Ein Leben mit dem Fluss

30.08.2023 • 16:15 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Der Hochwasserschutz beschäftigt den Vorarlberger Mathias Speckle besonders. <span class="copyright">steurer</span>
Der Hochwasserschutz beschäftigt den Vorarlberger Mathias Speckle besonders. steurer

Mathias Speckle hält als Rheinbauleiter die Stellung.

Lustenau, Feldkirch Die letzten Tage machte das Hochwasser den Vorarlbergern große Sorgen. Genau in solchen Krisenzeiten sind Persönlichkeiten wie Mathias Speckle wichtig. Seit sieben Jahren ist er als Rheinbauleiter tätig und kennt den Fluss äußerst gut. „Das Besondere am Rhein ist, dass er einen Wildbachcharakter hat. Das heißt, dass zwischen Niederwasser und Hochwasser sehr kurze Zeitabstände sind“, erklärt er. „Der kann also ziemlich unmittelbar anspringen. Das Hochwasser kommt innerhalb von wenigen Stunden eines Tages.“

Speckle ist seit sieben Jahren Rheinbauleiter. <span class="copyright">steurer</span>
Speckle ist seit sieben Jahren Rheinbauleiter. steurer
Teamarbeit findet der Feldkircher sehr wichtig in der Branche. <br><span class="copyright">STEURER</span>
Teamarbeit findet der Feldkircher sehr wichtig in der Branche.
STEURER

Deshalb ist es von größter Bedeutung, für so einen Fall vorbereitet zu sein. Denn viel Zeit bleibt nicht übrig. „Gerade im Hochwasserfall kann man nicht einfach einen Arbeitskreis bilden und alle nach ihrer Meinung fragen, was sie denken, was zu tun ist“, sagt Speckle. Stattdessen muss die Entscheidungsstärke da sein, und zwar schnell. „Manchmal muss man auch unpopuläre Entscheidungen treffen und dazu stehen. Da einiges in der Öffentlichkeit kommentiert wird, braucht man auch ein dickes Fell.“ Trotz der Führungsposition steht beim Rheinbauleiter die Zusammenarbeit an oberster Stelle. Er alleine kann sich nicht um alles kümmern. „Das Teamplay ist zentral“, betont der Feldkircher. „Es ist sehr schön zu sehen, wie die letzten Tage alle an einem Strang gezogen haben. Hier beim Rheinbau in Lustenau standen die Feuerwehr, die Schweizer Kollegen und die Bauwirtschaft da. Ein Einzelkämpfer ist da fehl am Platz.“

Speckle an der alten Rheinbahn, mit der früher Ingenieure zu den Baustellen hingefahren sind. <span class="copyright">steurer</span>
Speckle an der alten Rheinbahn, mit der früher Ingenieure zu den Baustellen hingefahren sind. steurer

Das Projekt Rhesi

Der Rhein ist jetzt wie ein Kanal, das Wasser fließt nur in engen Grenzen. Außerdem sind kaum Fische vorhanden. Das würde sich laut dem Vorarlberger mit der Umsetzung des Projekts Rhesi ändern. „Dann wird der Fluss vor allem dynamisch“, erklärt er. „Das Wichtigste bei Rhesi ist, dass es ein Hochwasserschutzprojekt ist. Jedoch ist das Spannende daran, dass man die Kombination aus Hochwasserschutz und noch mehr Natur hat.“ Doch auch bei Rhesi würde der Rhein in so einem Hochwasserfall wie in den letzten Tagen unter Beobachtung stehen. „Die Dringlichkeit des Hochwasseransatzes ist jetzt noch viel höher. Weil das Bauwerk einen geringen Ausbaustandard hat. Man wäre dann ziemlich schnell an der Belastungsgrenze. Bei Rhesi hat man viel mehr Puffer nach oben.“ Jetzt haben die Außendämme eine Kapazität von 3100 Kubikmeter, beim Projekt Rhesi wären es 4300 Kubikmeter.

Er muss immer die ganze Situation sowie Fakten im Überblick haben. <span class="copyright">steurer</span>
Er muss immer die ganze Situation sowie Fakten im Überblick haben. steurer

Herz für die Natur

Zu den Aufgaben des 50-Jährigen gehört auch die Vegetationspflege. Der Rheindamm besteht aus 26 Kilometern Natur. „Das macht es so spannend. Das ist ein technisches Bauwerk, aber andererseits kommen da seltene Pflanzenarten vor“, erklärt Speckle. „An meiner Arbeit begeistert mich vor allem die Vielseitigkeit. Und Flüsse haben mich schon immer fasziniert. Ich war ein begeisterter Staudamm-Bauer als Kind.“

Speckle mit Martin Sillaber in einem Gespräch. <span class="copyright">steurer</span>
Speckle mit Martin Sillaber in einem Gespräch. steurer

Mathias speckle

Alter 50 Jahre

Wohnort Feldkirch

Beruf Rheinbauleiter

Hobbys Winter- und Bergsport, Musik