Kinder und Behinderte warten Monate auf Zahnarzttermine

Gerade Kinder und Menschen mit Behinderung blicken derzeit beim Zahnarzt durch die Finger. Im Rheintal ist abseits von Bregenz keine Behandlung möglich.
Bregenz Wenige nehmen einen Besuch beim Zahnarzt auf die leichte Schulter. Die Behandlung von Kleinkindern und auch von Menschen mit geistigen Beeinträchtigungen hat noch zusätzliche Herausforderungen. Diese müssen oft in einem Krankenhausunter Vollnarkose behandelt werden. Die derzeitige Wartezeit liegt laut Kennern der Situation bei sieben Monaten, auch Akutfälle müssen warten. Mehrere Hundert Patienten sind auf das Angebot angewiesen, ein Verteilungsschlüssel wurde vor Jahren ausgearbeitet. Trotz diesem und dem vorhandenen Versorgungsauftrag klappt die Behandlung derzeit jedoch nur in zwei der vier Bezirke.
Auf OP-Säle und Personal angewiesen
Die Gründe dafür sind vielfältig: Auf der einen Seite stieg in den letzten Jahren die Zahl der jungen Patienten mit schwerwiegenden zahnmedizinischen Problemen. So spricht ein Zahnarzt gegenüber den VN von oft desaströsen Zuständen bereits bei Kindern im Alter von drei Jahren. Hinzu komme, dass Kinder oft erst bei akuten Schmerzen zum Arzt gebracht werden. Andererseits gibt es nur wenige Behandlungsmöglichkeiten. Im Bezirk Bludenz sind es drei Zahnärzte, einer kurz vor der Pensionierung. In Bregenz gibt es eine weitere Zahnärztin mit Karenzvertretung, in den Bezirken Dornbirn und Feldkirch derzeit keinen. Auf der anderen Seite benötigen die Zahnärzte für die Behandlung einen entsprechenden OP-Saal wie auch Personal und Ressourcen der Spitäler für die Eingriffe, vor allem im Bereich der Anästhesie. Es brauche also sowohl die Zahnärzte wie auch die Kapazitäten an Behandlungsräumen und ein gutes Auskommen zwischen den Zahnärzten und den Primaren.
In Bludenz und Bregenz funktioniere die Zusammenarbeit sehr gut, betonen die Krankenhausbetriebsgesellschaft, Landesrätin Martina Rüscher und auch dort tätige Zahnärzte. Alle seien sehr bemüht, auch kurzfristig frei werdende OP-Zeiten für diese Zahnbehandlungen zu nutzen. Dies gelte jedoch nicht im ganzen Land, hört man von Zahnärzten. In Dornbirn warf der letzte Zahnarzt, der Menschen mit Behinderung am Krankenhaus behandelte, erst kürzlich das Handtuch, wohl auch aus Protest. Seit Jahren sei es eher schwieriger als einfacher für ihn geworden, die notwendigen OP-Zeiten zu bekommen, die Wartezeit habe sich daher auf zwei Jahre aufgebaut. „Im Krankenhaus Dornbirn mussten die OP-Kapazitäten für alle Fächer, so auch für die Zahnbehandlungen, leider aufgrund des OP-Umbaus reduziert werden“, spricht man dort von einer allgemeinen Herausforderung und vertröstet auf die Zukunft. „Sofern das Krankenhaus Dornbirn vom Landesgesundheitsfonds dafür einen Auftrag bekommt, können mit Fertigstellung des OP-Umbaus ab Herbst 2021 wieder Zahnbehandlungen stattfinden.“ Auch am LKH Feldkirch gab es unter dem bisherigen Primar der Kieferchirurgie keine entsprechende Behandlungsmöglichkeiten, klagen Zahnärzte.
Rüscher will Zahngipfel
„Die Wartezeiten haben sich bereits verbessert, sind aber immer noch zu lange“, betont Rüscher. Ein Zahngipfel des Landes mit der Zahnärztekammer, den Spitälern und Behindertenvertretern soll nun nach Ursachen und Lösungen forschen. Die Landesrätin hofft dabei auch auf eine Verteilung der Aufgaben auf mehreren Schultern. So werde man überlegen, ob und welche Behandlungen unter Narkose auch in Zahnambulatorien möglich wären.
Doch betrifft dies nicht nur Kinder, sondern auch Menschen mit Behinderung. Rüscher will hier auch abseits der Zahnmedizin Verbesserungen erreichen. So gäbe es Überlegungen für inklusive Stationen, spezialisiert auf die Behandlung von Personen mit Behinderung. Rüscher präferiert einen anderen Ansatz: „Alle Krankenhäuser sollten zur Inklusion fähig sein und die Menschen optimal versorgen können.“ Hinzu kommt, dass künftig auch Feldkirch wieder entsprechende Behandlungsmöglichkeiten bieten könnte.