Göttliche Komödie

Sport / 17.11.2023 • 07:30 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Göttliche Komödie

Die Saison der Damen fing so gut an, mit einem unglaublichen Rennen in Sölden. Aber seither regiert unbarmherzig der Wettergott bei den Herrenrennen. Und das zudem noch in Zermatt, dem gottesfürchtigsten Ort der Schweiz. Ich muss zugeben, auch ich war begeistert von einer Abfahrt in Zermatt auf knapp 4000 m Höhe. Man vergisst jedoch sehr leicht, dass in dieser Höhe mehrere Faktoren berücksichtigt werden müssen, um ein reguläres Rennen durchführen zu können. Unberechenbar sind die schlechte Sicht und der Wind, oder meist beides. All das kann sich in diesen Höhen zudem blitzschnell ändern. Das wissen alle, die oft in die hohen Berge gehen, zum Skitouren, Mountainbiken oder Wandern. Tiefer unten, wo schon Vegetation wächst, sind solche Gewalten für die Organisatoren viel leichter zu kontrollieren.
Eine sehr kleine Chance besteht noch, um zumindest eines der beiden Damenrennen durchzuführen. Mit von der Partie wäre eine richtige Armada an Vorarlberger Athletinnen. Nicht weniger als sechs Mädels aus dem Ländle sind in Zermatt mit dabei und bereiten sich auf die erste Abfahrt vor. Nina Ortlieb, Christine Scheyer, Ariane Rädler, Vanessa Nussbaumer, Michelle Niederwieser, Emily Schöpf und Magdalena Egger. Das gab es seit den Zeiten von Wiltrud Drexel und Ingrid Gfölner nicht mehr. Und für den Saisonstart im Speed-Bereich wäre diese Abfahrt gerade recht. Von oben bis unten mittelsteil bis flach und deshalb nicht sonderlich schwer. Langgezogene Kurven, die man sehr gefühlvoll in der Hocke meistern muss, wechseln sich mit ausgiebigen Gleitpassagen ab. Je nach Geschwindigkeit gibt es zwei größere Sprünge, auf die man aufpassen muss. Das kommt unseren Speed-Prinzessinnen zugute, denn sie können gut gleiten. Mit Ortlieb und Scheyer sind sogar zwei Sieg-erprobte Damen mit im Team, die ihre Erfahrungen mit ihren jüngeren Kolleginnen teilen können. Und der neue Trainer, Roland Assinger, war ja selbst schon ein Weltklasse-Abfahrer und kann die Mannschaft dementsprechend auf solche Verhältnisse einstellen. Nach der vergangenen Saison wird wohl bei allen die Motivation groß genug sein, hier Vollgas zu geben.

Hier in Zermatt braucht es für einen Erfolg vielleicht noch etwas mehr als nur Motivation. Zusätzliche Unterstützung vom Wettergott mit etwas Rückenwind wäre hilfreich. Doch der Material-Teufel hat sich noch nie bis nach Zermatt vorgewagt.