Explosion in Chempark: Todesopfer und “extreme Gefahr”

Welt / 27.07.2021 • 12:56 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
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Im Chempark Leverkusen ist es Dienstagfrüh nach Angaben der Betreiberfirma Currenta aus unbekannter Ursache zu einer Explosion gekommen.

Leverkusen Bei einer schweren Explosion im Chemiepark Leverkusen ist am Dienstag ein Mensch ums Leben gekommen. 16 Mitarbeiter wurden verletzt, zwei davon schwer. Vier weitere Mitarbeiter werden noch vermisst, die Suche nach ihnen wird unter Hochdruck fortgesetzt, wie Chempark-Leiter Lars Friedrich sagte. “Ich habe die Hoffnung, dass die vier noch Vermissten lebend gefunden werden.” Darüber könne man zum jetzigen Zeitpunkt aber nur spekulieren.

Es bestehe immer noch eine Gefährdungslage, wenn auch keine akute mehr. “Wir setzen alles daran, so schnell als möglich, diese Situation zu beherrschen.” Der Bürgermeister der Stadt, Uwe Richrath, sprach von einem “tragischen Tag für Leverkusen”.

Die Explosion mit anschließendem Brand ereignete sich nach Angaben des Chemieparkbetreibers Currenta gegen 9.40 Uhr im Tanklager des Entsorgungszentrums im Stadtteil Bürrig. Der Brand ist inzwischen gelöscht, die Ursache der Explosion ist unklar. Feuerwehr, Rettungskräfte und Luftmesswagen waren mit einem Großaufgebot im Einsatz. Anwohner des Chemiebetriebs wurden aufgefordert, geschlossene Räume aufzusuchen sowie Fenster und Türen geschlossen zu halten. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe ordnete das Ereignis am Vormittag in die Warnstufe “Extreme Gefahr” ein.

Zur Warnung wurden Sirenen und Warn-Apps ausgelöst. Friedrich sagte, die Anrainer Leverkusens seien weiter zur Vorsicht aufgerufen und sollten verdächtige Niederschläge melden. Laut WDR erschütterte die Explosion das ganze Stadtgebiet und war auch im weiter entfernten Bergisch Gladbach zu hören. Die Polizei sperrte vorübergehend mehrere Autobahnen in der Nähe des Chemieparks. Einsatzkräfte der Werksfeuerwehr und Luftmesswagen waren im Einsatz. Erste Luftmessungen der Umweltschutzeinheiten im Kölner Norden ergaben laut Feuerwehr gegen Mittag, dass derzeit keine Gefahr für die Bevölkerung bestehe. Die Messungen würden fortgesetzt.

Bilder zeigten eine riesige Rauchsäule über dem Areal, die kilometerweit zu sehen war. Laut Chempark-Leiter Friedrich haben unter anderem chlorierte Lösungsmittel gebrannt. Eine genaue Analyse der Wolke liege derzeit noch nicht vor, er könne aber nicht ausschließen, dass darin auch Giftstoffe enthalten gewesen seien. Die Explosion ereignete sich in der Sonderabfallverbrennungsanlage des Entsorgungszentrums. Dabei waren Friedrich zufolge drei Tanks betroffen, in denen sich Lösungsmittel – Produktionsabfälle der Chemparkkunden – mit einem Füllgrad von 200 bis 300 Kubikmetern je Tank befanden. Wie viel davon verbrannt sei, werde noch ermittelt. Das Löschwasser sei aufgefangen worden.

Wegen der “größeren Schadenslage” wurde die Autobahn 1 bei Leverkusen gesperrt, wie die Polizei via Twitter mitteilte. Von der Vollsperrung betroffen waren das Autobahnkreuz Leverkusen-West sowie die A1 zwischen dem Autobahnkreuz Leverkusen und Köln-Nord. Gesperrt waren auch die A3 zwischen dem Autobahnkreuz Leverkusen und dem Autobahndreieck Langenfeld sowie die A59 zwischen Autobahnkreuz Monheim-Süd und Autobahnkreuz Leverkusen-West, wie die zuständige Autobahn GmbH mitteilte.

Nach Angaben von Straßen.NRW wurde auch der Leverkusener Westring (L108) zwischen dem Leverkusener Westkreuz und Rheindorf gesperrt. Sofort eingestellt wurden auch die Arbeiten an der unmittelbar angrenzenden Baustelle der Leverkusener Rheinbrücke. Alle Mitarbeiter der Baufirmen hätten die Baustellen verlassen, hieß es. Im Bereich der Autobahnen seien aber keine Personen zu Schaden gekommen.

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Der Chempark ist nach Unternehmensangaben einer der größten Chemieparks Europas. An den drei Standorten Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen sind über 70 Firmen angesiedelt. DPA

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