Bangen wegen Grippe-Impfstoff

Impfwillige lassen sich schon auf Wartelisten setzen.
Bregenz Nicht einmal zehn Prozent der Bevölkerung ließen sich im vergangenen Jahr gegen Grippe impfen. Österreichweit mussten 50.000 Dosen an Grippeimpfstoff entsorgt werden, weil sie nicht gebraucht wurden. Inzwischen hat sich das Blatt gewendet, und dafür sorgte das Coronavirus. In Apotheken stehen die Impfwilligen schon jetzt Schlange, lassen sich auf Wartelisten setzen oder bezahlen den Impfstoff schon im Voraus, um ja sicher eine Dosis zu bekommen. Selbst niedergelassene Ärzte wissen nicht, ob sie für ihr Personal genug Impfstoff erhalten. „Die Kontingente in den Apotheken sind offenbar sehr knapp“, erzählt ein Mediziner. Da es sich um eine freiwillige Impfung handelt, können Ärzte den Impfstoff nicht selbst ordern, sondern müssen ihn, wie alle anderen in der Apotheke holen.
Dreifach höherer Zuspruch
Derzeit können die Apotheker allerdings wenig bis gar nichts ausrichten. Zum einen ist der Grippe-Impfstoff noch nicht ausgeliefert, zum anderen die Unsicherheit groß, ob die bestellte Menge überhaupt zur Verfügung steht. „Aus heutiger Sicht sollte dem aber so sein“, bestätigt Susanne Schützinger-Österle, Vizepräsidentin der Vorarlberger Apothekerkammer, auf VN-Nachfrage. Das wären dann gut 15.000 Dosen, auf die zurückgegriffen werden könnte. Ob sie ausreichen, bleibt dahingestellt. Frühestens Ende September wird der Influenza-Impfstoff erhältlich sein. Die Coronakrise verzögerte nämlich auch die Produktion. Die Nachfrage ist aber bereits jetzt groß. „Es wollen sich deutlich mehr Leute impfen lassen“, hat auch Susanne Schützinger-Österle festgestellt.
Bundesweit wird heuer coronabedingt mit einem dreifach höheren Zuspruch zur Grippeimpfung gerechnet. „Es geht darum, die Fälle von Influenza zu reduzieren, damit Spitalsbetten im Fall des Falles für Coronapatienten frei bleiben“, erklärt Schützinger-Österle den Hintergrund. Angst oder Panik wegen einer Grippe seien also nicht angebracht, auch nicht bei Personen, die möglicherweise keinen Impfstoff mehr erwischen. Für jene, die sich regelmäßig gegen Grippe impfen lassen, hat die Apothekerin eine gute Nachricht: „Diese Leute verfügen bereits über einen höheren Schutz.“ Susanne Schützinger-Österle verweist noch auf die aktuelle Pneumokokken-Impfaktion: „Speziell für Risikogruppen wäre es ratsam, sich gegen die bakterielle Lungenentzündung impfen zu lassen.“
Land wird wieder aktiv
Die 15.000 Impfdosen wurden von den Apotheken auf Basis des Verbrauchs der vergangenen Jahre bestellt. Das Land wurde ebenfalls aktiv und hat, wie berichtet, in den USA 5000 Dosen eines Grippeimpfstoffs bestellt, der jedoch nur für Personen ab 65 Jahren zugelassen ist. Er soll im Dezember lieferbar sein und kostenfrei in Pflegeheimen eingesetzt werden. Unterdessen hat das Land einen weiteren Versuch gestartet, um an zusätzlichen Grippeimpfstoff zu kommen. „Es hat sich eine neue Quelle aufgetan, die wir mittels Sammelbestellung über die Bundesbeschaffungskommission anzuzapfen versuchen“, berichtet Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher von einem diesbezüglichen Vorstoß mehrerer Bundesländer. Auch ihr ist die unsichere Lage bewusst. Umso mehr hofft sie, dass sich besagte Quelle ergiebig zeigt. Die zusätzlich gewünschte Menge gibt Rüscher mit 5000 bis 10.000 Dosen an.
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