Hunderte Menschen wegen Waldbrandes in Deutschland evakuiert

Welt / 26.07.2022 • 06:23 Uhr / 8 Minuten Lesezeit
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REUTERS/Matthias Rietschel

Angefacht von heftigen Sturmböen hat sich im deutschen Bundesland Brandenburg ein Acker- und Waldbrand am Montag massiv ausgebreitet.

Potsdam Von der extremen Trockenheit begünstigte Waldbrände haben Einsatzkräfte in Deutschland, in den Bundesländern Brandenburg und Sachsen, in der Nacht auf Dienstag zu schaffen gemacht. In Brandenburg ist eine Fläche bei Rehfeld im Süden des Bundeslandes betroffen, wo Feuerwehrleute versuchten, ein großes Feuer einzudämmen. Nach Angaben des Landkreises Elbe-Elster hat es sich mittlerweile auf einer Fläche von 850 Hektar ausgebreitet.

Die Lage sei “sehr angespannt”, sagte ein Sprecher der Feuerwehr Dienstagfrüh. Der Brand sei noch nicht unter Kontrolle. Erste Anrainerinnen und Anrainer mussten am Montag ihre Wohnungen verlassen. Betroffen waren rund 600 Menschen. Besonders betroffen sei die Region Kölsa-Siedlung in der Stadt Falkenberg (Elster), sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Die Feuerwehr war am Vormittag mit 350 Einsatzkräften am Brandort.

Auf der tschechischen Seite ist das Militär bereits im Einsatz im Kampf gegen die Flammen. <span class="copyright">REUTERS/Matthias Rietschel</span>
Auf der tschechischen Seite ist das Militär bereits im Einsatz im Kampf gegen die Flammen. REUTERS/Matthias Rietschel

Zudem erwog die Feuerwehr die Evakuierung einer weiteren Ortschaft. Vermutlich müsse Lönnewitz im Laufe des Tages geräumt werden, sagte Kreisbrandmeister Steffen Ludewig Dienstagfrüh in Falkenberg/Elster. “Die Lage ist immer noch ernst. Wir haben immer noch Brandherde.”

In Rehfeld war die Lage aufgrund starken Windes sehr unübersichtlich, hatte der stellvertretende Waldbrandschutzbeauftragte Philipp Haase bereits am gestrigen am Montag gesagt. Seinen Angaben zufolge brannte es im Wald zwischen Windrädern, mindestens eine Anlage stand innerhalb der Brandfläche. Für Dienstag seien unter anderem Hubschrauber der Bundeswehr angefordert worden, sagte Haase. Auch ein Hubschrauber der Polizei sei zur Erkundung der Lage angefragt worden. Brandenburg war in diesem Jahr bereits mehrfach von Wald- und Flächenbränden betroffen. Menschliches Handeln verursacht nach Angaben des brandenburgischen Umweltministeriums mehr als 90 Prozent aller Waldbrände.

Im Laufe des Einsatzes seien mindestens sieben Einsatzkräfte verletzt worden, sechs von ihnen wurden demnach ins Krankenhaus gebracht, teilte der Landkreis mit. Zudem sei eine Ferkelzuchtanlage in Kölsa-Siedlung abgebrannt, viele Tiere seien verendet.

Im Nationalpark Sächsische Schweiz weitete sich ein Waldbrand aus, der im tschechischen Nationalpark Böhmische Schweiz ausgebrochen war. Für die Gemeinde Sebnitz und Bad Schandau löste das Landratsamt Sächsische Schweiz-Osterzgebirge am Montag eine Vorstufe zum Katastrophenalarm aus, wie ein Sprecher am Abend mitteilte. Für Bad Schandau wurde später Katastrophenalarm ausgelöst.

Die Einsatzkräfte hätten sich zu ihrem eigenen Schutz in der Nacht zurückgezogen. Seit Dienstag 6.00 Uhr laufe die aktive Brandbekämpfung mit frischen Kräften. Derzeit seien 250 Feuerwehrleute und Angehörige der Bundes- und Landespolizei ausgerückt. Zur Brandbekämpfung seien auch zwei Wasserwerfer mit jeweils 10.000 Litern Fassungsvermögen und zwei Hubschrauber im Einsatz. Die Wasserversorgung erfolge etwa von der Elbe.”Unser großes Problem ist der Wind”, sagte ein Sprecher des Landratsamts Sächsische Schweiz-Osterzgebirge mit Blick auf die Ausbreitung des Feuers.

Eindrücke aus Tschechien. <span class="copyright">Hajek Ondrej/CTK via AP</span>
Eindrücke aus Tschechien. Hajek Ondrej/CTK via AP

In Tschechien spitzte sich die Lage im Nationalpark Böhmische Schweiz unterdessen dramatisch zu. Zahlreiche Bewohner der Gemeinde Hrensko, die als Tor zum Nationalpark gilt, mussten Dienstagfrüh ihre Häuser verlassen. Das teilte ein Sprecher der tschechischen Feuerwehr mit. Betroffen sind alle Gebäude am rechten Ufer der Kamnitz, die dort in die Elbe fließt.

In dem Ort Mezna fingen mehrere Gebäude Feuer. Die Löscharbeiten wurden in der Früh nach einer nächtlichen Unterbrechung wieder aufgenommen. Die Einsatzkräfte evakuierten zudem ein Kinderferienlager mit rund 100 Teilnehmern aus Deutschland. Die Kinder und ihre Betreuer wurden an der Grenze deutschen Hilfskräften übergeben.

Mehr als 150 Feuerwehrleute waren am Ort des Geschehens, um die Flammen zu bekämpfen. Sie werden von Polizei- und Armeehubschraubern unterstützt. Der Waldbrand war am Sonntag auf einer Fläche von ursprünglich rund sieben Hektar ausgebrochen. Er bedroht inzwischen das Prebischtor mit der Ausflugsgaststätte “Falkennest”. Die Felsenformation gilt als Wahrzeichen des Nationalparks.

Der Rauch war am Dienstag noch im rund 90 Kilometer entfernten Prag und darüber hinaus zu riechen. Viele besorgte Bürger riefen die Feuerwehr an. Die Behörden appellierten an die Öffentlichkeit, die Notrufleitungen nicht zu blockieren. Innenminister Vit Rakusan kündigte an, sich um Hilfe aus dem Ausland bemühen zu wollen. Der Nationalpark Böhmische Schweiz grenzt unmittelbar an die Sächsische Schweiz auf deutscher Seite.

Eindrücke aus Tschechien. <span class="copyright">Hajek Ondrej/CTK via AP</span>
Eindrücke aus Tschechien. Hajek Ondrej/CTK via AP

Doch auch andernorts in Europa brannten weiter Waldflächen, etwa in Griechenland, wo die Gefahr für weitere Feuer auch am Dienstag hoch blieb. Allerdings meldeten die Einsatzkräfte eine leicht verbesserte Situation. Im Südteil der Insel Lesbos konnten 85 Feuerwehrleute mit 21 Löschzügen sowie Löschflugzeugen und -hubschraubern die Flammen in Schach halten. Auf der Halbinsel Peloponnes konnte der Waldbrand vorerst zurückgedrängt, aber bis in der Früh noch nicht vollständig gelöscht werden. Dort waren 159 Feuerwehrleute im Einsatz, wie die Zeitung “Kathimerini” berichtete.

Schwierig blieb die Lage im Nationalpark Dadia im Nordosten des Landes. Dort kämpften den sechsten Tag in Folge 320 Feuerwehrleute gegen das Feuer. Militär und Förster versuchten, große Schneisen in die Wälder zu schlagen, um ein weiteres Ausbreiten der Flammen zu verhindern. In vielen Teilen Griechenland galt auch am Dienstag ein hohes bis sehr hohes Waldbrandrisiko.

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Unterdessen kam bei erneuten Waldbränden im Norden Marokkos ein freiwilliger Feuerwehrmann ums Leben. Ein weiterer Brandbekämpfer sei verletzt worden und werde im Krankenhaus behandelt, teilten örtliche Behörden am Montag mit. Bei dem Brand in der Provinz Tanouate nahe den Großstädten Fès und Meknès wurden rund 33 Hektar Vegetation zerstört.

Die Feuerwehr war in der Nacht auf Dienstag im Einsatz, um das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Seit Montag waren im Norden Marokkos erneut mehrere Brände ausgebrochen. Besonders betroffen war die Provinz Larache, in der bereits Mitte Juli verheerende Waldbrände gewütet hatten. Damals kam ein Mensch im Feuer ums Leben, 10.500 Hektar Vegetation gingen in Flammen auf.

Während die Waldbrände an der südfranzösischen Atlantikküste südlich von Bordeaux langsam unter Kontrolle kommen, sorgt wiederum die anhaltende Hitze verstärkt am Mittelmeer wegen steigender Wassertemperatur für Sorge. Die auf fast 30 Grad angestiegenen Wassertemperaturen bezeichnete das französische Observatorium für Tornados und schwere Gewitter mittlerweile als außergewöhnlich und sehr beunruhigend. APA

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