Ulli Marberger: “Ich möchte die Elfenküche weiterbetreiben”

Die Elfenküche in Dornbirn hat zugesperrt. Aber Ulli Marberger möchte weitermachen und sucht einen neuen Standort für ihre Suppenküche.
Dornbirn Als die Suppenmanufaktur „Elfenküche“ Ende Juni nach zwölf Jahren ihre Tore in der Bahnhofstraße in Dornbirn schloss, weil der Mietvertrag aufgrund des Küchengeruchs gekündigt worden war, flossen Tränen – nicht nur bei der Betreiberin Ulli Marberger (43) und ihrem fünfköpfigen Team, sondern auch bei einigen Gästen. Schon vor der Schließung erreichten Marberger viele E-Mails und Anrufe von Menschen, die hier seit Jahren zum Essen kamen und sich mit Suppen und Eintöpfen eindeckten. „Sie konnten es nicht fassen und waren sehr traurig darüber, dass wir zusperren. Alle brachten zum Ausdruck, wie wichtig ihnen die Elfenküche ist.“

Dieser große Zuspruch bewirkte bei der Unternehmerin etwas. „Das war für mich ein Zeichen des Himmels. Jetzt war mir vollends klar, dass ich weitermachen muss und auf dem richtigen Weg bin. Ich habe auch schon neue Ideen für die Zukunft.“ Jetzt müsse aber noch ein Platz gefunden werden, wo man die Elfenküche weiterbetreiben könne. „Wir würden gern in Dornbirn bleiben.“ Marberger ist in Sachen Elfenküche voll im Vertrauen. „Mein Gefühl ist, dass es im Herbst weitergeht. Bislang konnte ich meiner Intuition vertrauen.“

Die vergangenen Monate waren für die Bezauerin eine Übung im Loslassen. Sie musste ihr Kind ,Elfenküche‘ ein Stück weit loslassen. Zu diesem ,Kind‘ kam sie über Umwege. Denn zunächst arbeitete Marberger einige Jahre lang als Zahnarztassistentin. Schon als Kind wollte die Tochter eines Zimmermannes aus Bezau einen medizinischen Beruf ergreifen. „Der Mensch faszinierte mich.“
Die Bezauerin wuchs in behüteten Verhältnissen auf. „Mama war präsent. Die Küche war der Treffpunkt der Familie. Meine Mutter legte Wert auf gesundes Essen. Ihre Vollkorn-Kässpätzle waren legendär.“ Auch die Großmutter war eine fantastische Köchin. „Sie konnte ein ganzes Tier verkochen. Das faszinierte mich.“ Marberger selbst hat auch immer gern gekocht. In der Schule war Kochen eines ihrer Lieblingsfächer. „Meistens habe ich nach Gefühl und Geschmack gekocht, nicht nach Rezept.“

Mit 22 Jahren verließ Marberger Vorarlberg in Richtung Wien. Es reizte sie, in einer Großstadt zu leben. In Wien arbeitete sie bei einer Zahnärztin, nebenher machte sie die Abendmatura. „Ich wollte noch was lernen.“ Als ihr eine Broschüre vom Shambhala Zentrum, welches sich als Zentrum für ganzheitliche Gesundheitsbildung versteht, in die Hände fiel, war sie elektrisiert. „Die traditionelle chinesische Medizin (TCM) sprach mich an, weil sie den Menschen in seiner Gesamtheit sieht. Besonders beeindruckt hat mich die TCM-Ernährung. Mein Herz war voll berührt.“
Marberger hörte auf ihr Herz. „Dann triffst du keine falschen Entscheidungen.“ Also absolvierte sie an dem Zentrum die Ernährungsausbildung nach traditioneller chinesischer Medizin, die es ihr ermöglichte, als TCM-Ernährungsberaterin zu arbeiten. „Ich habe an mir selbst die Ausbildung getestet. Ich merkte, wie gut mir diese Ernährung tat.“ Doch Kurse in Ernährung zu geben, war nicht ihre Sache. „Damit habe ich schnell aufgehört.“

Mit 30 Jahren kehrte sie in ihre Heimat zurück. Mit im Gepäck hatte sie eine Idee. „In Wien lief ich oft an einer Suppenküche vorbei, wo nach den fünf Elementen gekocht wurde. Manchmal habe ich mir die Suppen und Eintöpfe im Glas gekauft. Die Idee, gesunde Nahrung ins Glas zu bringen, begeisterte mich. Ich dachte: ,Wenn du mal was machst, dann kochst du nach TCM und konservierst es im Glas.’“ Gesagt, getan. Mit der Elfenküche setzte Marberger ihre Idee ab 2011 erfolgreich in Vorarlberg um.

Von Anfang an war es ihr wichtig, dass mit reinen, naturbelassenen Lebensmitteln von höchster Qualität gekocht wird und dass die Gäste die Möglichkeit haben, das Essen gemeinsam an einem Tisch einzunehmen. So wurde die Elfenküche nicht nur ein Zentrum für gesunde, regionale und saisonale Ernährung, sondern auch zu einer beliebten Begegnungsstätte.

Bis zur Geburt ihres ersten Kindes im Jahr 2017 kochte Marberger selbst, und dies „unglaublich gern“, wie sie betont. Zuletzt stand die Zweifach-Mama aber nur noch einmal in der Woche hinterm Herd in der Suppenküche. Den Spagat zwischen Beruf und Familie hinzubekommen fällt der Unternehmerin nicht leicht. „Es geht nur, weil mich mein Mann Clemens, meine Mutter und meine Schwiegereltern unterstützen.“ Mit der Elfenküche fand Marberger ihre Berufung. „Es ist meine Leidenschaft. Es gibt keinen anderen Berufswunsch.“ Aber wie jeder Mensch muss auch die Bregenzerwälderin zur Kenntnis nehmen, dass Leben Veränderung heißt. Die 43-Jährige weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber sie vertraut dem Leben. „Es hat mich bisher geführt und wird mich auch weiterhin führen.“

Ulrike Marberger
geboren 4. Februar 1980 in Bregenz
Wohnort Bezau
Familie verheiratet mit Clemens, Sohn Xaver, Tochter Agnes
Hobbys Lesen, Kochbücher, in den Wald gehen, Wandern
Motto Wahre Meisterschaft wird dadurch erlangt, den Dingen ihren Lauf zu lassen