Rotes Kreuz: Permanent im Krisenmodus

Markus Gantschacher koordiniert beim Roten Kreuz die Infektionsteams.
Hohenems Wären die Zeiten normal, hätte Markus Gantschacher (47) schon längst sein Mountainbike aus dem Winterschlaf geholt und die erste Tour absolviert. Doch normal ist derzeit kaum noch etwas, auch nicht der Alltag des Hohenemsers, der sich wie viele andere permanent im Krisenmodus bewegt. In seiner Funktion als Bereichsleiter für Rettungs- und Krankentransporte beim Roten Kreuz obliegt es Gantschacher, die stationären und mobilen Testmöglichkeiten auf das Coronavirus am Laufen zu halten. Das heißt in der Praxis, stets genügend Personal und Material bereitzustellen. “Beim Stützpunkt in Röthis sind jeden Tag 20 Personen beschäftigt”, verdeutlicht Markus Gantschacher. Die mobilen Infektionsteams, die mit je einem RK-Mitarbeiter sowie einem Arzt besetzt sind, stehen auch in der Nacht in Bereitschaft. Einsatz rund um die Uhr ist gefordert. “Es besteht eine große Bereitschaft bei den Kolleginnen und Kollegen, mitzuhelfen, wo immer es nötig ist”, spricht Gantschacher dankbar von einer riesigen Solidarität innerhalb der Blaulichtorganisation.
Etwas Neues
Seit 28 Jahren arbeitet Markus Gantschacher nun schon beim Roten Kreuz. Es war die klassische Karriere: vom Zivildienst über das Ehrenamt in die Hauptberuflichkeit. Er hat seinen Entschluss, zu bleiben, noch nie bereut. Eine Situation, wie sie derzeit herrscht, hat er allerdings auch noch nicht erlebt. “Natürlich haben wir immer wieder das Vorgehen bei Infektionstransporten geübt”, sagt Gantschacher. Das helfe jetzt schon, aber: “In dieser Ausprägung ist es für uns alle etwas Neues.” Das Spezielle am momentanen Zustand erklärt der erfahrene Notfallsanitäter so: “Katastrophen, wie wir sie kennen, kommen plötzlich. Dafür kann man Einsatzpläne festlegen. Bei der Coronakrise ist es umgekehrt. Sie hat klein begonnen und verlangt schon aus diesem Grund eine ganz andere Planung.”
Diese Notwendigkeit hält alle in Atem und auf Trab. In der stationären Teststation in Röthis werden derzeit pro Tag weit über 200 Proben abgenommen. In Hohenems wurde die dortige Rotkreuz-Dienststelle zum Infektionsstützpunkt umfunktioniert, von dem aus notwendige Infektionstransporte abgehen. Ein weiterer solcher Stützpunkt ist im Raum Walgau-Bludenz geplant. Die Standorte sind bewusst gewählt, denn die Landeskrankenhäuser Hohenems und Bludenz sind bekanntlich als Coronaspitäler ausgewiesen. In beiden Krankenhäusern ist der reguläre Betrieb bereits drastisch eingeschränkt worden.
Getrennte Teams
Markus Gantschacher ist froh, ob der zahlreichen Aufgaben so viel Unterstützung aus den eigenen Reihen zu erhalten. Die Ich-Form klammert er im Gespräch aus, für ihn zählt der Teamgeist. Deshalb weiß er auch um die Sorgen, die sich seine Mitarbeiter machen. “Sie agieren ja an vorderster Front.” Die Angst, sich das Virus einzufangen und mit in die Familie zu schleppen, ist vor diesem Hintergrund nachvollziehbar. Gesprächsmöglichkeiten sollen helfen, die Verunsicherung in kontrollierbare Bahnen zu lenken. Gearbeitet wird im Schichtbetrieb und in getrennten Teams. “Damit haben wir Ersatzpersonal zur Verfügung, wenn es notwendig werden sollte”, erläutert Gantschacher. Er ist außerdem sehr darauf bedacht, dass die Kollegenschaft die ausgegebenen Regeln einhält. Ab und an muss er sie daran erinnern, was er aber versteht: “Es ist manches gewöhnungsbedürftig.”
Daneben wird regelmäßig der Umgang mit der Schutzausrüstung trainiert. Das muss sitzen. “So wichtig wie jetzt war das noch nie”, muss selbst der zertifizierte Notfallsanitäter einräumen.
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