Eine Niederlage zu viel für Mader

Trainer Markus Mader wurde von Austria Lustenau mit sofortiger Wirkung beurlaubt.
Lustenau Die 2:3-Heimniederlage von Austria Lustenau gegen den WAC am vergangenen Samstag besiegelte das Schicksal von Markus Mader. Der Trainer wurde am Montag vom Verein nach einer intensiven Vorstandssitzung beurlaubt. Für Mader war es die erste unfreiwillige Trennung in seiner Trainerkarriere seit 2012, als er vom FC Hard nach einer 0:6-Niederlage in der Regionalliga West gegen Kufstein vor die Tür gesetzt wurde. Bei seinen folgenden Stationen Langenegg, Hatlerdorf, Schwarzach und Dornbirn ging Mader immer von sich aus.

Der 55-Jährige kam 2021 vom damaligen Ligarivalen FC Dornbirn zu den Lustenauern und schaffte gleich im ersten Jahr den sensationellen Aufstieg in die Bundesliga. In der ersten Saison in der höchsten Spielklasse überraschten die Lustenauer mit ihrem erfolgreichen Offensivfußball und der Qualifikation für das Europacup-Play-off, in dem die Grün-Weißen an Austria Wien scheiterten. „Wir haben Markus unheimlich viel zu verdanken und er wird immer eine prägende Rolle in der Geschichte des SC Austria Lustenau einnehmen. Nicht nur die Rückkehr in die Bundesliga im Jahr 2022, sondern auch viele denkwürdige Partien im Reichshofstadion inklusive vielumjubelte Derby-Siege werden bei uns und unseren Fans immer in positiver Erinnerung bleiben. Auch aufgrund seines besonderen Charakters ist uns allen im Verein dieser Schritt absolut nicht leichtgefallen und wir haben viel mit uns gerungen“, konstatierte Austria-Vorstandssprecher Bernd Bösch, „die Ergebnisse und Entwicklungen der bisherigen Saison haben uns nun jedoch zu diesem Schritt veranlasst. Wir danken Markus und Martin ausdrücklich für die zurückliegenden zweieinhalb Jahre und wünschen ihnen sportlich sowie privat nur das Beste.“

In der laufenden Saison wartet Austria Lustenau nach 14 Spieltagen weiterhin auf den ersten Sieg, nur drei mickrige Pünktchen holte Mader mit seiner Elf. Im Cup setzte es ein 0:4-Debakel beim Zweitligisten St. Pölten. Der Coach hatte am Wochenende nach der knappen Niederlage gegen den WAC noch betont, dass die Mannschaft lebe und er die Spieler sehr wohl erreiche. Allerdings zeigten die Vorstellungen zuletzt zu wenig sportliche Entwicklung. Die späte Zusammenstellung des Kaders dient dem Verein im November nicht mehr als Entschuldigung für die Niederlagenserie.

Schneider und Gerdi übernehmen
Neben Mader muss auch sein Co-Trainer und guter Freund Martin Schneider die Austria verlassen. Mathias Nesler, verantwortlich für die Torhüter, und Athletiktrainer Lucas Vidal bleiben weiterhin an Bord.

Da der Verein bis zuletzt auf einen Turnaround unter Mader gehofft hatte, wurde nicht hinter dem Rücken des nunmehrigen Ex-Trainer mit anderen Kandidaten verhandelt. Bis zur Winterpause übernehmen deshalb Sportkoordinator Alexander Schneider und Amateure-Trainer Momo Gerdi den Job an der Seitenlinie. Da weder Schneider noch Gerdi über die UEFA-Pro-Lizenz verfügen, kommt eine längere Amtszeit des Duos als die sechswöchige Bundesliga-Ausnahmefrist ohnehin nicht in Frage. Spätestens zur Winterpause wollen die Verantwortlichen der Austria einen neuen Trainer präsentieren.
Zweites Trainerintermezzo
Bis dorthin müssen die Lustenauer noch bei Sturm Graz, in Altach und gegen den LASK antreten. Vor allem für Schneider werden diese Partien zur Bewährungsprobe, zeigte sich der Deutsche doch hauptverantwortlich für die Zusammenstellung des Kaders.

Der 30-Jährige ist seit Jänner 2020 als Sportkoordinator und Vertreter des Investors CSC unter der Ägide von Ahmet Schaefer bei den Lustenauern tätig. Im Saisonfinish 2020/21 war er nach der Trennung des damaligen Trainers Alexander Kiene bereits für vier Spiele als Interimstrainer eingesprungen. Damals holten die Lustenauer in der 2. Liga vier Punkte aus vier Spielen – mit einem beachtlichen Torverhältnis von 10:12.

Sportkoordinator Schneider und Trainer Mader in Eintracht. Archiv/Stiplovsek
Das Ende der Energie
Vor zwei Wochen hatte ich in diesem Rahmen eine Entscheidung von Austria Lustenau gefordert, sich entweder langfristig zu Trainer Markus Mader zu bekennen oder sich von ihm zu trennen. Der Treueschwur blieb aus, deshalb ist die jetzige Entlassung der richtige Schritt. Mader hat unzweifelhaft Großartiges in Lustenau geleistet. Wer beim Aufstieg in Horn, der folgenden Party im Reichshofstadion gegen die Young Violets oder den Derbyerfolgen dabei war, hat die Energie erlebt, die Mader der Austria verliehen hat und gesehen, mit welchem Genuss der 55-Jährige für die Grün-Weißen an der Linie gestanden ist. Doch die Zeiten ändern sich, von Energie war in den vergangenen Spielen maximal in Ansätzen etwas zu sehen. Denn der Trainer hat den Rückhalt in Teilen des Vereins und – noch viel schlimmer – im Großteil der Mannschaft verloren. Weiterwurschteln bis zu einer Trennung in der Winterpause wären für alle Seiten nur verlorene Wochen gewesen. Die Entscheidung mag für Verein und Trainer im Moment schmerzhaft und emotional sein, für beide Seiten ist es aber auch die Chance auf etwas Neues. Die Austria hofft auf den Trainereffekt, bei Mader sollten sich ob der zuvor aufgezählten Sternstunden bald andere Vereine ihr Interesse deponieren.
Johannes Emerich, VN-Redakteur