Bregenzer Handballer vor Zeitreise mit vielen Unbekannten

Urgestein Markus Burger will Rekordmeister zurück zu alter Stärke und Erfolgen führen.
Bregenz Zwischen 2000 und 2010 dominierten die Bregenzer Handballer die nationale Szene und degradierten die Konkurrenz nach Belieben. Neun Titelgewinne, davon zwischen 2004 bis 2010 sieben Mal in Folge, sorgten dafür, dass Österreichs erfolgreichster Klub im Männerhandball in der Landeshauptstadt des westlichsten Bundeslandes beheimatet war. Doch vom Glanz der früheren Tage war in den letzten Saisonen nur mehr wenig zu sehen. Anfang April, bereits vor dem dritten Aus in Folge in der Viertelfinalserie, wurden beim Rekordmeister die Karten neu gemischt und mit Markus Burger hat zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte ein gebürtiger Bregenzer das Amt des Cheftrainers übernommen.

Für den 55-jährigen EHF-Mastercoach schließt sich damit der Kreis in seinem Handballerleben. Burger, der von der Jugend bis zur Staatsliga B insgesamt 23 Jahre als Aktiver und von 1999 bis Sommer 2008 als Co- und Unter-21-Trainer in Bregenz tätig war, betonte bereits bei der Amtsübernahme vor vier Monaten, dass ihn die Bestellung ehrt, er darin gleichzeitig aber auch eine spezielle Herausforderung sieht: „Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich mich mit der Übernahme des Traineramtes nicht begnügen werde. Für Bregenz brennt mein Herz, hier sind meine Wurzeln und nun möchte ich dazu beitragen, dass der Verein wieder in die erweiterte nationale Spitze im Männerhandball zurückkehrt.“
Angekratztes Renommee aufpolieren
Burger macht kein Hehl daraus, dass bei der Rückkehr zu seinem Stammverein und Herzensklub noch einige Hürden zu nehmen sind, bis das in den letzten Saisonen etwas angekratzte Renommee wieder aufpoliert ist. „Obwohl ein klarer Aufwärtstrend im gesamten Verein deutlich zu spüren ist, wird es noch einige Zeit brauchen, bis wir uns wieder den Respekt bei den Gegnern und die Anerkennung in der Öffentlichkeit aus früheren Tagen verschafft haben. Auf den gesamten Verein wartet eine Zeitreise mit vielen Unbekannten und wir sind bereit, diese Herausforderung auf allen Ebenen anzunehmen.“

Vor der am Samstag (18 Uhr) mit dem Westderby in der Innsbrucker Olympiahalle gegen Schwaz Handball Tirol beginnenden 23. Saison in der Spusu Liga will sich Burger nicht auf eine exakte Platzierung als Saisonziel festlegen. Eine Mitgrund für diese zurückhaltende Haltung ist der in den letzten Wochen grassierende Verletzungsteufel im Kader der Festspielstädter. Linkshänder Ante Esegovic musste sich an seinem lädierten Knie erneut einem operativen Eingriff unterziehen und dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit im gesamten Grunddurchgang nicht zur Verfügung stehen. Danach erwischte es auch Kapitän Lukas Frühstück, der sich im Testspiel gegen Bern einen komplizierten Fingerbruch an der rechten Wurfhand zuzog und frühestens Anfang Oktober wieder einsatzbereit sein wird. Vorläufig letztes Opfer ist Nico Schnabl, der sich vor wenigen Tagen im Training ohne Fremdeinwirkung einen Bänderriss im Sprunggelenk zuzog und dessen Einsatz zum Ligastart mehr als fraglich ist. Dafür zeichnet sich eine Rückkehr von Christian Jäger nach einer einjährigen Zwangspause, bedingt durch einen Kreuz- und Seitenbandriss im Knie, in den nächsten Wochen ab. „Ich hoffe nur, dass wir damit das Kontingent erschöpft haben und im Verlauf der Saison von weiteren Ausfällen verschont bleiben“, betont Burger.

Im puncto Kaderzusammenstellung hat der Traditionsverein seinen eingeschlagenen Weg, noch konsequenter auf Spieler aus der Region zu setzen, fortgesetzt. Mit Kevin Radic, Matthias Brombeis, Robin Kritzinger, Claudio Svecak und Dian Ramic sind gleich fünf Unter-20-Akteure in den Kader der ersten Mannschaft aufgerückt. Einzige Neuverpflichtung ist Josip Juric Grgic. Der 24-jährige Kroate, 1,97 m groß und 105 kg schwer, hat trotz seiner Jugend bereits eine beeindruckende Vita vorzuweisen. 2013 wurde der Rechtshänder U-19-Vizeweltmeister und hatte die ersten Einsätze in der Champions League mit dem HC Croatia Zagreb. In der Saison 2016/17 trug er mit insgesamt 47 Toren maßgeblich zum Einzug von Valur Reykjavik ins Halbfinale des Challenge Cups bei und holte zusätzlich mit den Isländern das Double. Vor seinem Wechsel zu Bregenz stand der Goalgetter beim RK Nexe unter Vertrag, wurde kroatischer Vizemeister, war Finalist in nationalen Pokal und erreichte im EHF-Cup das Viertelfinale. „Josip hat in der Vorbereitung bereits eindrucksvoll gezeigt, dass er sowohl sportlich als auch menschlich eine Bereicherung ist. Er könnte die Position des Leaders einnehmen, der in Druckphasen die Verantwortung übernimmt und der Mannschaft mit seinen Toren die notwendige Sicherheit und Stabilität verpasst“, betont Burger.
Bekannte Namen im Trainerteam
Fachkundige Unterstützung im Unterfangen, den Verein in ein stabiles Fahrwasser zu steuern, erhält Burger von drei Weggefährten: Tamer Cirit, selbst noch beim ersten Titelgewinn als Spieler dabei, ist neuer Cotrainer. Daneben ist Ex-Zehnkämpfer Gerhard Röser wieder zurück und zeichnet für das Athletik- und Krafttraining verantwortlich. Geschlossen wird der Kreis durch den in Lindau wohnhaften Nikola Marinovic als Tormanntrainer. Der heute seinen 42. Geburtstag Feiernde ist zwar noch bei Amicitia Zürich tätig, wird aber zwei Mal pro Woche das Torhütertraining leiten.
Das erste Heimspiel in dieser Saison bestreiten die Bregenzer am 18. September gegen Meister Krems.
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