„Das Potenzial beim SCR Altach ist riesig“

Sport / 23.08.2019 • 08:30 Uhr / 8 Minuten Lesezeit
„Das Potenzial beim SCR Altach ist riesig“
Ein Rundgang mit Christoph Längle durch die Cashpoint-Arena, wo gegen Sturm die Nordtribüne und Anfang Oktober das neue Trainingszentrum eingeweiht werden sollen. STEURER

Der Abschluss der Bauetappe 2019 rückt näher, neue Pläne hat Christoph Längle schon in der Schublade.

Altach Für Christoph Längle war Alex Pastoor „mein erster Königstransfer“, gut 19 Jahre danach ist der 49-jährige Altacher als Geschäftsführer Wirtschaft beim Bundesligisten Cashpoint SCR Altach ein maßgeblicher Faktor dafür, dass sich die Finanzen des Klubs so positiv entwickelt haben. Beim Rundgang durch das Stadionoval in Richtung neues Trainingszentrum grüßt Längle nicht nur jeden der vielen Arbeiter, die derzeit noch an der Fertigstellung werken, persönlich, er erinnert sich auch an seine Anfänge 2001. „Da standen die Zuschauer noch auf den Bierbänken, und Altach hat in der Regionalliga gespielt.“ Ein wenig Stolz schwingt mit in seinen Worten, wenn er über den Aufstieg des Klubs aus der 6700-Einwohner-Gemeinde, sowohl in sportlicher als auch in infrastruktureller Hinsicht, erzählt. Doch Altachs „Herr über das Budget“ verliert trotz weiterer Ausbaupläne nie die Bodenhaftung und bleibt im VN-Gespräch immer sachlich, aber auch sehr ehrlich.

In der Cashpoint-Arena wird kräftig gehämmert und in die Infrastruktur investiert. Die Frage sei erlaubt: Ist ein Ende in Sicht?

Was die aktuelle Bauetappe betrifft ja, was unsere weiteren Pläne betrifft hoffentlich nicht. Für das große Bild , welches wir in den nächsten Jahren verwirklichen wollen, fehlt noch einiges.

Sie sprechen diesbezüglich wohl die Vision „Destination Vorarlberg-Arena“ an.

Das ist ein Teil des Gesamtkonzepts. Allein der Standort des Stadiond, inmitten von Vorarlberg, birgt enorme Entwicklungschancen. Der Cashpoint SCR Altach ist auch bereit, diesbezüglich Geld in die Hand zu nehmen. Etwa für eine Neugestaltung des Business-Clubs. Ein weiterer, sehr wichtiger Punkt, der mir am Herzen liegt, ist der Nachwuchsbereich. Wir betreuen derzeit mehr als 300 Kinder und Jugendliche, da ist es unsere Aufgabe, dass auch Sie adäquate Räumlichkeiten erhalten. Da setzen wir große Hoffnungen in die Gemeinde. Nicht zuletzt, weil die Situation im Riedle schon sehr beengt ist.

Das neue Trainingszentrum wird das neue Herz in der Cashpoint-Arena. Was können Sie dazu sagen?

Professionelle Rahmenbedingungen sind ein extrem wichtiger Erfolgsfaktor für jedes Unternehmen, auch für einen Fußballverein. Das Trainingszentrum bringt uns in eine neue Dimension. Der Schritt ist nicht hoch genug einzuschätzen.

Wie hoch sind die finanziellen Aufwendungen?

Die Ausgaben für das Trainingszentrum liegen bei rund 2,5 Millionen Euro.

Neben Markus Kraetschmer von Austria Wien sind Sie inzwischen der längstdienende Manager/Geschäftsführer in der Liga. Welche Entwicklung im Fußball hat Sie am meisten überrascht?

Wie schnell doch die Zeit vergeht? Dessen war ich mir so gar nicht bewusst. Fakt ist, dass viele Vereine, lange Zeit auch die Traditionsklubs, sich nur auf den Sport fokussieren. Mir scheint oft, dass der kurzfristige sportliche Erfolg wichtiger ist als Nachhaltigkeit und Stabilität. Mein Ziel ist es, den Cashpoint SCR Altach personenunabhängig in eine gesicherte und noch bessere Zukunft zu führen.

Haben Sie schon einmal überlegt, ein Amt in der Bundesliga auszuüben?

Es gab Anfragen, aber ich habe abgelehnt. Ich wollte und ich will mich zu 100 Prozent auf den SCRA fokussieren. Da bleibt keine Zeit für andere Aufgaben.

Erinnern Sie sich noch an das Klubbudget in ihrem ersten Jahr?

Ja, sehr gut. Das waren im Jahr 2000 rund fünf Millionen Schilling.

Inzwischen sind es konstant sieben Millionen Euro. Gut die Hälfte davon wird durch Sponsorengelder abgedeckt. Welches Wachstumspotenzial sehen Sie beim Cashpoint SCR Altach?

Ich kann und will das nicht in absolute Zahlen fassen. Eines ist gewiss: Es gibt noch ein großes Entwicklungspotenzial für den SCRA. Viele Menschen haben den Mehrwert, den der Verein bietet, noch nicht erkannt – und das sehe ich auch als ein Teil unserer Mission.

In Deutschland wird die 50+1-Regel diskutiert, die sogenannten Investoren einen Riegel vorschieben soll. In Lustenau ist nun mit Ahmed Schäfer ein Investor mit an Bord? Wäre das auch für Altach eine Möglichkeit, noch mehr Geld zu lukrieren?

Es ist klarerweise eine Möglichkeit. Für uns kommt sie aktuell nicht infrage. Aber ich habe gelernt, im Fußball niemals nie zu sagen. Es gilt einfach, die Entwicklungen im Fußball genau zu beobachten. Der moderne Fußball entwickelt sich immer weiter, und da muss man, wenn nötig, auch bereit sein, mit der Zeit zu gehen. Wenn ich etwas anderes behaupten würde, wäre es heuchlerisch. Anfragen gab es bereits. Was ich mir gut vorstellen könnte, wäre ein Modell wie es der FC Bayern hat, wo Anteile an Firmen wie Adidas, Allianz oder Audi abgegeben wurden. In Vorarlberg gibt es einige große Firmen, die als Anteilseigner für eine Erhöhung des Klubkapitals sorgen könnten. Namen will ich diesbezüglich keine nennen.

Und Austria Lustenau?

Es ist ja kein Geheimnis, dass Investoren sich Clubs aussuchen, die angeschlagen sind. Lustenau wäre vor dem Aus gestanden. Um ihr Ziel Aufstieg zu verfolgen, mussten sie Anteile verkaufen. Für die Austria ist der Investor, der ein Geschäftsmodell betreibt, eine neue Chance.

Wie wichtig ist Ihnen die Außendarstellung des Cashpoint SCR Altach?

Natürlich ist es sehr wichtig, denn es geht um die Marke SCR Altach. Die steht über allem. Mein Motto ist: Bekanntheit ist gut, Sympathie ist besser. Als Klub haben wir auch eine gesellschaftliche Verantwortung. Der kommen wir seit Jahren nach. Die „Woche der Herzen“ mit dem Unified-Turnier und einem Benefizspiel (Anm. d. Red.: 2. bis 9. September) ist seit Jahren ein Fixpunkt.

Für welche Werte im Verein treten Sie als Geschäftsführer ein?

Unsere Vision ist „DER Fußballverein für Vorarlberg“ zu sein. Mutig, leidenschaftlich, familiär. Mit dieser Vision und den Werten kann ich mich vollinhaltlich identifizieren.

Und das Verhältnis zwischen dem Klub und den Fans?

Der persönliche Austausch ist mir sehr wichtig. Es passieren sehr viele gute Sachen von unseren Fans, aber es ist auch bekannt, dass mir für manche Sachen einfach das Verständnis fehlt.

Am Ende aber zählt im Fußball der sportliche Erfolg. Emotionen sind gefragt, wie zuletzt beim 3:3 gegen Hartberg. Wie sehr leiden Sie noch während der 90 Minuten?

Das ist schwer in Worte zu fassen. Ich lebe den Verein und bin in vieler Hinsicht selber Fan. Wer das versteht, weiß was ich meine.

2019 feiert der Cashpoint SCR Altach seinen 90. Geburtstag. Welche Pläne sollen für Sie aus heutiger Sicht bis zum 100. realisiert sein?

Ganz einfach: Wenn man vom Profifußball in Vorarlberg spricht, soll man von und über den SCR Altach reden. Und auf dem Weg dahin gibt es noch ganz viele Pläne, die wir haben. Das Potenzial ist, wie erwähnt, riesig.

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