Kartenlegerin Nuria Leeb: Im Teamwork mit der geistigen Welt

Die Rankweilerin setzt in ihrer Arbeit auf Klarheit und Seriosität.
Rankweil Nuria Leeb (50) hat keine Glaskugel und keine Räucherstäbchen auf dem Tisch. Diese Klischees, die man oft mit Kartenlegerinnen verbindet, erfüllt die Rankweilerin allesamt nicht. „Ich stehe für Klarheit.”
Aus allen Wolken gefallen
Nuria Leebs Interesse fürs Kartenlegen begann mit 16 Jahren. Beruflich zog es sie zunächst aber in eine völlig andere Richtung. Zwanzig Jahre lang arbeitete sie im Verkaufsinnendienst.
Vor sechs Jahren begann sie dann damit, medial Ausbildungen zu absolvieren. „Wenn man das seriös betreibt, dauert das Jahre.” Seit einem Jahr nun übt sie ihre Berufung hauptberuflich als Unternehmerin aus. „Eines Tages fuhr ich ins Büro und wusste, heute ist der Tag an dem ich kündige. Alle sind aus den Wolken gefallen. Und auch ich hatte Angst und Respekt davor.“

Vor großen Entscheidungen
Das Hauptmotiv, wieso Menschen zu ihr kommen, ist meist, dass sie vor Entscheidungen stehen, die ihnen Kummer bereiten – sei es beruflich oder partnerschaftlich. „Die einen haben sich trotz Partner neu verliebt, andere stehen vor einem Jobwechsel. Ich begleite sie, gebe Hinweise und Ratschläge, aber am Ende müssen sie ihre Entscheidungen selbst treffen“, sagt Leeb. Denn vielfach traue man sich nicht, etwas zu verändern. „Da heißt es oft, was könnten Familie und Nachbarn denken.“

Gibt schwarze Schafe
Seriosität ist der 50-Jährigen dabei ein großes Anliegen. Es gebe viele schwarze Schafe in der Branche, denen es nur ums Geld gehe. Von dieser Abzocke distanziert sie sich klar, genauso wie von der Esoterikbranche im Allgemeinen. Deshalb setzt sie auch klare Grenzen. „Zum Beispiel wenn es um die Gesundheit geht. Das gehört zu einem Arzt oder Therapeuten. Genauso wenig kommentiere ich laufende Gerichtsverfahren, suche nach verschwundenen Menschen oder sage jemandem, wann er stirbt.“
Sie hat es selbst erlebt, dass in der Branche durchaus Unseriöses passiert. „Ich war bei Kartenlegern und auf Onlineportalen. Da muss man aufpassen, dass man nicht in eine Abhängigkeit rutscht, auch finanziell.“ Für sie stehe vielmehr die geistige Welt im Fokus, nicht das Geld. „Mir fiel es zunächst wahnsinnig schwer, überhaupt Geld für die Beratung zu nehmen.“

Nuria Leeb ist aber nicht nur Seriosität wichtig, sondern auch Empathie und Menschlichkeit. „Ich gebe den Menschen, die zu mir kommen, den Raum, alles los zu werden. Viele kommen mit viel Druck im Kopf, gehen aber gelöst und lachend hinaus.“
Beratungen nur noch online
Mittlerweile berät die Vorarlbergerin nur noch online über Zoom, WhatsApp oder Skype, außerdem gibt sie Kurse im Kartenlegen. „Es ist für mich wie ein Bilderbuch, aus dem ich die Geschichte des Kunden lese.“ Diese kommen nicht nur aus Vorarlberg, sondern aus der Schweiz, aus Deutschland sowie aus ganz Österreich. Mittlerweile stünden die Menschen der geistigen Welt viel offener gegenüber. Auch immer mehr Männer finden den Weg zu Nuria Leeb. „Bei ihnen geht es hauptsächlich um Karrierethemen. Oder bei Unternehmern um Themen wie die Firmenübergabe.“

Neben dem Kartenlegen agiert Leeb auch als Channelmedium. „Das bedeutet, ich bin der Kanal zwischen Himmel und Erde, quasi wie ein Telefonhörer, der Botschaften aus der geistigen Welt überbringt.“ Zudem ist sie Diplomierte Mentaltrainerin.
Ihr Beruf ist dabei durchaus anstrengend. „Ich bekomme sehr viele Emotionen ab. Man muss lernen, dies abzugrenzen und auf seine eigene Energie aufzupassen.“ Sie selbst findet den Ausgleich in der Natur. „Das erdet mich“, sagt Leeb. Ihr bester Lehrmeister sei aber ihr Vater, der im Altersheim lebt. „Von ihm habe ich gelernt, wie man nonverbal kommuniziert und trotzdem Liebe spüren kann“, sieht sie darin trotz aller Schwierigkeiten ein großes Geschenk.

Krisen als Chancen
Generell hinterließen so manch krisenbehaftete Zeiten in ihrer Vergangenheit immer auch etwas Positives. „Ich bin viele schmerzhafte Prozesse durchlaufen, aber man lernt durch den Schmerz. Ich bin da durch gegangen und wieder aufgestanden.“ Ihr größter Unterstützer war und ist dabei ihr Mann. „Er hat mich immer unterstützt. Das macht mich dankbar und demütig.“ Auch das positive Feedback ihrer Kunden bestätigt sie in ihrem Tun. „Die Kunst ist, bei sich zu bleiben und den Menschen mit Ehrlichkeit und Klarheit zu begegnen. Denn wichtige Entscheidungen lassen sich durch Klarheit einfacher treffen.“

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.