Holzbau-Branche fordert mehr öffentliche Gebäude in Holz und bessere Wohnbauförderung

Nicht nur die Politik steht im Fokus: Auch intern wird scharf darüber nachgedacht und disktutiert, wie der Holzbau in Zukunft sein soll. (Bild: Holz- und Lehmbau-Konstruktion) FA
Vorarlberger Holzbau im Umbruch: Forderungen an öffentliche Hand und geschärfte Prioritäten.
Dornbirn, Götzis Am Freitag werden auf der Kulturbühne am Bach zum 15. Mal die Vorarlberger Holzbaupreise übergeben. 129 Gebäude wurden eingereicht, die meisten davon nach wie vor in der Kategorie Einfamilienhäuser, die wenigsten im Bereich Öffentliche Bauten – nur vier Gebäude zeigen den Stellenwert, der das Bauen mit Holz bei Gemeinden, dem Land und dem Bund hat. Entsprechend scharf kritisierte die Vereinigung Vorarlberger Holzbau-Kunst die öffentliche Hand. Was man sich wünschen würde, so Architekt Johannes Kaufmann bei einem Gespräch im Vorfeld der Preisverleihung, an dem auch die Architektin Julia Kick, der Obmann der Holzbau-Kunst Werner Flatz und der Geschäftsführer der Initiative Matthias Ammann teilnahmen, ist ein Bekenntnis, wie es die deutsche Regierung abgegeben hat.
Quote erhöhen
Vor knapp einem Monat ist das deutsche Bundeskabinett vorgeprescht und hat eine Holzbauinitiative beschlossen. “Diese Strategie der Bundesregierung soll den Einsatz des nachhaltigen Rohstoffes Holz im Bausektor stärken und für mehr Klimaschutz, Ressourceneffizienz und schnelleres Bauen sorgen. Mit acht Handlungsfeldern, von der Vorbildfunktion des Bundes und der Stärkung von Forschung und Innovation über die Fachkräftesicherung und den Wissenstransfer bis zur Sicherung der Rohstoffversorgung, soll bis 2030 der Einsatz von Holz wesentlich verbessert und die Holzbauquote erhöht werden.”
Selbstkritik inklusive
Eine klare Ansage mit damit verbundenen Maßnahmen würde man sich auch im Land, das nicht nur als Heimat des Holzbaupreises gilt, sondern das sich auch der Pionierrolle im Holzbau rühmt, wünschen, so Zimmerer Flatz. Für Vorarlberg: Öffentliche Bauten aus dem nachwachsenden Rohstoff, “das Umweltinstitut hat dafür einen Leitfaden entwickelt”, und finanzielle Anreize z. B. in der Wohnbauförderung für ökologisches Bauen. Das erwarte man ganz besonders von den e5-Gemeinden. Die Vorreiterrolle sei Vergangenheit, analysieren die Gesprächsteilnehmer selbstkritisch und setzen der deutschen Initiative noch eines drauf: Die Kategorie “Kluges Bauen mit Holz”, die heuer mit einem Sonderpreis gewürdigt wird, könnte schon beim nächsten Holzbaupreis die Hauptkategorie sein. Man wolle nicht nur auf ein Schlagwort setzen, man wolle auch den Holzbau neu definieren und vor allem sämtliche Beteiligten einbinden – wichtig sei, dass auch die Häuslebauer das mittragen, ebenso die Architekten und die anderen Gewerke, erklärt Geschäftsführer Ammann die Richtung, in die es gehen soll.

“Wir wollen mit weniger Holz mehr Haus bauen”, bringt es Kaufmann auf den Punkt. Statt einem Haus wolle man in Zukunft aus 50 Kubikmetern Holz zwei Häuser bauen. Julia Kick will das Anspruchsdenken beim Hausbau insgesamt auf den Prüfstand zu stellen, um sowohl die Klimaziele zu erreichen als auch den Wald nicht zu überfordern. “Wir müssen uns da auch selbst an der Nase nehmen. Es war nicht alles langfristig richtig, was in den vergangenen Jahren gemacht wurde”, so Flatz.
Neue relevante Impulse
Dass man das handwerkliche Niveau auf höchstem Niveau ausreizt, das wird auch von der Jury anerkannt, allerdings erwarten sich die internationalen Juroren auch “baupolitisch” bzw. gesellschaftlich neue Impulse vom Holzbau im Pionierland Vorarlberg. Denn Impulse für die Gesellschaft, eine große Idee, stand auch zu Beginn der Holzbauära in den 80er-Jahren, erinnern die Architekten an die Vorarlberger Baukünstler – die mit verdichteten Anlagen und einer starken Einbindung der jungen Bauherrschaft auch gesellschaftliche Ausrufzeichen gesetzt haben.

Der Wandel im Bau, im Holzbau, muss aber zügig vorangehen, wolle man auf die aktuellen Herausforderungen richtig reagieren. “Wir haben die Zeit nicht mehr”, mahnt die Architektin Julia Kick zu schnellen und konkreten Maßnahmen.
Der Vorarlberger Holzbaupreis wird am Freitag, 14. Juli, verliehen. Alle Teilnehmer, alle Gewinner, Begründungen der Jury in der VN-Sonderpublikation am Samstag, 15. Juli.
Deshalb ist Bauen mit Holz klug
1m³ Konstruktionsvollholz wiegt 470 kg und emittiert 94 kg CO2e (inkl. Verbrennung!).
1m³ Stahlbeton wiegt 2500 kg und emittiert 331 kg CO2e.
Ein Gebäude aus Holz verbraucht durchschnittlich 50 % weniger an nicht erneuerbaren Primärenergien als dasselbe Gebäude aus mineralischen Baustoffen.
Ein Gebäude aus Holz erreicht nur 50 bis 65 % des Gewichts desselben Gebäudes aus mineralischen oder metallischen Materialien. Folge: Starke Reduktion von Gewicht und Emissionen im Transport.
Ein Gebäude aus Holz reduziert die Treibhausgasbelastung gegenüber Gebäuden aus nicht nachwachsenden Baustoffen um 58 bis 71 %.
Fazit
58 % Klimaentlastung durch Bauen mit Holz sind möglich. Deshalb ist in Zeiten des Klimawandels und der damit verbundenen Notwendigkeit zur Reduzierung der CO2-Emissionen in der Bauwirtschaft das Bauen mit Holz von Natur aus klug!
Und dabei haben wir noch gar nicht an die natürliche Haptik, die angenehme Behaglichkeit und die einzigartige Schönheit des in Hülle und Fülle nachwachsenden Baustoffes Holz gedacht.
Kluges Bauen mit Holz – PLUS! bedeutet:
Dass wir alle ab sofort ein verstärktes Augenmerk auf die Werte „reduce, reuse, recycle und cradle to cradle“ legen müssen.
Wir in der vorarlberger holzbau_kunst sagen dazu:
SPARSAMnutzen UMnutzen WIEDERnutzen WEITERnutzen
Diese Werte werden zukünftig vermehrt in die Architektur, in die Ausführung und in den Betriebsaufwand von Gebäuden eingedacht und eingebracht.
Als Ergebnis erwarten wir neue Ideen in der Formensprache, den Dimensionen, den Konstruktionen und in den Baustoffen.
Dieses „Neue Bauen“ hilft der Gesellschaft, die Klimaerwärmung und den Ressourcenmangel besser zu bewältigen. Dieses „Neue Bauen“ verstärkt das „Kluge Bauen mit Holz“ um ein dickes „PLUS“!
(Quellen: proHolz Austria, www.proholz.at; Energieinstitut Vorarlberg, www.energieinstitut.at, Vorarlberger Holzbau-Kunst)