Schwarz-Weiße Gedankenspiele

Sport / 17.11.2023 • 19:45 Uhr / 5 Minuten Lesezeit
Sportlich wurden SW Bregenz im Test gegen die WSG Tirol die Grenzen aufgezeigt. <span class="marker">Paulitsch</span>
Sportlich wurden SW Bregenz im Test gegen die WSG Tirol die Grenzen aufgezeigt. Paulitsch

Brasilianer-Geschichte war Auslöser eines bewegten Herbstes bei Zweitliga-Aufsteiger Bregenz. Vor dem letzten Ligamatch bei der Admira (25. November) verlor die Heraf-Elf den Test gegen die WSG Tirol mit 0:6.

Bregenz Der Stadionumbau ist vollzogen, allein SW Bregenz muss sich bezüglich Premierenspiel gedulden. Selbst das Testspiel gegen die WSG Tirol – 0:6 – konnte nicht wie geplant im nunmehr bundesligareifen Stadion gespielt werden. Das Problem war der anhaltende Regen, und das Wetter steht stellvertretend für eine herbstlich-emotionale Achterbahnfahrt der Schwarz-Weißen. Präsident Thomas Fricke tut sich deshalb schwer, die Geschehnisse rund um den Klub richtig einzuordnen. Die Geschichte um die vergebliche Anmeldung zweier Schlüsselspieler aus Brasilien, die Gerüchte um Versäumnisse in punkto Zahlungen und die immerwährenden Fragen nach den finanziellen Mitteln bei SW Bregenz haben Spuren hinterlassen.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.


Der 55-jährige Geschäftsmann und ehemalige Torhüter, der schon als Aktiver mehr als zwei Jahrzehnte bei SW Bregenz verbracht hat, geht im Gespräch mit den VN deshalb sehr offen mit den im Raum stehenden Vorwürfen um. Er verweist jedoch explizit darauf, dass die Umstellung von einem reinen Amateurverein, der sich im Sommer 2023 als Regionalligameister sportlich in die 2. Bundesliga hievte, in einen Profibetrieb, sprich Ausgliederung der Kampfmannschaft in eine GmbH, mehr Zeit in Anspruch nahm, als ursprünglich von den Verantwortlichen erwartet. „Das heißt natürlich, dass wir verschiedenste Rechnungen nicht mehr als Amateurverein abwickeln, sondern dass diese jetzt nach den Statuten einer GmbH von uns erledigt werden müssen.“ Deshalb habe es naturgemäß bei einigen Abwicklungen Nachfragen gegeben bzw. sei es bei der Abwicklung zu Verzögerungen gekommen.

SW-Finanzchef Robert Montel (im Bild Zweiter von links mit den Vorstandsmitgliedern Thomas Fricke und Pedrag Zivanovic) übergab rund um das Testspiel an Kerstin Bösch von „Stunde des Herzens“ einen Scheck in Höhe von 2080 Euro.
SW-Finanzchef Robert Montel (im Bild Zweiter von links mit den Vorstandsmitgliedern Thomas Fricke und Pedrag Zivanovic) übergab rund um das Testspiel an Kerstin Bösch von „Stunde des Herzens“ einen Scheck in Höhe von 2080 Euro.

Predrag Zivanovic, als Vorstand Sport wie Fricke und Finanzchef Roberto Montel für die GmbH zeichnungsberechtigt, spricht in diesem Zusammenhang Klartext: „Weder gegenüber der Gebietskrankenkasse noch dem Finanzamt gibt es Außenstände. Die Lohnzettel aller Spieler werden pünktlich von uns abgegolten.“ Das Klubbudget, das sich laut Zivanovic (42) auf 1,4 Millionen Euro belaufe, ist ausfinanziert. Dieser Betrag beziehe sich auf den Gesamtverein, wobei die Kampfmannschaft rund zwei Drittel des Budgets vereinnahmt.

„Immer mit Vorwürfen konfrontiert zu werden, hinterlässt auch
persönlich Spuren.“

Thomas Fricke, Präisdent SW Bregenz

Keine leichte Situation

Der Weg aus dem Amateur- hinein in den Profifußball habe laut Fricke viel Energie gekostet. Sowohl was die Lizenzierung betrifft als auch die Kaderzusammenstellung. Diesbezüglich nimmt der SW-Präsident noch einmal Stellung in der Causa rund um die Brasilianer. „Wir haben uns beim Senat 2 erkundigt, ob wir die Spieler als Amateure anmelden können, und haben die schriftliche Bestätigung für die Spielberechtigung erhalten. Auch seitens der BH wurde uns bestätigt, dass die Spieler als Amateure spielberechtigt sind. Nichtsdestotrotz haben wir ja versucht, eine Rot-Weiß-Rot-Karte für Matheus Lins und Gabryel zu erhalten. Beide sind aus unserer Sicht Schlüsselspieler, dementsprechend war es stets unsere Absicht, sie mit einem Vertrag auszustatten.“

Ein Torerfolg blieb gegen die WSG Tirol aus. <span class="copyright">Paulitsch</span>
Ein Torerfolg blieb gegen die WSG Tirol aus. Paulitsch

Weil alle Bemühungen rund um einen Profivertrag für das Duo fehlschlugen, sind die beiden Brasilianer nach Ablauf des Touristenvisums zurück in die Heimat gereist. Sportlich ein herber Verlust, wie auch Cheftrainer Andreas Heraf stets betonte. Zwar wurde auch ohne Matheus Lins und Gabryel gepunktet – fünf Zähler in vier Spielen, doch gerade bei der Heimspielniederlage gegen St. Pölten wurden beide vermisst.

Der Test gegen die WSG Tirol musste auf dem Kunstrasenplatz im Trainingszentrum Neu-Amerika durchgeführt werden. <span class="copyright">Paulitsch</span>
Der Test gegen die WSG Tirol musste auf dem Kunstrasenplatz im Trainingszentrum Neu-Amerika durchgeführt werden. Paulitsch

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.


Mit dem Stadionumbau in Bregenz in Kooperation mit Austria Lustenau und dem damit verbundenen Ausweichen ins Reichshofstadion (Fricke: „Auch das hat den Klub finanziell einiges gekostet. Das war zwar nicht budgetiert, aber wir können es ausgleichen“) gab es für die Schwarz-Weißen in der Herbstsaison auch abseits des Sportlichen einige Hürden zu überwinden. „All die Dinge belasten dich auch persönlich“, gibt Fricke zu. „Weil jeder im Verein nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hat und wir stets mit offenen Karten agierten.“ Und das schließe auch etwaige Fehler ein. „Für solche stehen wir auch ein. Was wir jedoch nicht verstehen und wogegen wir uns wehren, ist, für etwas angeklagt zu werden, auf das wir keinen Einfluss hatten.“