreht“, sagt er.
Nicht nur für Prirsch, auch für Matheus Favali (52 Spiele für die Rothosen) und Lukas Parger (22 Partien für Dornbirn), die beide in der Vorsaison noch für die Rothosen aufliefen, wird es ein besonderes Wiedersehen werden. Andere Spieler hätten gute Freunde beim Kontrahenten. Da sei der Wunsch, gegen die nicht zu verlieren, natürlich vorhanden, sagt Prirsch. Und dennoch: „Stand jetzt ist es normal“, sagt der Linksverteidiger zur Stimmung vor dem ersten Derby zwischen beiden Teams seit 2016.
Favoritenrolle weggeschoben
Mit zwei Siegen gegen die Vienna und Amstetten (Prirsch: „Da haben wir einige überrascht, dass wir so gut gestartet sind!“) begann auch die neue Saison im Dress von SW Bregenz nach Wunsch, es folgten zwei unnötige Niederlagen gegen die KSV und Liefering. „Das war dann ein zwischenzeitlicher Rückschlag – weil wir uns die Niederlagen eigentlich selbst zuzuschreiben haben“, meint Prirsch. Und dennoch habe man als SW Bregenz gemerkt, mit jedem Gegner mithalten zu können – die nächste Herausforderung warte bereits morgen.
Eine Herausforderung, die für die Elf vom Bodensee größer wird – zumindest wenn man Prirsch Glauben schenkt: „Ich würde die Favoritenrolle gekonnt Dornbirn zuschieben. Erstens, weil sie länger in der Liga sind. Und zweitens ein Heimspiel haben. Sie müssen sich vor den eigenen Fans zeigen – und wollen sicher auch zeigen, dass sie nicht gleich von einem Aufsteiger aus dem Ländle überholt werden. Wir haben eigentlich nichts zu verlieren.“ Favoritenrolle hin oder her: Verlieren will man gegen die Ex-Kollegen nicht.
„Es wird komisch. Ich bin natürlich gewohnt, auf der Birkenwiese das Heimdress zu tragen.“

