Wegen Coronakrise: Kirche gewährt bei Kirchenbeitrag Erlass

VN / 25.06.2020 • 05:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Wegen Coronakrise: Kirche gewährt bei Kirchenbeitrag Erlass
Das Licht als Hoffnung: Viele Gläubige zündeten in der Krise viele Kerzen an. VN/STEURER

Bei finanziellem Engpass gewährt Kirche großzügig Nachlass beim Kirchenbeitrag.

Feldkirch Post von der Kirchenbeitragsstelle bedeutet meistens nur eines: Der jährliche Beitrag ist fällig. Nach der Coronakrise haben jedoch selbst die Gläubigen vielfach andere Sorgen. Dieser Tatsache verschließt sich auch die Katholische Kirche nicht. „Je nachdem, wie sich die wirtschaftliche Situation darstellt, passen wir den Kirchenbeitrag an oder erlassen ihn für heuer zur Gänze“, erklärt Andreas Weber, Direktor der Finanzkammer der Diözese.

Bauvorhaben gestoppt

Wie stark der finanzielle Schuh bei den Beitragszahlern drückt, zeigt sich an den Anfragen, mit denen die Kirchenbeitragsstellen in Dornbirn und Feldkirch derzeit konfrontiert sind. Weber berichtet von rund 1000 Anrufen pro Woche und ebenso vielen E-Mails. In begründbaren Fällen kann die Reduktion bis zu 20 Prozent betragen, Arbeitslose müssen heuer überhaupt keinen Kirchenbeitrag bezahlen. „Wir verlassen uns bei den Angaben auf die Ehrlichkeit der Menschen und sind deshalb auch gerne angemessen großzügig“, sagt Weber. Gefeilscht ums Geld wird demnach nicht. Die Gespräche verlaufen sehr ruhig.

Stabilitätsfaktor

Jährlich fließen rund 26 Millionen Euro an Kirchenbeiträgen in die Kasse der Diözese Feldkirch. Corona wird aber auch hier seine Spuren hinterlassen. Andreas Weber rechnet mit Einnahmenrückgängen in der Größenordnung von fünf bis acht Prozent. Aus diesem Grund seien bereits Bauvorhaben reduziert und gestoppt worden. Warten müssen die Kirchen in Koblach und Dalaas, wo Innensanierungen erforderlich wären, sowie ein ebenfalls renovierungsbedürftiges Gebäude in der Nähe des Marianums in Bregenz. Dieses Projekt wurde laut Weber in Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt vorläufig verschoben. Die Arbeiten in den genannten Kirchen werden in den kommenden zwei Jahren nachgeholt.

Jetzt sollen erst einmal die Beitragszahler finanziell wieder auf die Füße kommen. Als die ersten Zahlungsaufforderungen hinausgingen, habe schon eine gewisse Nervosität geherrscht, räumt der Chef der diözesanen Finanzkammer ein. Für Entspannung sorgten dann aber Meldungen aus anderen Diözesen, die von unaufgeregten Abläufen solcher Kundenkontakte kündeten. „Wir haben auch unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechend geschult“, fügt Andreas Weber an und bestätigt erfreut: „Es gibt kaum Diskussionen.“ Er führt das unter anderem darauf zurück, dass die Kirche in der Zeit der Krise ein wichtiger Stabilitätsfaktor für die Menschen war. „Sie hat Halt gegeben.“ Davon zeugen für Weber auch die Kerzen, die in den Wallfahrtskirchen angezündet wurden: „Es waren noch nie so viele.“

Zeitliche Begrenzung

Nachlass und Reduktion des Kirchenbeitrags sind zeitlich begrenzt. „Die Leute werden gebeten, sich zu melden, wenn die finanzielle Lage eine Bezahlung zulässt“, erläutert Andreas Weber, der auch darauf vertraut, dass die Großzügigkeit nicht ausgenutzt wird. Im Jänner 2021 erfolgt die Vorschreibung des Kirchenbeitrags dann wieder in gewohnter Weise und Höhe. Von den daraus resultierenden Einnahmen fließen knapp 60 Prozent in Form verschiedenster Zuwendung in die 126 Pfarren des Landes zurück.

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