Wallner: Krankenquartiere in Spitalsnähe

VN / 16.03.2020 • 06:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Wallner: Krankenquartiere in Spitalsnähe
Die Regierungsmitglieder sind derzeit als Krisenmanager gefragt. Auch die Mitarbeiter von Hans-Peter Ludescher (r.) müssen in nächster Zeit an der Front, sprich an den Grenzen, agieren. VLK/SERRA

Vorrangiges Ziel ist es, das Gesundheitswesen vor dem Kollaps zu bewahren.

Bregenz Was Politiker gar nicht gerne tun, nämlich der Bevölkerung schlechte Nachrichten überbringen, gehört derzeit zum Alltag von Landeshauptmann Markus Wallner und seinem Team. Zu den primären Anliegen zählt unter anderem, das Gesundheitssystem vor dem Kollaps zu bewahren. Bis zu einer Größenordnung von 6000 Coronavirus-Infektionen sieht sich das Land gut vorbereitet.

Wer sich am Sonntag die Webcams von Mellau-Damüls oder anderen Skigebieten angesehen hat, sah noch volle Sonnenterrassen und gut frequentierte Pisten. Was sagen Sie diesen Leuten?

Wallner: Diese Menschen haben offensichtlich den Ernst der Lage noch nicht begriffen. Die Zahl der Infizierten steigt derzeit auch in Vorarlberg sprunghaft an. Deshalb möchte ich an dieser Stelle noch einmal einen dringenden Appell an die gesamte Bevölkerung richten: Reduzieren Sie Ihre Sozialkontakte auf ein Minimum! Nur so können wir es überhaupt schaffen, das Virus effektiv zu bekämpfen. Die nächsten Tage sind dafür ganz entscheidend, deshalb: wenn möglich zuhause bleiben!

Warum wurden die Skigebiete nicht schon am Freitag bzw. Samstag geschlossen?

Wallner: In Italien hat man gesehen, dass die Schließung von heute auf morgen zu chaotischen Zuständen führen kann. Wir haben uns deshalb entschlossen, die Lifte bis zum Ende der vergangenen Woche zu schließen, um eine geordnete Rückreise der Touristen zu ermöglichen.

In Ischgl haben wir gesehen, was in Skihütten passieren kann. Gab oder gibt es in Vorarlberg Anzeichen dafür, dass es hier auch irgendwo so war?

Wallner: Nein, dafür gibt es in Vorarlberg derzeit keine Anzeichen. Wir haben im Unterschied zu Tirol keine Hot-Spots im Land.

Müssen sich die Menschen jetzt in ihren Wohnungen und Häusern verschanzen?

Wallner: Nein, aber es gelten nun polizeilich kontrollierte Ausgangsbeschränkungen. Deshalb noch einmal meine dringende Bitte, sich an diese Vorgaben zu halten. Die Maßnahmen werden dazu führen, dass man zwangsläufig mehr Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen wird.

Wird neben dem Bund auch das Land ein Hilfspaket für die betroffene Wirtschaft schnüren?

Wallner: Die Gespräche mit den Wirtschafts- und Arbeitnehmervertretern dazu wurden bereits aufgenommen. Ziel muss es sein, existenzbedrohende Situationen für Arbeitnehmer und die Wirtschaft zu verhindern.

Wie gut sind die Krankenhäuser auf einen größeren Ausbruch vorbereitet? Gibt es genügend Intensivbetten und vor allem Beatmungsgeräte. Diese beiden Bereiche gelten als Nadelöhr.

Wallner: Die Krankenhäuser sind gut vorbereitet auf ein solches Szenario, und wir werden im Bedarfsfall die Kapazitäten ausweiten. Hierfür haben wir bereits Maßnahmen getroffen. Bei einer steigenden Zahl von Erkrankten ist es das Allerwichtigste, die medizinische Versorgung aufrecht zu erhalten. Deshalb haben wir einen Stufenplan für die kommenden Wochen erarbeitet, und je nach Szenario können wir die Anzahl der intensivmedizinischen Plätze aufstocken.

Bundeskanzler Kurz hat die Einrichtung von Lazaretten angekündigt. Wo würde ein solches Lazarett in Vorarlberg situiert?

Wallner: Steigt die Zahl der Erkrankten stark an, werden wir zusätzliche Krankenquartiere in Spitalsnähe bereitstellen. Das sind etwa die Gesundheits- und Krankenpflegeschulen, das Rehazentrum Schruns oder das Krankenhaus Maria-Ebene. Auch für diese Maßnahmen laufen die Vorbereitungen schon.

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