Deshalb gibt es für die ambulante Psychotherapie mehr Geld

Coronakrise hat den Bedarf steigen lassen. ÖGK reagiert.
Dornbirn Die Wartelisten sind lang. Wer eine ambulante Psychotherapie benötigt, braucht Geduld. Die Coronakrise hat die Situation noch verschärft. Viele Menschen werden von Existenz- und Zukunftsängsten geplagt. Depressive Verstimmungen, Angststörungen, Panikattacken und anderes seelisches Ungemach können die Folge sein. „Aus Rückmeldungen von unseren Partnern wissen wir, dass psychische Erkrankungen zunehmen“, bestätigt ÖGK-Landesstellenobmann Manfred Brunner auf VN-Nachfrage. Jetzt wird auf das Problem reagiert und zusätzliches Geld für die nichtärztliche Psychotherapie zur Verfügung gestellt. Es handelt sich um 600.000 bis 700.000 Euro, die Vorarlberg von der ÖGK erhält. Weiters ist die Einrichtung einer Clearingstelle geplant. Hier sollen Experten den individuellen Bedarf eines Klienten abklären. Das verhindert laut Brunner sogenannte „Drehtür-Patienten“ und macht Ressourcen frei. Offizieller Start ist im Jänner 2021.
Schnelle Hilfe
Seit 2015 gibt es das Modell „Psychotherapie Vorarlberg“. Vertragspartner der ÖGK-Landesstelle sind das Institut für Sozialdienste (IfS), pro mente sowie die Krebshilfe. Der Finanzrahmen für psychotherapeutische Interventionen bei diesen Einrichtungen liegt inzwischen bei 1,2 Millionen Euro. Vertraglich vereinbart ist die Behandlung von jährlich 3450 Personen. Wartelisten und Wartezeiten sind trotzdem immer länger geworden. „Das ist nicht gut, diese Leute brauchen schnelle Hilfe“, konstatiert Manfred Brunner. Die ungünstige Entwicklung hat die ÖGK veranlasst, einen österreichweiten Maßnahmenplan in Auftrag zu geben. Rund 15 Millionen Euro sollen zu einer Verbesserung der Versorgung beitragen, zwischen 600.000 und 700.000 Euro könnte Vorarlberg lukrieren. „Wir hoffen, damit den zusätzlichen Bedarf an nichtärztlicher Psychotherapie decken und die Wartelisten schnell abarbeiten zu können“, sagt der ÖGK-Landesstellenchef.
Gute Erfahrungen
Gleichzeitig wird an der Realisierung einer Clearingstelle gearbeitet. „Es geht darum, für jeden Klienten das passende Angebot zu finden“, erklärt Manfred Brunner. Mitunter könne es nämlich sein, dass die Person etwas ganz anderes brauche, etwa die Schuldenberatung oder eine Familientherapie. Das zu eruieren ist Aufgabe der Mitarbeiter in der Clearingstelle, die beim IfS angesiedelt würde. In Tirol gibt es bereits Erfahrungen mit Clearingstellen. Sie sind laut Brunner positiv. So habe sich beispielsweise gezeigt, dass oft schon ein paar Stunden in einer Gruppe reichen, um psychisch angeschlagene Menschen zu stabilisieren. Die Umsetzung dieses Projekts erfolgt in enger Abstimmung mit dem Land, das aus dem Sozialfonds auch einen Großteil der nichtärztlichen Psychotherapie finanziert. Die Klienten bezahlen einen Selbstbehalt, der sozial gestaffelt und mit 15 Euro pro Stunde begrenzt ist.