Manchmal hilft das Bauchgefühl

Routinier Nico Hülkenberg lassen Hitze und Luftfeuchtigkeit in Singapur „kalt“.
Singapur Er ist mit 36 Jahren der drittälteste Fahrer im Formel-1-Feld (nach Fernando Alonso, 42, und Lewis Hamilton, 38) und wohl der, der einen Preis für Ausdauer und Beharrlichkeit verdient hätte: Nico Hülkenberg fährt Sonntag in Singapur (Start 14 Uhr/MESZ) seinen 196. Grand Prix. Dass er nach drei Jahren auf der Ersatzbank von Racing Point und Aston Martin (mit insgesamt nur fünf Renneinsätzen) für diese Saison bei Haas einen Fixplatz bekam, spricht für die Qualitäten des GP2-Meisters von 2009, der ab 2010 für sechs Teams (inklusive Namensänderungen) unterwegs war, dem aber noch immer ein Podestplatz fehlt. Der ist im Moment auch beim siebten Team, eben Haas, nicht realistisch.
Dass es heuer bisher „nur“ zu neun Punkten reichte, ist der schwachen Form des Haas-Boliden im Renntrim (mit hohem Reifenverschleiß) zuzuschreiben, denn „Hulk“ schaffte mehrfach den Sprung in die letzte Qualifikationsphase – und stach dabei Teamkollegen Kevin Magnussen mit 11:3 aus. Teamchef Günther Steiner vertraut weiter beiden Fahrern, deren Verträge kürzlich für 2024 verlängert wurden. Darüber hatte Hülkenberg keine Zweifel, „ich war da sehr zuversichtlich.“ Und in den Medien erhielt der Deutsche, dessen Highlight sicher der erste Le-Mans-Sieg des Porsche 919 im Jahr 2015 war, fast durchwegs lobende Kritiken.
Für die Hitze und extreme Luftfeuchtigkeit in Singapur hat sich Hülkenberg mit Hilfe seines Trainers Martin Poole seit Wochen vorbereitet. „Am Rennwochenende weißt du dann, warum du dich vorher so geplagt hast“, gibt der Emmericher zu, der bis zu zwei Kilogramm Körpergewicht im Rennen verlieren wird. Die Zeitumstellung (Singapur ist Mitteleuropa sechs Stunden voraus) bzw. das Simulieren des Ablaufs nach „europäischem Rhythmus“ – wie es fast alle Kollegen und Teams machen – ist für Hülkenberg ohne große Bedeutung. „Ich richte mich nach meinem Bauchgefühl“, meinte er schmunzelnd. Und zur Änderung am Marina Bay Street Circuit urteilt er: „Vier Kurven weniger ist vier Mal weniger Gefahr, in der Mauer zu landen.
Aber es bleibt auch mit einer Geraden mehr ein schwieriger Kurs.“ Auf dem neuerlich das direkte Duell mit Williams um den siebenten Rang in der Konstrukteurs-WM im Fokus stehen wird. „Singapur verlangt viel Abtrieb, das hilft uns mehr als ein Low-Downforce-Kurs wie Monza. Ich sehe hier eine Chance.“
„Vier Kurven weniger ist vier Mal weniger Gefahr, in der Mauer zu landen.“
Am Freitag sind die Trainings für das GP-Wochenende in Singapur um 11.30 bzw. 15 Uhr (MESZ), samstags um 11.30 bzw. 15 Uhr (Qualifying/MESZ).