HTL-Skandal in Wien: Bildungsdirektor Heinrich Himmer kündigt Untersuchungskommission an

In der Causa um einen Wiener HTL-Lehrer, der einen Schüler bespuckt haben soll und offenbar über einen längeren Zeitraum von Schülern aggressiv provoziert wurde, wurden nun Maßnahmen bekanntgegeben.
Wien Eine unabhängige Kommission soll nun die genauen Umstände des handgreiflichen Konflikts zwischen einem Schüler und einem Lehrer an einer HTL in Wien-Ottakring klären. Sowohl Bildungsministerium als auch Personalvertretung sollen Mitglieder entsenden, so der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer.
Eine unabhängige Kommission soll nun die genauen Umstände des handgreiflichen Konflikts zwischen einem Schüler und einem Lehrer an einer HTL in Wien-Ottakring klären. Sowohl Bildungsministerium als auch Personalvertretung sollen Mitglieder entsenden, so der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer zur APA.
Bericht soll in zwei Wochen fertig sein
“Wir wollen gar nicht erst den Eindruck entstehen lassen, dass es um eine Reinwaschung geht oder eine interne Lösung, die nicht an die Oberfläche kommen soll”, betonte Himmer nach einem Besuch der Schule. Dies habe er auch mit dem Direktor vereinbart, der sein volles Vertrauen besitze. “Das muss sich jemand ansehen, der neutral draufschauen kann.” In spätestens zwei Wochen soll der Bericht fertig sein.
Im Internet kursierende Videos zeigen, wie ein Schüler den Lehrer offenbar provoziert und von diesem dann bespuckt wird. Der Jugendliche revanchiert sich darauf mit einem Stoß gegen die Tafel, bevor andere Schüler einschreiten. Andere Videos halten offenbar andere Vorfälle fest, in denen der Pädagoge bereits vor diesem Vorfall von Schülern schikaniert wurde.
Der betroffene Jugendliche wurde vom Unterricht suspendiert, der Lehrer vom Unterricht in dieser Klasse abgezogen, so Himmer. Derzeit befinde sich letzterer aber im Krankenstand, weshalb er auch noch nicht befragt werden konnte.
“Jeder hat eine andere Wahrnehmung”
Derzeit ergebe sich ein vollkommen unterschiedliches Bild, je nachdem mit wem man spreche, hielt der Bildungsdirektor seinen Eindruck fest. “Jeder hat eine andere Wahrnehmung.” Das sei nach diversen Medienberichten und Facebook-Eintragungen überhaupt das Problem: “Viele haben dazu schon eine vorgefasste Meinung. Da ist es sehr schwierig, jetzt noch objektiv draufzuschauen.” Zur lückenlosen Aufklärung brauche man daher unabhängige Zeugenaussagen.
Der betroffene Lehrer ist ein Quereinsteiger für den fachpraktischen Unterricht und war erst seit September im Dienst. Diese Lehrergruppe kommt aus der Wirtschaft und wird an berufsbildenden Schulen in der fachpraktischen Ausbildung etwa im Bereich Maschinenbau oder Elektrotechnik eingesetzt. Wollen diese Lehrer länger an der Schule bleiben, müssen sie parallel eine begleitende pädagogische Ausbildung absolvieren.
Zahlreiche offene Fragen
Unter anderem soll die Kommission klären, ob es in der betreffenden Klasse auch noch andere Vorfälle gegeben habe bzw. ob umgekehrt der Lehrer auch Probleme mit Schülern anderer Klassen gehabt habe, so Himmer. Außerdem will er wissen, ob und welche Maßnahmen es an der Schule in der Vergangenheit bereits gegeben habe.
An der Schule selbst soll etwa erörtert werden, welche Konsequenzen die Vorfälle für die Handynutzung haben oder wie man konkret mit Mobbingfällen bzw. Verdachtsfällen umgegangen wird. “Und wir müssen uns fragen, was wir für die Wiener Schulen daraus lernen: Was müssen wir tun, damit so etwas nicht entsteht.”
Bundesschulsprecher: Früher eingreifen
Eine zu langsame Reaktion der Schule ortet Bundesschulsprecher Timo Steyer im Fall des Schüler-Lehrer-Konflikts an der HTL Ottakring. “Wir haben von Freunden mitbekommen, dass es dort schon länger Brenzligkeiten gab”, so Steyer zur APA. “Wer auch immer der Verursacher ist – man hätte früher eingreifen müssen.” Generell brauche es an den Schulen dafür mehr Supportpersonal oder auch Psychologen, forderte Steyer. “Wenn es in einer Klasse zu Vorkommnissen zwischen Schülern und Lehrkraft kommt, muss man handeln, bevor es eskaliert.”
Volksanwalt Peter Fichtenbauer (FPÖ) möchte nun klären, inwiefern ein Fehlverhalten des Direktors vorliegt. Er habe ein amtswegiges Prüfverfahren wegen Verdachts auf grobe Verletzung der Aufsichtspflicht eingeleitet, hieß es in einer Aussendung. “Liest man die Berichte über den Vorfall, scheinen bei allen Beteiligten die Sicherungen durchgebrannt zu sein”, so der Volksanwalt. “Aufgeklärt werden muss, wie lange diese Zustände schon bekannt waren und ob und inwieweit es sich um eine Intrige der Schüler gegen den Lehrer handelt.” APA