Aus für geplante Naturwaldzelle Laterns

VN / 24.07.2020 • 16:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Das von der Gemeinde vorgeschlagene Gebiet im Lachenwald wurde von der Forstabteilung des Landes als nicht geeignet beurteilt.
Das von der Gemeinde vorgeschlagene Gebiet im Lachenwald wurde von der Forstabteilung des Landes als nicht geeignet beurteilt.

Forstabteilung des Landes sieht Naturwaldzelle im vorgeschlagenen Bereich kritisch. Bürgermeister enttäuscht.

Laterns Die Holznutzung ist in Laterns ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und auch Konfliktstoff. Dispute zwischen Jagd und Forst kommen häufiger vor. Dieser Streit spielt, das sagen zumindest einige, auch bei den Plänen für eine Naturwaldzelle im Lachenwald, die die Gemeinde seit 2016 vorantreibt, eine Rolle. Hier möchte die Gemeinde 23 Hektar Waldfläche zu einer Naturwaldzelle machen. Das bedeutet, dass der Wald sich selbst überlassen werden sollte. Das rief Kritiker auf den Plan: Die ehemalige Gemeindevertreterin Doris Zimmermann und weitere Laternser vermuten andere Absichten hinter den Plänen. Unterhalb der Fläche befindet sich ein Wildgatter, es gehe um Jagdinteressen, nicht um Naturschutz, argumentierten sie. Die Kritiker wandten sich 2018 an den Landesvolksanwalt, der bat Umweltlandesrat Johannes Rauch den bereits vorbereiteten und unterschriftsreifen Vertrag nochmals zu prüfen.

Mittlerweile hat sich das Land mit dem Thema beschäftigt, auch die Forstabteilung unter Landesrat Gantner wurde hinzugezogen. Die hat jüngst ein Gutachten erstellt, das sich gegen den geplanten Standort ausspricht. Er halte ihn nicht für geeignet, erklärt Gutachter Stefan Phillip gegenüber den VN: “In der Regel sind Naturwaldzellen von einem Natura-2000-Gebiet umgeben”, erklärt er. Auch handle es sich um keine seltene Waldgesellschaft, Fichtenwälder sind in Vorarlberg typisch. Am schwersten wiege aber, dass der Wald aufgrund von starkem Wildaufkommen in seiner natürlichen Verjüngungsfunktion gehemmt ist. Junge Bäume wachsen nicht nach, es bilden sich Freiflächen. Das sei problematisch, weil dieser Wald eine Schutzwaldfunktion für eine darunter liegende Straße habe.

Bürgermeister Gerold Welte sieht das anders, er verweist auf ein anderes, viel längeres Gutachten, das ebenfalls im Auftrag des Landes erstellt worden sei und zum Schluss kam, dass das Gebiet sehr wohl wie geplant ausgewiesen werden könne. Es würde einen positiven Beitrag zur Artenvielfalt und zur Kohlenstoffspeicherung leisten. “Die geplante Naturwaldzelle hat nur mit Naturschutz zu tun, nicht mit der Jagd”, betont Welte.

“Nicht am vorgesehenen Standort”

Beim Land scheint die Entscheidung aber gefallen. In einem Gespräch zwischen Welte und den Landesräten Rauch und Gantner habe man den Bürgermeister um Verständnis gebeten, dass eine Naturwaldzelle aus fachlicher Sicht am vorgesehenen Standort nicht stattfinden wird können, teilt das Büro von Landesrat Rauch mit. Man habe der Gemeinde aber angeboten, alternative Standorte zu untersuchen. Bürgermeister Welte will dieses Ergebnis nun mit der Gemeindevertretung besprechen. Auch ohne eine ausgewiesene Naturwaldzelle könnte die Gemeinde im Gebiet wie in den letzten Jahrzehnten auf Forstarbeiten verzichten. Man würde damit lediglich um Föderungen umfallen. Das wäre auch aus der Sicht von Forstexperte Phillip möglich. Der Wald sei zwar durch das Wild geschädigt, aber die Lage noch nicht kritisch. Die Gemeinde müsse aber die Lage im Blick behalten, damit der bestehende Wald auch weiter seine Schutzfunktion wahrnehmen kann.

Das Schaffen einer Naturwaldzelle ist prinzipiell zu begrüßen, darin sind sich alle Beteiligten, von Zimmermann über Welte bis hin zu den Landesräten, einig. Der aktuelle Vorschlag der Gemeinde wird es aber nicht werden, man darf gespannt sein, ob es einen neuen Vorstoß geben wird.

Du hast einen Tipp für die VN Redaktion? Schicke uns jetzt Hinweise und Bilder an redaktion@vn.at.