Wie Corona-Krise “Netz für Kinder” zu schaffen macht

VN / 19.06.2020 • 14:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Wie Corona-Krise "Netz für Kinder" zu schaffen macht
Conny Amann, Hubert Löffler und Christine Wiesenegger (v.l.) hoffen auf bessere Zeiten. NFK

Schwerwiegende Folgen der Coronakrise für Kinder befürchtet

Bregenz Die Nachwehen der Coronakrise könnten auch für Kinder und Jugendliche dramatisch ausfallen. Das befürchtet jedenfalls Hubert Löffler, Obmann des Vereins Netz für Kinder. Bis zu fünf Prozent muss das Sozialressort laut den Vorgaben des Landes einsparen. Auch dem Netz für Kinder fehlt es an Geld. Die Spendeneinnahmen sind heuer bereits um 30 Prozent eingebrochen. Um öffentliche Mittel ansuchen will der privat geführte Verein jedoch nicht. Vielmehr hofft Löffler, dass die Kinder- und Jugendhilfe oder die Mindestsicherung mehr monetäre Unterstützung erhalten. „In diesen Bereichen zu reduzieren wäre wie der Versuch, Löschwasser einzusparen, weil die Flammen stärker geworden sind“, packte er bei einer Pressekonferenz das drohende Szenario in Bilder. Das Netz für Kinder will ebenfalls nicht untätig bleiben und startet im Herbst mit der „talENTE.schmiede“, einem Projekt, das Eltern in ihrem Erziehungsalltag unterstützen will.

Betreuungsbedarf steigt

Als Ort der Pressekonferenz wurde der Spielplatz in den Bregenzer Seeanlagen gewählt. Die wetterbedingte Tristesse spiegelte auch die Stimmung der Vereinsvertreter wider. „Wir haben die große Sorge, dass aufgrund von Corona noch mehr Kinder und Jugendliche unter die Räder geraten“, formulierte Hubert Löffler seine Bedenken schnörkellos. Die vom Netz für Kinder betreuten Familien stammen nämlich vorwiegend aus ärmlichen Verhältnissen, haben einen niedrigen Bildungsstandard und leben oft isoliert. Dazu kommen die finanziellen Einbußen durch Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit. Das lasse einen steigenden Bedarf an Mindestsicherung erwarten. Löffler schätzt ihn auf bis zu 50 Prozent. „Schon jetzt gibt es mehr Nachfrage nach Betreuungsbedarf“, erklärte er. Derzeit betreut das Netz für Kinder 120 Familien.

Mehr Gewalt gegen Kinder

Auch der Kinderschutz war laut den Vereinsvertretern in den vergangenen Wochen nur schwer sicherzustellen. Dass sich die Situation in nächster Zeit kaum entspannen wird, ergeben erste Rückmeldungen der betreuenden Einrichtungen. „Gewalt gegenüber Kindern und miterlebte Gewalt steigen an“, beschrieb Conny Amann, zuständig für die Spendenrekrutierung, einige Details. Rund 300.000 Euro jährlich benötigt das Netz für Kinder für die sozialpädagogischen Kindergruppen, das „talENTE.mobil“ sowie das Ehrenamtlichen-Netz. „Wir brauchen Geld“, wurde Amann deutlich. Coronabedingt fielen heuer zahlreiche Veranstaltungen, die solches in die Kasse spülen, aus. Deshalb soll eine neue Broschüre mit dem Titel „Jetzt noch mehr“ die Spendenlust wieder anregen. Das Geld kommt ausschließlich in Vorarlberg zum Einsatz.

Hohe Armutsgefährdung

Wie prekär die Bedingungen für viele Familien sind, legt die von der Statistik Austria noch vor Corona errechnete Armutsgefährdungsquote offen. Österreichweit lag sie bei 13,3 Prozent, das sind rund 1,1 Millionen Menschen. Über 300.000 sind unter 18 Jahren. In Vorarlberg sind knapp 18 Prozent armutsgefährdet, das entspricht 68.000 Personen. „Armut von Familien steht in engstem Zusammenhang mit Kindern“, betonte die Geschäftsführerin des Vereins, Christine Wiesenegger. Der Appell aller lautete: „Unterstützen Sie uns weiterhin. Jeder Beitrag hilft einem Kind weiter.“

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