Der Rotstift wurde angesetzt

Sport / 07.11.2023 • 19:00 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
In der aktuellen Weltrangliste der olympischen 49er-Klasse nehmen Benjamin Bildstein (l.) und Vorschoter David Hussl den dritten Zwischenrang ein. <span class="copyright">Candidate Sailing</span>
In der aktuellen Weltrangliste der olympischen 49er-Klasse nehmen Benjamin Bildstein (l.) und Vorschoter David Hussl den dritten Zwischenrang ein. Candidate Sailing

49er-Duo Benjamin Bildstein/David Hussl hat vor Europameisterschaft an der Qualitätsschraube justiert.

Vilamoura Das Kalenderjahr ist für das 49er-Segelduo Benjamin Bildstein und Vorschoter David Hussl mit einer Achterbahnfahrt zu vergleichen. Gute und weniger gute Leistungen wechselten einander ab. Nachdem sich die beiden 31-Jährigen des YC Bregenz Mitte August bei der Weltmeisterschaft vor Den Haag mit einem Kraftakt in der Goldflotte das zehnte und letzte Nationenticket für die Olympischen Sommerspiele 2024 vor Marseille sichern konnten, wurde aufgrund des instabilen Saisonverlaufs in den letzten drei Monaten noch einmal an der Qualitätsschraube justiert. „Wir haben sämtliche Aktivitäten, egal ob am Wasser oder an Land, noch einmal ganz genau analysiert und uns einen Überblick darüber verschafft, welche Punkte wir auf unserem weiteren Weg abarbeiten müssen, um den Sprung zurück in die absolute Spitzengruppe in unserer Bootsklasse zu schaffen“, erklärt Steuermann Bildstein. „Bei der Analyse wurde eigennützig der Rotstift angesetzt, unwichtige Dinge gestrichen und der zukünftige Fokus auf Key-Elemente reduziert.“

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Quotenplatzvergabe erste im Olympiajahr

Die Olympia-Zehnten von Tokio 2021 betonten unisono, dass beim Evaluierungsprozess stets die Teilnahme an den Sommerspielen im kommenden Jahr im Vordergrund stand und dieses Unterfangen höchste Priorität hat. „Wir haben zwar bei der WM das Nationenticket für Österreich geholt. Dies bedeutet aber nicht, dass wir automatisch auch den Startplatz bekommen. Bereits vor Beginn der Qualifikationsphase wurde verbandsintern vereinbart, dass die definitive Zuteilung erst Mitte des nächsten Jahres erfolgt.“

Letzte Details ausreizen

Bei der Analyse wurden jene Punkte in den Vordergrund gestellt, die ohnehin zu ihren Stärken zählen. „Das gibt uns einen gewissen Grad an Sicherheit. Dadurch fällt es uns leichter, Herausforderungen anzunehmen. Speed, Starts, Decision-Making und gegenseitige Unterstützung am Boot lagen jüngst und liegen aktuell im Fokus. Um diese Potenziale bis ins letzte Detail auszuschöpfen, haben wir viel Akribie, unzählige Wasserstunden und entschlossenes Commitment an den Tag gelegt“, erläutert Hussl. „Parallel dazu haben wir mutig für uns neue Arbeitsprozesse und Themenbereiche erschlossen.“

Benjamin Bildstein und David Hussl mit Coach Ivan Bulaja. <span class="copyright">OESV</span>
Benjamin Bildstein und David Hussl mit Coach Ivan Bulaja. OESV

Kurzfristiger Mastwechsel

Unmittelbar vor Beginn der heute vor Vilamoura an der südportugiesischen Algarveküste beginnenden Europameisterschaft haben sich die EM-Zweiten von 2020 entschieden, noch einen Materialwechsel durchzuführen. „Wir haben kurzfristig den Mast ausgetauscht, weil wir gemerkt haben, dass wir mit dem bisher verwendeten Material gegen die absolute Weltspitze nicht ankommen. Das sind natürlich keine optimalen Voraussetzungen und gleichzeitig auch eine sehr mutige Entscheidung von uns, die mit einem nicht unwesentlichen Risikofaktor verbunden ist. Wenn wir aber langfristig weiterkommen wollen, dann war das absolut richtig, davon sind wir überzeugt“, betont Bildstein.

Trotz der gravierenden Veränderung auf dem Materialsektor brauche man sich bei der anstehenden Europameisterschaft in Portugal „nicht vor der Konkurrenz zu verstecken“, betont Hussl: „Weil die weiteren ,Trimms‘ für die vorherrschenden Bedingungen einwandfrei passen. Jetzt gilt es, im Kopf freiwerden, gut mit der veränderten Situation umzugehen und sich von Rennen zu Rennen zu beweisen. Dass wir unter Stress abliefern können, haben wir bei der WM in den letzten Wettfahrten gezeigt. Jetzt gilt es, den nächsten Entwicklungsschritt zu setzen.“

91 Teams aus 27 Nationen

Bei den international offen ausgeschriebenen Titelkämpfen an der Algarve, zu der sich insgesamt 91 Teams aus 27 Nationen, davon acht nicht aus Europa, gemeldet haben, sind von heute an bis inklusive Sonntag pro Tag drei Wettfahrten geplant. Nach sechs Wettfahrten trennt sich die Spreu vom Weizen und das Starterfeld wird in Gold- und Silberflotte geteilt. Am Montag steht dann noch eine Wettfahrt und das Medal Race der besten zehn Teams auf dem Programm.

So wie 2021 nehmen Bildstein/Hussl mit dem OeSV-Nationalteam an der Star Sailors League vor Lanzarote teil.
So wie 2021 nehmen Bildstein/Hussl mit dem OeSV-Nationalteam an der Star Sailors League vor Lanzarote teil.

Abstecher zur Star Sailors League

Die Europameisterschaft ist für das Vorarlberg-tirolerische Duo zugleich die letzte Regatta in diesem Jahr in der olympischen Bootsklasse. Unmittelbar nach dem Championat der European Sailing Federation nehmen Bildstein/Hussl noch mit dem OeSV-Nationalteam an der Star Sailors League (SSL) vor Gran Canaria teil.

Bei den in Marseille stattfindenden Segelbewerben der Sommerspiele 2024 wollen Benjamin Bildstein und David Hussl zum zweiten Mal in ihre Karriere den olympischen Flair auskosten. <span class="copyright">OESV</span>
Bei den in Marseille stattfindenden Segelbewerben der Sommerspiele 2024 wollen Benjamin Bildstein und David Hussl zum zweiten Mal in ihre Karriere den olympischen Flair auskosten. OESV

Erklärte Höhepunkte im Olympiajahr sind die WM von 4. bis 10. März vor Lanzarote und die EM von 7. bis 12. Mai vor La Grande-Motte. Nach dem Championat an der französischen Mittelmeerküste soll die Nominierung für die Sommerspiele erfolgen.

In der aktuellen Weltrangliste der 49er nehmen Bildstein/Hussl mit 817 Punkten den dritten Platz ein, Keanu Prettner/Jakob Flaschberger, die internen Konkurrenten um den Olympiastartplatz, nehmen mit 669 Punkten Rang 18 ein.