Corona wird zum Härtetest für Spitäler

In Vorarlberg ist die Lage ernst, aber noch nicht dramatisch.
bregenz Was niemand wollte, könnte nun doch eintreten: Das Coronavirus wird zum Härtetest für das Gesundheitssystem. Rigorose Maßnahmen wie der Lockdown verhinderten im Frühjahr den befürchteten Exodus einigermaßen erfolgreich. Jetzt, im Herbst, scheint das nur noch bedingt zu gelingen. Die Krankenhausbetten füllen sich österreichweit unaufhörlich mit Covid-19-Patienten. Besonders die Intensivbetten werden da und dort schon knapp. Auch Vorarlberg macht da keine Ausnahme.
430 Covidbetten
Wurden am Sonntag noch 43 Covid-19-Infizierte in den Spitälern des Landes behandelt, waren es Dienstagnachmittag bereits 69, davon brauchen elf Patienten eine intensivmedizinische Betreuung. Zumindest diese Zahl ist, im Gegensatz zu den Neuinfektionen, die mit 258 neuerlich anzogen, nicht gestiegen. Während im Bundesländervergleich aber schon von einer kritischen Situation gesprochen wird, relativiert Gerald Fleisch, Direktor der Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG). “Die Situation ist ernst, aber nicht dramatisch”, betont er auf VN-Nachfrage und lässt dafür Zahlen sprechen. Vorarlberg verfügt über insgesamt 1900 Spitalsbetten, 430 davon sind für Covidpatienten vorgesehen. “Derzeit belegt sind 69”, sieht Fleisch noch einen gehörigen Puffer gegeben. Elf Covidpatienten benötigten eine intensivmedizinische Behandlung. Auch hier sind noch Kapazitäten verfügbar. An Intensivbetten stehen gesamt 51 zur Verfügung. “Bei Bedarf können diese um weiter 53 Beatmungsplätze aufgestockt werden”, rechnet Gerald Fleisch vor.
Ausgewiesene Covidspitäler, wie es während der ersten Pandemiewelle der Fall war, als Bludenz und Hohenems für Covidpatienten geräumt wurden, soll es nicht mehr geben. Jedes Krankenhaus leiste seinen Beitrag. Welchem Spital ein Covidpatient zugewiesen wird, hängt laut Fleisch einzig von der medizinischen Indikation ab. Zum heutigen Zeitpunkt schließt der KHBG-Direktor auch eine Leistungsreduktion in den Häusern aus. “Wir laufen in allen Bereichen im Vollbetrieb.” Sollte sich die Situation verschärfen, müsste ein Zurückfahren allerdings überlegt werden. Eine seriöse Aussage sei dazu jedoch nicht möglich. Was notwendige Maßnahmen betrifft, orientieren sich die Spitäler an einem Stufenplan. So könnte ein weiterer Schritt darin bestehen, Stationen für Covidpatienten freizumachen.
Die Wiedererrichtung des 200 Betten starken Notversorgungszentrums auf dem Messegelände in Dornbirn stellt für Gerald Fleisch hingegen die letzte Option dar, aber: “Wir beobachten die Entwicklung tagtäglich sehr genau.” Am Limit sei das Gesundheitswesen jedenfalls noch nicht. Auch beim Personal zeigt sich das Coronavirus noch gnädig. 30 Mitarbeiter sind positiv getestet, insgesamt 60 in Quarantäne.