Herausforderung perfekter Rasen: So gehen die Vorarlberger Platzwarte damit um

Bei einem Seminar zur Rasenpflege gab es rege Diskussionen.
Darum geht’s:
- Über 60 Teilnehmende bei Rasenpflegeseminar in Vorarlberg
- Austausch über Rasenwachstum, Instandhaltung und Trends
- Hinweise zur Rasenpflege, Roboter-Mäher umstritten, Ein-Drittel-Regel beachten
Bregenz Vorarlberg und die Rasen in den Fußballstadien, das ist ein heißes Thema. In Bregenz ist aktuell Baustelle, in Lustenau stehen die Umbauarbeiten ab dem Winter bevor. Keine gute Zeit für saftiges Grün. Doch was können die Platzwarte im Land eigentlich machen, um ihren Fußballplatz perfekt hinzubekommen? Darüber hat der Vorarlberger Fußballverband (VFV) zusammen mit dem Land und dem Österreichischen Institut für Schul- und Sportstättenbau (ÖISS) informiert.
“Der Fußball lebt von guten Sportanlagen und guten Rasenverhältnissen. Je besser die sind, umso qualitativ hochwertiger kann der Fußballsport stattfinden”, sagte Andreas Kopf, Sportdirektor und Verbandstrainer beim VFV. Positiv fiel sein Fazit zum ersten Rasenpflegeseminar seit 2006 in Vorarlberg aus. “Alexander Schütz vom ÖISS ist ein Top-Experte auf dem Gebiet Sportstättenbau und -pflege und ich denke, dass es von den Teilnehmern auch sehr gut angenommen wurde.”
Über 60 Teilnehmende
Über 60 Teilnehmende waren der Einladung in die Fußballakademie nach Bregenz gefolgt. Mehr als die Hälfte der rund 70 Vorarlberger Vereine – von der Bundesliga bis zur 5. Landesklasse – waren vertreten, manche sogar mit mehreren Interessierten. Alexander Schütz, Experte für Sportfreianlagen im ÖISS, gab seine Erfahrung aus über 30 Jahren und etwa 160 Lehrgängen an die Vorarlberger Platzwarte weiter.

Er sprach über rechtliche Grundlagen, wichtige Gedanken beim Bau von Sportstätten und deren Instandhaltung. Zudem gab Schütz einen Überblick über Rasenwachstum und die ideale Pflege bis hin zu Trends und Tendenzen. Immer wieder kam es zu lebhaften Diskussionen, die auch in den Pausen weitergeführt wurden. “Man hat die Energie im Raum gemerkt, dieser Austausch unter den Teilnehmern ist wichtig”, sagte Kopf.

“Wer billig baut, zahlt später mehr”, lautete einer der Hinweise von Schütz. “Das gilt für viele Bereiche, vor allem aber für Rasensportplätze.” Dabei ging es zum Beispiel um ausreichende Dränsysteme und den richtigen Untergrund.


Auseinander gingen die Meinungen beim Thema Rasenmähen. Viele Vereine lassen das von Robotern erledigen. Schütz ist kein großer Fan davon. Er verstehe die Zeitersparnis, wies aber darauf hin, dass die Roboter eigentlich beaufsichtigt werden müssen. Zudem warnte er vor der Gefahr für Kinder und Tiere und dem Stress, dem der Rasen ausgesetzt werde, wenn jeden Tag der Mäher darüber fahre. So habe die Pflanze keine Chance, Blüten zu bilden.
Das Thema Mähen stellte sich als sensibles heraus. Das übliche Maß der Rasenhöhe belaufe sich auf drei bis vier Zentimeter. Es schade dem Grün aber auch nicht, einmal im Jahr auf bis zu zehn Zentimeter zu wachsen. Denn kurze Pflanzen haben auch kurze Wurzeln. Dann sollte es aber auf zweimal Mähen wieder aufs Normalmaß gebracht werden.
Die Ein-Drittel-Regel
“Es gilt immer die Ein-Drittel-Regel”, betonte Matthias Burtscher von Loacker Sport+Gartenbau. “Daher ist der Meterstab das wichtigste Hilfsmittel des Platzwarts.” Er leitete den praktischen Teil des Seminars auf dem Platz. Da die Rasenpflanze zu einem Großteil aus Wasser besteht, nimmt man ihr beim radikalen Kürzen zu viel Flüssigkeit weg. “Das ist sonst wie ein Schlaganfall”, ergänzte Schütz.

Er zeigte die Bedeutung von richtigem Bewässern auf und legte es den Platzwarten ans Herz, selbst einmal zu testen, wie viel Wasser der Rasen an unterschiedlichen Stellen abbekommt. Zu viel und zu wenig – beides ist nicht hilfreich. Der Wasserhaushalt werde seiner Einschätzung nach ein wichtiges Zukunftsthema. Immerhin wird das Wasser auf lange Sicht knapp und dem Klima angepasste Sportanlagen damit zu einem Trend.

Schütz nahm den Platzwarten aber auch die Illusion, immer einen grünen Teppich ausrollen zu können. Die Rasenpflanze sei nämlich nicht für eine konzentrierte, intensive Nutzung ausgelegt. Dass also der Torraum auch bei bester Pflege mal ausgetauscht werden muss, ist normal.
Ansprechpartner in Feldkirch
Wer plant, eine neue Sportanlage zu bauen, die bestehende zu sanieren oder das Flutlicht auszutauschen, hat auch in Vorarlberg Ansprechpartner. Martin Schatzmann und Serdar Calik sind sportaffine Bauingenieure von der Abteilung für Hochbau und Gebäudewirtschaft in Feldkirch. Sie fungieren als Kooperationsstelle für den ÖISS. “Am besten schon vor der Planung an uns wenden, wir sind der richtige Ansprechpartner”, sagte Schatzmann.

Blieb noch die spannende Frage, wie es insgesamt um die Sportplätze in Vorarlberg bestellt ist? “Ganz schwer zu sagen”, kommentierte Kopf, der immerhin auf vielen Plätzen unterwegs ist. “Ich denke, die meisten sind in einem befriedigenden Zustand – je nach Verein und je nach Zeitbudget der Verantwortlichen.” Aber: “Die Plätze können nicht gut genug sein. Ich denke, dass da noch was geht.”
Kopf kann sich daher auch vorstellen, einzelne Themen mit in die Trainerausbildung zu nehmen. “Die Trainer und Spieler können sehr viel dazu beitragen, dass die Plätze besser beieinander sind”, sagte er. Eines stellte er zudem noch klar: Das Rasenpflegeseminar soll es wieder geben. Und zwar nicht erst in 17 Jahren.
