„Schon wieder bereit für neue Aufgabe”

Sport / 19.11.2023 • 17:20 Uhr / 6 Minuten Lesezeit
Markus Mader hat das Aus bei Austria Lustenau bereits abgehakt und blickt in die Zukunft. <span class="copyright">gepa</span>
Markus Mader hat das Aus bei Austria Lustenau bereits abgehakt und blickt in die Zukunft. gepa

Ex-Austria-Lustenau-Trainer Markus Mader hat Beurlaubung bereits verdaut.

Lustenau „Es war ja nicht so, dass ich nicht vorbereitet war auf die Trennung”, erklärte Markus Mader im exklusiven Gespräch mit den VN nach seiner Beurlaubung am letzten Montag. Die Vorzeichen für eine etwaige Trennung waren für den 55-jährigen Bregenzer schon länger gegeben, „denn die Negativserie war ja Fakt. Und im Business Fußball greifen eben die Mechanismen, wenn man keinen Erfolg hat. Da nutzen einem die vergangenen Erfolge gar nichts. Aber so blauäugig war ich nicht. Daher hat sich die Enttäuschung, die natürlich groß war, weil ich eine tolle Zeit in Lustenau hatte, relativ schnell gelegt. Bereits heute kann ich sagen, dass ich über die Trennung hinweg bin und schon wieder in die Zukunft schaue”, so Mader offen und ehrlich.

„Am Ende habe ich meinen Job nicht gut genug gemacht. Da gibt es keine zweite Meinung. Und diese Verantwortung nehme ich auf mich.”

Markus Mader, Ex-Trainer Austria Lustenau

Chemie zur Mannschaft stimmte

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Natürlich hatte er den Funken Hoffnung, dass sich die Verantwortlichen im Verein eventuell dafür entscheiden, es mit ihm trotz nur drei Punkten aus 14 Ligaspielen weiter zu versuchen. „Aber am Ende kam man eben zum Entscheid, dass man mir den Turnaround mit der Mannschaft nicht mehr zutraute”, gibt Mader zu Protokoll. Ob es dafür auch Stimmen aus der Mannschaft bezüglich fehlender Chemie zwischen Coach und Team kam, ließ Mader offen. Er selbst sah den Zugang zum Team immer gegeben: „Die Trainings, auch in den letzten schweren Monaten, waren immer in Ordnung. Die Jungs haben immer voll mitgezogen und ich hatte überhaupt keine Bedenken bei der Ansprache zur Mannschaft.”

Im Oktober wurde Markus Mader bei der Bruno-Gala zum zweitbesten Trainer der Saison 2022/23 gewählt. <span class="copyright">gepa</span>
Im Oktober wurde Markus Mader bei der Bruno-Gala zum zweitbesten Trainer der Saison 2022/23 gewählt. gepa

Harte Worte gegen sich selbst

Dennoch nimmt sich der zweifache Familienvater vollends in die Pflicht, was die Performance von Austria Lustenau im Herbst betrifft: „Weil ich der Hauptverantwortliche für die Leistung der Spieler und der Mannschaft war. So ehrlich bin ich auch”, so Mader, der offen und ehrlich zugibt, „dass ich am Ende des Tages meinen Job nicht gut gemacht habe. Da gibt es keine zweite Meinung. Und diese Verantwortung nehme ich auf mich.”

In der Aufstiegssaison 2021/22 wurde Markus Mader zum besten Trainer der 2. Liga gewählt. <span class="copyright">gepa</span>
In der Aufstiegssaison 2021/22 wurde Markus Mader zum besten Trainer der 2. Liga gewählt. gepa

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Harte Worte an sich selbst so kurz nach der Beurlaubung bei dem Verein, mit dem er ein großes Stück Klubhistorie geschrieben hat. Damit will „Mäde”, wie er von seinen Freunden gerufen wird, auch seine in Lustenau geleistete Arbeit hinterfragen und bis ins letzte Detail analysieren, „weil ich als Erstes vor meiner eigenen Türe kehren muss. Nur so kann ich nach der Trennung wieder ein Stück Erfahrung für die Zukunft mitnehmen.” Auf die Frage, ob er aus heutiger Sicht etwas anders machen würde in den letzten Wochen und Monaten, bleibt Mader sachlich: „Ich glaube nicht. Denn in den zweieinhalb Jahren habe ich immer im vollen Umfang für das Wohl der Mannschaft, der Spieler und des Vereins entschieden. Was aber nicht bedeutet, dass ich in der Zukunft in einigen Phasen anders agieren würde.”

Vergangenheit abgeschlossen, Zukunft im Kopf

Unter der Führung von Markus Mader reiften Spieler wie Haris Tabakovic, ...
Unter der Führung von Markus Mader reiften Spieler wie Haris Tabakovic, ...
... Bryan Teixeira ...
... Bryan Teixeira ...
... oder Muhammed Cham zu Topspielern, die heute international spielen. <span class="copyright">Fotos: Gepa</span>
... oder Muhammed Cham zu Topspielern, die heute international spielen. Fotos: Gepa

Aktuell weilt der gebürtige Bregenzer in seinem Zuhause in Dornbirn, doch lange will er die Couch im Wohnzimmer nicht malträtieren. Von langer Pause, um die Trennung zu verarbeiten, ist bei Mader, dessen Vertrag bei der Austria sich bei Klassenerhalt um ein Jahr bis Sommer 2025 verlängern würde, keine Rede. „Ich bin eigentlich schon wieder bereit für die nächste Aufgabe, habe richtig Bock auf den nächsten Job. Mit der Austria habe ich mein erstes Kapitel im Profifußball aufgeschlagen, mal sehen, ob ich eine Fortsetzung starten kann. Motiviert bin ich auf jeden Fall.” Anfragen gab es naturgemäß noch keine, dafür meldeten sich Bundesligatrainer wie Peter Pacult (Austria Klagenfurt), Markus Schopp (TSV Hartberg), Thomas Silberberger (WSG Tirol) oder auch Gerald Scheiblehner (BW Linz) mit persönlichen Nachrichten bei ihm. Ein Beleg, dass sich Mader in Fußballösterreich mit seiner Arbeit einen guten Namen gemacht hat.

Nicht nur WSG-Tirol-Trainer Thomas Silberberger, neben Diego Simeone (Atletico Madrid) und Christian Streich (SC Freiburg) der längstdienende Trainer in Europa,  meldete sich persönlich bei Markus Mader nach dessen Beurlaubung.
Nicht nur WSG-Tirol-Trainer Thomas Silberberger, neben Diego Simeone (Atletico Madrid) und Christian Streich (SC Freiburg) der längstdienende Trainer in Europa, meldete sich persönlich bei Markus Mader nach dessen Beurlaubung.

Nun will er das entstandene Netzwerk nutzen, um sich weiterzubilden. „Ich möchte die nächsten Monate dazu nutzen, um bei so vielen Klubs und Trainern wie möglich zu hospitieren. Vielleicht geht sich ja auch ein Besuch bei Adi Hütter in Monaco aus.” Würde gut passen, denn auch Hütters erste Trainerstation im Profifußball beim SCR Altach endete in einer Trennung von Vereinsseite aus. Was zum Startschuss für eine großartige Trainerlaufbahn wurde. Auch Mader wäre dies zu Wünschen.